Bose SoundSport Free im Test: Bequemer Klotz am Ohr
Die SoundSport Free (200 Euro) sind die ersten True-Wireless-In-Ear-Headphones von Bose. Wie der Name schon vermuten lässt, sind die körperlich Aktiven die Zielgruppe für die SoundSport Free. In meinem Test haben sie sich aber nicht nur beim Laufen und Krafttraining, sondern auch im Alltag bewährt – trotz mehr als gewöhnungsbedürftiger Farbe und Form.
Die Kopfhörer sind in drei Farben verfügbar. Bose fand es anscheinend witzig die hässlichste Farbe für den Test zu schicken: Orange. Und nein, das ist in diesem Fall keine Einzelmeinung. Wenn Bose hinter dieser Farbe stehen würde, wäre sie auch auf der Produktseite zu sehen. Dort gibt es aber nur sportlich tätige Frauen und Männer mit dem SoundSport Free in den Farben Schwarz und Dunkelblau zu sehen. Beweisführung abgeschlossen.
Das Problem mit der Farbe ist, dass es kein knalliges Orange ist, sondern ein eher blasses, das noch dazu mit einem organisch-aussehenden Muster durchzogen ist. Zusammen mit der Form der SoundSport Free erinnern sie beim Tragen mehr an Tumore oder Geschwülste, als an True Wireless In Ear Headphones.
Klotz am Ohr
Im Vergleich zu vielen anderen Wireless-In-Ear-Kopfhörern sind die SoundSport Free sehr groß. Während die Konkurrenz versucht ihre Modelle möglichst dezent aussehen zu lassen, will Bose, dass die ganze Welt sieht, dass man etwas im Ohr trägt.
Trotz des großen Korpus, der da am Ohrwaschel hängt, sind die SoundSport Free überraschend angenehm zu tragen. Die weichen Silikon-Ohrteile werden in drei Größen mitgeliefert. Für mich passte die mittlere Größe auf Anhieb. Im Gegensatz zu anderen Wireless In Ears die ich getestet habe, spüre ich die SoundSport Free fast überhaupt nicht, auch nicht beim längeren Tragen. Trotzdem sitzen sie beim Laufen, Sprinten, Planking, Liegestützen, Heavy-Bag-Boxen, Benchpressing und vielen anderen Übungen sicher im Ohr. Ich hatte auch nie das Gefühl nachjustieren zu müssen, weil sie entweder zu fest oder zu locker sitzen.
Der große Korpus hat noch einen weiteren Vorteil: richtige Tasten. Bei vielen Wireless In Ears ist die Seite berührungsempfindlich. Oft muss man bei diesen sehr fest draufdrücken, damit die Berührung erkannt wird. Dabei drückt man sich den Kopfhörer unangenehm ins Ohr. Bei den SoundSport Free kann man den Korpus zwischen Daumen und Zeigefinger festhalten, um die Tasten zu drücken: Kein Schmerz im oder am Ohr. Die Tasten sind gummiert, die SoundSport Free sind dadurch schweiß- und regenresistent. Fürs Schwimmen sind sie aber nicht gedacht.
Perfekte Verbindung
Ein weiterer Vorteil der Ohrtumorform: In dem großen Korpus passt eine große Bluetooth-Antenne. Die SoundSport Free sind die ersten True Wireless In Ear Headphones die ich getestet habe, die keine Verbindungsausfälle oder Abbrüche hatten. Absolut keine, null, zero, nada. Bei anderen Vertretern dieser Gerätekategorie kommt es öfters zu Aussetzern, speziell, wenn man an einer stark befahrenen Straße entlang geht oder läuft.
Bose gibt die Akkulaufzeit der SoundSport Free mit bis zu fünf Stunden an. In meinem Test waren es eher viereinhalb Stunden, die die Kopfhörer durchhielten. Die Ladehülle, die genau wie die Kopfhörer recht groß ist im Vergleich zu Konkurrenzmodellen, soll genügend Energie für zwei volle Ladungen liefern.
Zum leichteren Erstverbinden gibt es die Bose Connect App. Abgesehen von einer Suchfunktion für die Kopfhörer ist in der App noch ein Benutzerhandbuch zu finden. Das war es dann aber auch schon. Soundprofile oder ähnliches gibt es nicht.
Toller Sound
Dies ist aber auch nicht wirklich nötig, denn der Klang ist hervorragend, so wie er ist. Es gibt einen sauberen, klaren Bass, der aber nicht unangenehm ist. Die Höhen sind ebenfalls pointiert. Allgemein ist das Klangprofil aber eher kalt, was für manche User vielleicht zu steril oder künstlich wirkt. Ein Vorteil von diesem Klangprofil ist, dass es bei vielen Musikrichtungen einen guten Sound liefert.
Der bequeme Sitz der SoundSport Free liegt auch daran, dass sie nicht komplett in den Gehörgang gestopft werden. Das hat zur Folge, dass sie weniger stark isolieren. Für das Laufen ist das gut, da man so nicht ganz von der Außenwelt abgeschirmt ist und noch genügend von der Umgebung und dem Verkehr mitkriegt. Auch im Alltag finde ich es ok, nicht völlig abgeschirmt zu sein – meistens.
In einer vollen U-Bahn, mit singenden Kindern, grölenden Besoffenen, bellenden Hunden und drei Leuten, die versuchen beim Telefonieren das zuvor genannte zu Überschreien, kann man nur noch lauter drehen, was auf Dauer unangenehm ist. Selbst wenn nur einer der oben genannten Störfaktoren aktiv ist, kann dies den Musikgenuss, aufgrund der geringen passiven Dämpfung, vermiesen. Ein wenig störend ist noch, dass starker Wind unangenehm laut klingt, wenn die Kopfhörer getragen werden.
Die SoundSport Free können zwar auch zum Telefonieren genutzt werden, aber machen sollte man es nicht. Man hört den Gesprächspartner nur auf einem der beiden Kopfhörer. Im Test konnten mich die Gesprächspartner auch nur annehmbar verstehen, wenn ich in einer stillen Umgebung war. Telefonieren unterwegs war kaum vernünftig möglich.
Fazit
Die Bose Soundsport Free (200 Euro) sind für einen Zweck gebaut: Sport. Für diesen sind sie auch super geeignet: Stabile Verbindung, sehr bequemer Sitz, toller Sound. Sie sind auch für den Alltag geeignet, allerdings gibt es Einschränkung. Sie sehen weniger elegant als die True Wireless In Ear Headphones der Konkurrenz aus und lassen relativ viele Außengeräusche ans Ohr.
Wenn einem der Klotz im Ohr nicht peinlich ist und man es sowieso lieber hat, nicht komplett akustisch isoliert zu sein, wird man mit den Soundsport Free sehr glücklich werden – beim Sport und im Alltag.