Wie Facebook Nutzern in Europa die Gesichtserkennung unterjubelt
Facebook und Datenschutz - davon kann mittlerweile nicht nur Max Schrems gefühlte 180 Arien singen. Ungeachtet dessen, dass das soziale Netzwerk Besserung versprochen hat und die Privatsphäre seiner User künftig besser gewähren will, nutzt es die Umsetzung der neuen, strengeren EU-Datenschutzvorgaben gleich aus, um eine umstrittene Technologie einzuführen: Die in Europa bisher nicht verwendete Gesichtserkennung.
Facebook sieht deswegen in den USA derzeit Sammelklagen entgegen. Und auch die deutsche Verbraucherzentrale warnt in einem aktuellen Beitrag vor der Technologie. Das Risiko sei zu groß, dass nach dem Scannen sämtlicher Fotos und Videos diese Daten mit anderen Unternehmen geteilt werden. Diverse Nutzer, darunter auch futurezone-Leser und -Redakteure, wurden in ihren Accounts bereits aufgefordert den neuen Nutzungsbedingungen, aber eben auch Werberichtlinien und der Gesichtserkennung zuzustimmen.
Einseitige Darstellung pro Gesichtserkennung
Für Kritik sorgt einmal mehr die Präsentation der Optionen. So werden Nutzer dazu animiert, die Gesichtserkennung zu verwenden. Der selbsterklärende Button mit "Akzeptieren und fortfahren" ist blau hinterlegt, eine negative Entsprechung fehlt - vielmehr muss man auf einen ausgegrauten Knopf drücken, bei dem "Dateneinstellungen verwalten" steht.
Klickt man darauf, kommen diverse Beispiele, welche einmal mehr die Gesichtserkennung loben bzw. mit negativen Konsequenzen drohen ("ein Fremder kann sich für dich ausgeben"), sollte man diese nicht aktivieren. In einem nächsten Schritt kann man schließlich endlich die Option auswählen, die Technologie nicht zu verwenden.
Eine ähnliche einseitige Vorgangsweise zeigte sich bereits im Schritt zuvor bei den Werberichtlinien. So drängt Facebook Nutzer dazu, bei personalisierter Werbung zuzustimmen. Um dieser Anfrage nicht zuzustimmen, muss man einmal mehr gegen die von Facebook vorgegebene Linie stimmen und diverse Zwischenschritte erledigen.
Zustimmen oder Facebook löschen
In einem letzten Schritt müssen Nutzer schließlich den neuen Nutzungsbestimmungen zustimmen. Hier sind die Optionen schnell nacherzählt. Entweder man stimmt mit Klick auf den gut ersichtlichen blauen Button zu. Wer die Nutzungbedingungen nicht akzeptieren möchte, findet als ausgegraute Fußnote den Hinweis auf weitere Möglichkeiten. Danach folgt eine weitere Aufforderung den Nutzungsbedingungen zuzustimmen, um Facebook überhaupt weiter nutzen zu können. Wenn nicht, könne man Facebook nicht weiter nutzen, sein Konto löschen und eine Kopie der eigenen Informationen herunterladen.
Dass Nutzungsbedingungen akzeptiert werden müssen, um einen Dienst zu nutzen, liegt auf der Hand. Der österreichische Datenschützer Andreas Krisch wies auf Twitter jedoch darauf hin, dass die Kopplung derartiger Einwilligungen zur Nutzung wesentlicher Leistungen eines Dienstes laut EU-Datenschutz-Grundverordnung problematisch sein könnte.