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Huawei Mate 10 Pro im Test: Zu schön und zu intelligent

Wer ein modernes High-End-Smartphone besitzt, trägt mittlerweile einen drei bis vier Jahre alten Laptop in seiner Hosentasche - zumindest wenn man die Leistung auf dem Papier betrachtet. Octacore-Prozessoren, acht Gigabyte Arbeitsspeicher sowie rasend schneller Flash-Speicher gehören bei vielen Smartphones jenseits der 500 Euro zur Standardausstattung. Doch was soll man mit so viel Leistung anfangen? Diese Frage stellen sich mittlerweile auch die Hersteller, die Smartphones zunehmend in tragbare PCs verwandeln wollen.

Microsoft legte bereits vor knapp zwei Jahren mit “Continuum” vor, seit einem Jahr können auch Samsung-Smartphones mit DeX in einen PC-Ersatz verwandelt werden. Künftig können Samsung-Smartphones sogar moderne Linux-Distributionen ausführen. Nun steigt auch Huawei mit seinem neuesten Smartphone, dem Mate 10 Pro, in den Ring. Mit einem einfachen USB-C-Adapter kann das Smartphone einfach als Desktop-Ersatz genutzt werden. Doch Huawei ist das offenbar nicht genug: Mit dem hauseigenen Smartphone-Chip Kirin 970 will man nicht nur einen PC-Ersatz liefern, sondern das Smartphone “intelligenter” machen.

Ähnlich wie Apples A11 Bionic oder Googles Visual Core sollen künftig Machine-Learning-Berechnungen, die früher an einen Online-Dienst ausgelagert wurden, lokal auf dem Gerät durchgeführt werden. Verantwortlich dafür ist ein eigener Chip, eine sogenannte NPU (Neural Processing Unit), der mit 1,92 TFLOPS eine ähnliche Rechenleistung wie eine Sony PlayStation 4 (1,843 TFLOPS) aufweist. Die Huawei-KI soll beim Fotografieren helfen, den Akku auf Basis des Nutzerverhaltens schonen und künftig noch viel mehr. Doch was bringt das tatsächlich? Die futurezone hat das Huawei Mate 10 Pro getestet.

Das Mate 10 Pro ist das bislang mit Abstand am besten verarbeitete Huawei-Smartphone. Es ist beeindruckend, wie stark sich der chinesische Konzern in den vergangenen zwei Jahren auf diesem Bereich verbessert hat. Bereits das P10 konnte mit seinem matten Aluminium-Gehäuse überzeugen, doch das Glas-Aluminium-Gehäuse des Mate 10 Pro muss sich auch vor dem iPhone X nicht verstecken. Der Übergang von Gehäuse zu Display erfolgt nahtlos, zudem blieb die Oberfläche auch nach einem längeren Testzeitraum kratzerfrei.

Die Rückseite ist leicht abgerundet und vermeidet glücklicherweise Samsungs Fehler vom Galaxy Note 8. Statt den Fingerabdruck-Sensor rechts neben dem Kamera-Sensor zu platzieren, wurden die beiden Kameras und ein Fingerabdrucksensor übereinander platziert. Der Fingerabdrucksensor lässt sich gut mit dem Zeigefinger erreichen und funktionierte im Test zuverlässig. Neben den leicht hervorstehenden Linsen befinden sich zudem der Autofokus-Sensor sowie der Dual-LED-Blitz. Optisch wird die Dual-Kamera durch einen leicht heller gefärbten Streifen hervorgehoben - wohl eher eine kosmetische Maßnahme, denn die Glas-Rückseite erfordert keine Antennenstreifen mehr.

Während die Gorilla-Glas-Technologie Kratzer fernhält, sammeln sich leider - wie bei jedem anderen Glas-Gehäuse - rasch Fettschmierer und Fingerabdrücke auf der Oberfläche. Diese fallen beim getesteten “braunen” Modell (das optisch eher Schwarz ähnelt) besonders rasch auf. Die Oberfläche ist zudem überaus glatt, sowohl die Glas-Rückseite als auch der Aluminium-Rahmen.

