Asus ZenWatch im Test: Der schönste Kompromiss
Das Erfolgsrezept von Smartwatches scheint simpel zu sein: Man darf der Uhr nicht anmerken, dass es sich eigentlich um eine Smartwatch handelt. LG und Motorola haben eindrucksvoll vorgelegt, wie sich die neue Geräteklasse und klassische Zeitmesser erfolgreich kombinieren lassen. Auch Apple konnte sich diesem Trend nicht entziehen und lieferte statt einem futuristischen Konzept Traditionelles ab (auch wenn sie laut Apple ihre Ursprünge im iPod Nano hat).
Nun gesellt sich Asus zum Kreis der Smartwatch-Anbieter und versucht es mit einem dezenten, aber stilvollen Design. Die ZenWatch unterbietet mit einer UVP von 229 Euro die aktuelle Android Wear-Konkurrenz von Motorola und LG, doch kann sie auch mit Leistung überzeugen? Die futurezone hat Asus erste Smartwatch getestet.
Auf den ersten Blick hat Asus Erstlingswerk optisch viele Gemeinsamkeiten mit der Apple Watch: Ein stark abgerundetes Gehäuse, versteckte Menü-Taste an der Seite sowie einfach tauschbare Armbänder. Dabei dürfte es sich aber um einen Zufall handeln, denn Asus hat die ZenWatch bereits eine Woche vor der offiziellen Ankündigung der Apple Watch enthüllt. Das Design weiß, obwohl es ohne rundes Display auskommt, zu gefallen.
Offene Kontakte auf Rückseite
Im Vergleich mit der Moto 360 fällt vor allem der große Rahmen um das Display unschön auf. Asus versucht die Ränder mit einem passenden Muster zu überdecken, dennoch wirkt der Platz verschwendet. Da Android Wear vollständig mit Gesten und Touch bedient werden kann, sind an der ZenWatch auch keine Tasten zu finden. Als Backup wurde lediglich eine “Home”-Taste an der Rückseite verbaut, mit der im Notfall die Smartwatch ausgeschaltet oder neugestartet werden kann. Legt man die Smartwatch an, ist diese Taste ohnedies nicht zu erreichen.
Schnelles Tauschen des Armbandes
Asus liefert ein schickes Leder-Armband mit 22 Millimetern Breite mit, das jederzeit getauscht werden kann. Hier macht es Asus dem Benutzer so einfach wie derzeit kein anderer Hersteller. Das Band verfügt an beiden Enden über kleine Hebel, mit denen der fixierende Stift leicht herausgedrückt werden kann. So lässt sich das Armband tatsächlich in einer Minute tauschen.
Bei der ZenWatch kommt ein 1,63 Zoll großer AMOLED-Bildschirm zum Einsatz, der auf die für Android-Wear-Smartwatches gängige Auflösung von 320 mal 320 Pixel setzt. Damit kommt man auf eine ordentliche Pixeldichte von 278 ppi, die eigentlich für eine scharfe Darstellung reichen sollte. Doch im Test fiel das Display durch ein deutlich sichtbares Raster auf, das das Ergebnis etwas trübte. Dies fällt vor allem bei weißen Flächen auf, die so durch das Raster “verschmutzt” werden. Ansonsten liefert das Display aber eine tadellose Leistung ab und kann gut mit dem P-OLED-Bildschirm der LG G Watch R mithalten.
Wie bei nahezu allen Android-Wear-Modellen (die Ausnahme bildet die Motorola Moto 360) setzt die ZenWatch auf Qualcomms Snapdragon 400, dessen vier Kerne mit je 1,2 GHz getaktet wurden. Unterstützt wird der SoC von 512 Megabyte RAM sowie 4 Gigabyte an internem Speicher. Das reicht für eine flotte Bedienung der Smartwatch aus, Ruckler beim Wechseln zwischen Karten und Apps gab es nicht.
