Digitalradio DAB+ ab sofort in Österreich verfügbar
Ab heute Dienstag sind in Teilen von Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Oberösterreich die neuen Digitalradios empfangbar. Ausgestrahlt werden die 16 Radiosender über DAB+, was für Digital Audio Broadcasting steht.
Die Vorteile von DAB+ seien vielfältig, hieß bei der Pressekonferenz zum Start des neuen Radioformats. Durch DAB+ werde die kostenlose Radio-Versorgung in Österreich erweitert, in den einzelnen Regionen haben Radiohörer nun mehr Programmauswahl. Außerdem gestalte sich die Sendersuche einfacher als bei herkömmlichen UKW-Geräten und DAB+ ermöglicht das Anzeigen von Zusatzinformationen, etwa Songtitel und Interpret.
Wer die digital ausgestrahlten Sender empfangen will, benötigt ein kompatibles Empfangsgerät. Mit herkömmlichen UKW-Radios können die neuen Sender nicht empfangen werden. DAB+-taugliche Geräte gibt es in allen Formen und Preiskategorien. Auch die Möglichkeit bestehende UKW-Geräte nachzurüsten. DAB+-Geräte können immer auch UKW empfangen. Der Empfang von DAB+ selbst ist kostenlos.
Hat DAB+ auch Nachteile?
Dass bei DAB+ die Tonqualität besser ist als bei UKW-Radio muss nicht sein. Das liegt daran, dass aus Kostengründen kleine Sender häufig mit geringen Datenraten senden, meist mit 72 kbit/s. Zwar gibt es keine rauschenden Störgeräusche, aber Nutzer könnten trotzdem das Gefühl haben, dass das digitale Radio schlechter klingt. Zum Vergleich: Die Standarddatenrate bei Spotify sind 96 kbit/s für die mobile Nutzung. In den höheren Qualitätsstufen sind es 160 und 320 kbit/s.
Dass es bei DAB+ kein Rauschen und Lauter- und Leiserwerden gibt, liegt daran, dass es digital ist. Das heißt: Entweder es geht oder es geht gar nicht, dazwischen gibt es nichts. Sinkt die Empfangsstärke unter einem bestimmten Schwellenwert, ist das Radio stumm, findet Sender nicht mehr oder hat Aussetzer. Gerade zum Sendestart kann das in Innenräumen verstärkt auftreten. Die Sendeinfrastruktur ist noch nicht voll ausgebaut und die DAB+-Signale durchdringen Wände schlechter als die UKW-Signale.
Außerdem können verschiedene Elektrogeräte den Empfang stören. Dazu gehören Haushaltsgeräte mit Elektromotoren, wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Wäschetrockner, sowie LED-Beleuchtungen. Ebenfalls mögliche Störfaktoren: Schlechtwetter und Baustellen.
Die neuen Sender
Zum Start von DAB+ werden folgende Sender zur Verfügung stehen:
- ARBÖ Verkehrsradio
- ERF Plus Österreich
- Mega Radio
- Mein Kinderradio
- NOW Radio
- Radio 88.6
- Radio Arabella
- Arabella Relax
- Radio ENERGY
- Radio Maria
- Rock Antenne
- Sout al khaleej
- Technikum City
- Technikum One
- City 23
- JÖ Live
- Emergency Warning Function (EWF) wird nur im Krisenfall aktiviert
Und die ORF-Radios?
Die verfügbaren DAB+-Sender sollen laufend erweitert werden. Nicht hinzukommen werden allerdings einige große Player, etwa KroneHit sowie Ö1, Ö3, FM4 und die ORF-Regionalradios. Weil ORF und KroneHit bereits ein österreichweites UKW-Netz haben, macht es für sie wenig Sinn, ebenfalls in DAB+ zu senden.
Wie beim herkömmliche UKW ist keine Internetanbindung zum Empfang nötig. DAB+ ist zwar digital, aber keine Streaming-Lösung. Der große Vorteil des Digitalradios ist, dass bis zu 18 Audioprogramme pro Sendestation ausgestrahlt werden.
Bei UKW ist pro Programm eine Sendestation möglich. Das ist auch der Grund warum es wesentlich teurer ist, einen UKW-Radiosender zu betreiben als einen DAB+-Sender.
Was ist die Zukunft des Radios?
Während etwa in Nachbarländern und anderen europäischen Staaten DAB+ bereits etabliert und weit verbreitet ist, ist Österreich diesbezüglich noch ein Entwicklungsland.
Norwegen hat bereits seine UKW-Sender abgeschaltet. In der Schweiz sollen ab 2020 erste UKW-Sender eingestellt werden. In Österreich ist allerdings davon auszugehen, dass der ORF, der 60,5 Prozent Marktanteil mit seinen Radio-Programmen hat, ein UKW-Ende möglichst lange hinauszögern wird. Denn der endgültige Umstieg auf DAB+ würde dem ORF auf einem Schlag massenhaft neue Konkurrenten bringen.
Der ORF sagt dazu außerdem in einer Stellungnahme: "Aus Sicht des ORF ist DAB+ ein veralteter Standard. Die Zukunft der Radionutzung liegt im Streaming-Bereich."
Die EU hat derzeit nicht vor, UKW zu verbieten. Das EU-Parlament hat lediglich beschlossen, das Neuwagen künftig mit DAB+-Radios ausgestattet sein müssen.