Huawei Mate 10 Pro (l.) vs. Huawei Mate 9 (r.)

Das mitgelieferte Kunststoff-Case behebt diese Probleme zwar, versteckt das hübsch designte Smartphone aber hinter einer billigen Plastikhülle. Insbesondere die einhändige Bedienung wird durch die glatte Oberfläche stark erschwert. So rutschte mir das 178 Gramm schwere Smartphone des Öfteren bei Gruppen-Selfies fast aus der Hand - hier hilft glücklicherweise der Sprach-Auslöser, mit dem ein Foto per Keyword aufgenommen werden kann. Es ist unklar, welche Gorilla-Glas-Version beim Mate 10 Pro zum Einsatz kommt - erst ab Version 4 wird versprochen, dass bei 80 Prozent der Stürze das Glas nicht zerspringt.

Aus für Menü

Der Bildschirmriese macht zwar zunächst einen wuchtigen Eindruck, nutzt aber den verfügbaren Platz gut aus. So ist er bei gleicher Bildschirmdiagonale etwas kleiner als das Google Pixel 2 XL (3,7 Millimeter in der Länge, 2,2 Millimeter in der Breite kürzer), wodurch sich ein Bildschirm-zu-Gehäuse-Verhältnis von 80,9 Prozent ergibt. Um die verfügbare Displayfläche zu vergrößern, greift Huawei zu einem Software-Trick. Dabei werden die Android-Softkeys ausgeblendet und stattdessen eine verschiebbare Menü-Taste eingeblendet. Eine ähnliche Funktion gibt es mit “Assistive Touch” unter iOS.

Wird die Taste einmal kurz gedrückt, führt das Smartphone “Zurück” aus. Durch langes Drücken kehrt man auf den Startbildschirm zurück, einfaches Ziehen öffnet den Taskmanager. Obwohl diese Gesten zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig sind, erleichterten sie mir rasch die Bedienung. Da der Nutzer die Taste frei verschieben kann, wird somit auch die einhändige Bedienung ermöglicht. Denn anstatt sich nach den stets gleich platzierten Soft Keys zu strecken, holt man sich die Tasten einfach zu sich. Im Notfall können die Soft Keys durch Wischen von der unteren Kante nach oben jederzeit eingeblendet werden. Das ist auch bei Apps im Vollbildmodus erforderlich, bei denen die verschiebbare Taste ausgeblendet wird.

Kein Kopfhöreranschluss

Ohnedies lässt sich das Huawei-Phablet dank einiger Software-Hilfen überraschend gut mit einer Hand bedienen. So kann etwa der Bildschirminhalt auf eine 75-Prozent-Ansicht geschrumpft werden, damit auch der gegenüberliegende Rand mit dem Daumen erreichbar bleibt. Auch die Power-Taste, die auf der rechten Seite mittig liegt, ist optimal platziert. Die Lautstärkewippe darüber ist ebenso hochwertig verarbeitet. Da die Front zum Großteil vom sechs Zoll großen AMOLED-Panel eingenommen wird, gibt es hier abgesehen vom Lautsprecher, der Frontkamera sowie einem dezenten Huawei-Logo kaum etwas zu sehen. Huawei hat wieder einmal eine Display-Schutzhülle aufgeklebt, die man aber nach einer Weile durch ein höherwertiges Modell ersetzen sollte - sie nutzt sich relativ rasch ab.