Der verbaute Akku ist mit 360 mAh durchschnittlich bemessen. Im Test ließen sich im Always-On-Modus zwischen 20 und 24 Stunden Akkulaufzeit erreichen. Wird der Bildschirm nur per Geste aktiviert, ließ sich die Akkulaufzeit verdoppeln. Damit kann die ZenWatch zwar nicht mit der Laufzeit der LG G Watch R mithalten, man kann jedoch sorglos einen kompletten Tag ohne Ladegerät überstehen.
Tropfen ja, Untertauchen nein
Apropos Ladegerät: Hier setzt Asus auf eine Ladeschale aus Gummi, die ihren Zweck gut erfüllt und durch einen guten Halt auch das Laden unterwegs erlaubt. Die Ladestation der Moto 360 mag zwar schick sein, im Flugzeug oder Zug lässt sich die Smartwatch aber nur mühsam laden. Ein Nachteil gegenüber der G Watch R und der Moto 360 ist jedoch die niedrigere IP-Klassifizierung. Statt IP67- ist die ZenWatch nur IP55-zertifiziert und somit lediglich gegen Spritzwasser und Staub geschützt, Untertauchen ist nicht möglich. Über den Einsatz im Regen oder ein paar Tropfen beim Händewaschen muss man sich keine Sorgen machen, in ein Wasserbecken sollte sie jedoch nicht fallen.
Während sich LG vollständig auf Googles Android-Wear-Manager verlässt und Motorola lediglich eine optionale Connect-Suite anbietet, liefert Asus gleich eine Flut an eigenen Apps. Diese sind zwar nicht erforderlich, um die ZenWatch zu verwenden, ergänzen sie aber um sinnvolle Funktionen. Der ZenWatch-Manager ermöglicht, wie auch der Android-Wear-Manager, das Wechseln von Watchfaces. Zudem werden Smartwatch-Apps wie ein Kompass, eine Taschenlampe (ein weißer Bildschirm) und SOS, bei der eine SMS an Notfall-Kontakte abgesetzt werden kann, installiert.
Die gesammelten Fitness-Daten, wie zurückgelegte Schritte oder Puls, werden wiederum mit der Wellness-App aufbereitet. Diese stellt die Daten zwar hübsch dar, mehr als das beherrscht sie jedoch nicht. So können beispielsweise keine Trainings aufgezeichnet werden, auch eine Google-Fit-Integration fehlt. Die App ZenWatch Music erlaubt wiederum das Anlegen von Playlists und das Übertragen von Musikdateien auf die Smartwatch. So kann der Benutzer, Bluetooth-Kopfhörer vorausgesetzt, auch ohne Smartphone Musik über seine Smartwatch hören.
Asus reiht sich mit der ZenWatch erfolgreich in die Kategorie jener Smartwatches ein, die echten Uhren zum Verwechseln ähnlich sehen. Dabei beweist der Konzern aus Taiwan, dass ein edles Design auch ohne rundes Display möglich ist. Auch der Preis, der etwas günstiger als bei der Konkurrenz angesetzt ist, weiß in Anbetracht der Ausstattung zu überzeugen. Warum ist die ZenWatch nun aber “nur” ein Kompromiss? Zunächst kann man das Wort “nur” streichen, denn die ZenWatch ist nach wie vor eine gelungene Smartwatch.
Modell:
Asus ZenWatch
Display:
1,63 Zoll AMOLED-Bildschirm - 320 x 320 Pixel (278 ppi)
Prozessor:
1,2 GHz Quadcore (Qualcomm Snapdragon 400)
RAM:
512 MB
Speicher:
4 GB intern, kein microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android Wear
Anschlüsse/Extras:
microUSB über Ladegerät, Bluetooth 4.0, Pulssensor, IP55-zertifiziert
Akku:
360 mAh
Maße:
51 x 39,9 x 7,9; 50 Gramm
Preis:
229 Euro UVP