Nach einem Kopfhöreranschluss sucht man vergeblich. Huawei folgt dem Beispiel von Apple, HTC, Google und vielen anderen Herstellern, die stattdessen Bluetooth und USB-C den Vorzug geben. Ein USB-C-zu-Kopfhöreranschluss-Adapter sowie USB-C-Kopfhörer befinden sich auch im Lieferumfang. An der oberen Kante findet sich zudem ein IR-Blaster. Über die “Smart Controller”-App lässt sich das Mate 10 Pro so als Fernbedienung für Fernseher, Set-Top-Boxen oder andere Geräte nutzen. Das Mate 10 Pro ist zudem das erste Flaggschiff-Smartphone von Huawei, das wasser- und staubdicht ist (IP67, gegen 30 Minuten langes Untertauchen bis zu einen Meter Tiefe geschützt).

Huawei setzt im Mate 10 Pro auf ein sechs Zoll großes AMOLED-Panel, das mit 2160 mal 1080 Pixeln auflöst. Damit folgt Huawei dem Beispiel anderer Smartphone-Hersteller und setzt auf das schmalere 18:9-Verhältnis statt dem bisher üblichen 16:9. Dadurch kann es nur bedingt mit seinen Vorgängern verglichen werden. Das Huawei Mate 9 wies trotz kleinerem Bildschirm (5,9 Zoll) eine größere Bildschirmfläche (96 Quadratzentimeter gegenüber 92,9 Quadratzentimetern) auf. Zumindest die Pixeldichte konnte leicht nach oben geschraubt werden (402 ppi gegenüber 373 ppi), wobei man weiterhin deutlich hinter der Konkurrenz von Apple (iPhone X: 458 ppi) und Google (Pixel 2 XL: 538 ppi) zurückbleibt.

Mit dem freien Auge ist der Unterschied jedoch kaum sichtbar, viele Apps machen jedoch aufgrund der gleichen Breite in Pixeln einen etwas aufgeblasenen Eindruck. Durch Reduzieren der Text-Skalierung ließ sich dieser Effekt jedoch beseitigen. Die meisten Apps unterstützen das neue 18:9-Format, einige wenige stürzen jedoch beim Versuch, die Vollbild-Anzeige zu erzwingen, ab. Das “FullView”-Panel unterstützt zudem auch HDR10, allerdings sind derzeit noch keine Apps, die HDR-Inhalte anbieten, mit dem Mate 10 Pro kompatibel. Sowohl YouTube als auch Netflix verweigerten die Wiedergabe von HDR-Videos. Dabei fiel ein anderes Problem auf: Die üblicherweise in 16:9 angebotenen Videos ließen sich nicht strecken oder zoomen.

Trotz AMOLED-Panel wird Googles VR-Plattform Daydream aktuell nicht unterstützt. Der Bildschirm überzeugt mit kräftigen Farben, die allerdings auch vom Nutzer auf ein “natürliches” Niveau reduziert werden können. Die Blickwinkelabhängigkeit fällt sehr gut aus, sowohl Helligkeit als auch Farbdarstellung nehmen erst bei sehr steilen Winkeln ab. Die für AMOLED-Panel übliche Verschiebung der Farbdarstellung zu Blautönen beim Neigen ist ebenfalls kaum wahrnehmbar. Auch die Helligkeit kann überzeugen und ist für die Nutzung im Freien mehr als ausreichend.

Mit einem großen Bildschirm kommt meist auch ein großer Akku. So auch beim Mate 10 Pro, das einen eindrucksvollen 4000-mAh-Akku vorweisen kann. Mit einer Ladung ließen sich im Test problemlos zwei Tage überstehen. Auch das Laden geht dank Huaweis SuperCharge-Technologie relativ flott. Mit dem mitgelieferten 22,5-Watt-Ladegerät (5 V/4,5 A oder 4,5 V/5 A) ließ sich das Smartphone in einer halben Stunde zur Hälfte füllen, nach etwas mehr als einer Stunde war es vollständig geladen. Kurios: Obwohl Huawei auf eine Glas-Rückseite setzt, ist drahtloses Laden aktuell nicht möglich.

Huawei nutzt die Vorzüge der AMOLED-Technologie voll aus und bietet sogar eine Option, die die System-Oberfläche auf Wunsch in einem “Dark Mode” anzeigt, um Energie zu sparen. Zudem kann die Auflösung automatisch auf “HD+” (1440 mal 720 Pixel) reduziert werden. Der aus früheren EMUI-Versionen bekannte Assistent, der bei der Suche nach Akkufressern hilft, ist ebenfalls weiterhin an Bord. Das ist aber im Alltagsbetrieb kaum erforderlich. Selbst bei intensiver Nutzung (vier Stunden Screen-On-Time pro Tag) waren zwei Tage Laufzeit problemlos möglich. Selten zuvor hatte ich bei einem Smartphone so wenig Sorge, dass der Akku plötzlich untertags leer werden könnte.

Im direkten Vergleich mit dem Snapdragon 835 schneidet der Kirin 970 gut ab. Insbesondere bei CPU-lastigen Benchmarks erzielt der SoC ähnlich gute Ergebnisse, die GPU hinkt aber etwas hinterher. Im Vergleich zu früheren Kirin-Generationen konnte der Abstand der GPU auf die Adreno-Serie aber deutlich verringert werden, bei 3DMark fielen die Ergebnisse knapp 20 Prozent schlechter aus. Huawei setzt im Kirin 970 auf die Mali-G72MP12 von ARM, die sich im direkten Vergleich knapp dem Adreno 540 geschlagen geben muss.

3DMark (Sling Shot Extreme, v2.0): 2939 Punkte
PCMark (v2.0): 6832 Punkte
AnTuTu (v6.2.7): 175.295 Punkte
Quadrant: 31.943 Punkte
AndroBench 5 (sequenzielles Lesen/Schreiben): 827,27/226,73 MB/s

Unter Last erwärmte sich das Smartphone kaum, die Glas-Rückseite gibt wenig Wärme an den Nutzer weiter. Bei niedrigen Temperaturen wird das Gerät aber überraschend kalt - ich bin gespannt, ob sich dieses Verhalten auch im Winter bei Minustemperaturen beobachten lassen wird. Als rasend schnell erwies sich der verbaute UFS-2.1-Speicher, der im Benchmark hervorragende Werte erzielen konnte. Im Alltag merkt man davon wenig, aber wenn man hin und wieder größere Datenmengen per USB 3.1 Gen 1 übertragen möchte (bis zu 625 MB/s Bandbreite), ist es angenehm, wenn ausnahmsweise nicht der verbaute Speicher einen Flaschenhals darstellt.

Intelligenz gut versteckt

Huawei bewirbt das Mate 10 Pro als “intelligentes Smartphone”, der Begriff Künstliche Intelligenz wird in diesem Fall jedoch missverständlich verwendet. Wie Googles Visual Core und Apples Bionic-Chip konzentriert sich Huawei auf das Anwenden bereits vorhandener neuronaler Netze, das sogenannte Inferencing, statt dem Training. Davon profitieren vor allem App-Entwickler, die nun bereits trainierte Machine-Learning-Systeme einfach integrieren können. Über APIs, wie der Huawei-eigenen Kirin AI API sowie Androids Neural Networks API, können diese auf eine recht große Auswahl an Modellen zurückgreifen und direkt auf dem Gerät Berechnungen durchführen.

Vorerst sind aber Beispiele dafür noch rar. Microsofts Translator-App nutzt Huaweis NPU, um ohne Internet-Verbindung Übersetzungen durchzuführen. Abgesehen davon wurden die KI-Funktionen nur in der Kamera-App prominent verbaut. Die Kamera verfügt über eine deutlich verbesserte Szenenerkennung, die auch zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und anderen Objekten unterscheiden kann und dementsprechend die Einstellungen anpasst (mehr dazu im Abschnitt zur Kamera). Huawei verspricht zudem, dass die NPU auch genutzt wird, um die Akkulaufzeit zu optimieren und auch um nach längerer Nutzungsdauer eine ähnlich gute Leistung wie zu Beginn zu gewährleisten. Letzteres hatte Huawei bereits beim Mate 9 und P10 integriert. Vorerst lässt sich das Potenzial der NPU somit nur erahnen, im Alltag wird man davon wenig mitbekommen.

Desktop-Modus: Nette Draufgabe

Die nächste “Leistungsschau” für den Kirin-Chip stellt der Desktop-Modus dar. Dieser funktioniert erstaunlich gut und flott (ich schreibe auch gerade diesen Teil des Artikels auf dem Smartphone-Desktop). Im Vergleich zu den Lösungen von Samsung und Microsoft funktioniert der Huawei Desktop mit allen aktuellen USB-C-zu-HDMI-Adaptern und erfordert abgesehen davon keine zusätzliche Hardware. Per Bluetooth können Maus und Tastatur verbunden werden, alternativ stehen auch virtuelle Maus und Tastatur am Smartphone zur Verfügung. Dieses lässt sich übrigens währenddessen normal weiterverwenden, selbst Telefonanrufe können jederzeit durchgeführt werden.

Der Desktop bietet Schnellzugriff auf die eigenen Dateien, E-Mails, Kalender sowie Fotos und Videos. Optisch ähnelt die Oberfläche einer Mischung aus Windows und Linux, wobei sich jeder rasch zurechtfinden dürfte. Obwohl die meisten Apps problemlos funktionierten, stehen dem Nutzer offenbar nicht die vollen Ressourcen zur Verfügung. Ein 4K-Video auf YouTube ließ sich nur stotternd wiedergeben, beim 8K-Video wurde nichts angezeigt.

Andere Apps werden wiederum nur auf dem Smartphone geöffnet, obwohl sie sich in der ohnedies schon ausgedünnten App-Liste finden. Die Auswahl erfolgt ziemlich willkürlich - während Snapchat auf dem Desktop geöffnet werden kann, funktioniert Tinder nicht. Einige Apps, beispielsweise Slack, sind hingegen nicht verwendbar, weil sich einzelne Menüs nicht ausklappen lassen. Der virtuelle Desktop ist in seiner aktuellen Form leider auch nicht mehr als ein nettes Gimmick. Produktives Arbeiten ist damit nur eingeschränkt möglich.

Huawei setzt auf sein gewohntes Dual-Kamera-Setup mit Leica-Linsen. Während die Sensoren (Huawei setzt auf einen 12-Megapixel-Farbsensor und einen 20-Megapixel-Monochrom-Sensor mit je 1/2,6 Zoll Größe) nahezu unverändert geblieben sind, wurden die Linsen sowie der Bildprozessor stark verbessert. Die von Leica gefertigte SUMMILUX-H-Linsen können nun eine Lichtstärke von f/1.6 vorweisen. Die Farbkamera kann weiterhin einen optischen Bildstabilisator vorweisen, die Monochrom-Kamera muss sich mit einer Software-Lösung begnügen. Da die Monochrom-Aufnahmen aber eine höhere Auflösung haben, wird dieser Nachteil nahezu problemlos ausgeglichen.

Die wohl größte Verbesserung erhofft sich Huawei allerdings von der im Kirin 970 verbauten NPU (Neural Processing Unit), die den Nutzer mit Machine Learning unterstützen soll. So erkennt die Kamera selbstständig durch Bildanalyse Szenen und Objekte, beispielsweise ob Essen, ein Mensch oder ein Tier fotografiert wird. Die Erkennung funktionierte recht gut und wird anhand eines Symbols in der Ecke angezeigt. Meist waren die von der Automatik gewählten Einstellungen korrekt und setzten das Motiv passend in Szene. Insbesondere bei Aufnahmen aus kurzen Distanzen übertrieb es die Software jedoch mit dem Bokeh und sorgte dafür, dass Teile des Motivs unscharf dargestellt wurden. Hin und wieder war der Algorithmus auch verwirrt: Ein Magazin wurde aufgrund von Fotos mit Menschen zunächst als “Mensch” erkannt, dann plötzlich wieder als “Text”.

Grundsätzlich dürfte aber jeder Hobby-Fotograf von der Funktion profitieren, da meist passende Einstellungen, beispielsweise zur Farbtemperatur, Tiefenschärfe oder Belichtungsdauer, gewählt wurden. Zudem wurde das gewünschte Objekt meist automatisch fokussiert - das manuelle Fokussieren durch Antippen des Touchscreens fällt somit weg. Der Porträt-Modus verrichtet sehr gute Arbeit. Obwohl in der Vorschau hin und wieder unscharfe Bereiche rund um das Gesicht angezeigt werden, wurden diese nach der Aufnahme meist wieder passend von der Software korrigiert. Selbst bei Aufnahmen aus der Nähe gab es keinerlei Probleme.

Die Aufnahmen glänzen vor allem mit einem hohen Kontrast sowie hoher Schärfe. Bei einigen Aufnahmen übertreibt es der Algorithmus auch etwas und schärft gewisse Details bis zur Unkenntlichkeit, wie bei einer Nachtaufnahme einer Lichterkette in Weihnachtsbaum-Form auffiel. Trotz der hohen Schärfe hielt sich das Rauschen bei Nachtaufnahmen in Grenzen. Insbesondere bei Monochrom-Aufnahmen war trotz hoher ISO-Werte kaum Rauschen erkennbar. Wie bei den Vorgängern macht die Kamera vor allem dank der sehr guten Software Spaß, der Nutzer kann alle wichtigen Funktionen, beispielsweise Belichtungsdauer, Farbtemperatur oder Porträt-Modus, schnell erreichen und diese nach Belieben anpassen.

2017 ist das Jahr der schönen Smartphones. Sei es nun das hübsch eingerahmte iPhone X, HTCs Farb-Chamäleon U11 oder das edle Pixel 2 XL - dieses Jahr mangelte es nicht an vielfältiger Auswahl. Mit dem Huawei Mate 10 Pro kommt nun ein weiterer Kandidat für den Titel “schönstes Smartphone des Jahres” dazu. Die Glas-Rückseite ist hochwertiger verarbeitet als jene des fast 400 Euro teurere iPhone X und zieht ebenso die Blicke auf sich.

Abgesehen vom hübschen Design zeigt Huawei in vielen bekannten Bereichen seine Stärken: Die Kamera macht nach wie vor Spaß, der hauseigene Smartphone-Chip übertrumpft die Android-Konkurrenz und die Akkulaufzeit ist hervorragend. Lediglich der “KI-Chip” sollte vorerst nicht überbewertet werden, da noch kaum Apps davon Gebrauch machen. Wer auf der Suche nach einer günstigeren Alternative zum iPhone X ist, wird hier durchaus fündig.

Modell:
Huawei Mate 10 Pro
Display:
6 Zoll AMOLED-Bildschirm - 2160 x 1080 Pixel (18:9, 402 ppi, geschützt von Gorilla Glass, Version unklar)
Prozessor:
Octacore-SoC (HiSilicon Kirin 970)
RAM:
4/6 Gigabyte
Speicher:
64/128 GB intern (UFS 2.1), kein microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 8.0 (EMUI 8.0)
Anschlüsse/Extras:
USB Typ-C (USB 3.1 Gen 1), Bluetooth 4.2, WLAN (a/b/g/n/ac), LTE Cat 18, IP67 (wasser- und staubdicht)
Akku:
4000 mAh
Kamera:
20/12 Megapixel (Dual-Kamera: RGB- und Monochrom-Sensor; Dual-LED-Blitz, f/1.6, optischer Bildstabilisator, 1/2,9-Zoll-Sensor), 8 Megapixel (Frontkamera, f/2.0)
Videos:
Aufnahme in 2160p bei 30 fps möglich
Maße:
154,2 x 74,5 x 7,9 mm, 178 Gramm
Preis:
799 Euro (6 GB RAM/128 GB Speicher)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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