Großer Vergleichstest: Das ist das beste Mobilfunknetz Österreichs
Einmal im Jahr lässt die futurezone Österreichs Handynetze im Rahmen des großen Netztests gegeneinander antreten. Insgesamt sind es 3 Anbieter, die die Infrastruktur hierzulande betreiben: A1, Drei und Magenta. Alle anderen bekannten Marken wie Hot, Yesss oder Spusu sind sogenannte „virtuelle Mobilfunker“ und mieten sich in einem der 3 Netze ein.
„Ziel des Tests ist es, die Netze so abzubilden, wie sie die Kund*innen erleben“, erklärt Jürgen Dalmus, der den Test für die futurezone durchführt. Aus diesem Grund werden dabei handelsübliche Smartphones verwendet, die Daten über die Netze liefern. Heuer wurden insgesamt 1,5 Millionen Messungen durchgeführt. Sie sind im Rahmen von Fahrten mit einer Länge von insgesamt 15.000 Kilometer aufgezeichnet worden (Details zum Testablauf siehe unten).
Ausgewertet wurde unter anderem, wie schnell Daten fließen, und wie stabil telefoniert werden kann. In jeder Kategorie wurden Punkte vergeben, mit denen schließlich der Gesamtsieger bestimmt wurde.
Die Ergebnisse
Insgesamt gab es 270 Punkte zu erreichen. Mit 254 Punkten landete A1 auf dem ersten Platz. Zweiter wurde Magenta mit 244 Punkten, Drei landete mit 233 Punkten an dritter Stelle. Somit verschieben sich die hinteren beiden Plätze im Vergleich zum Vorjahr.
„Wir haben in Österreich immer noch die Situation, dass kein Netz wirklich schlecht ist“, stellt Dalmus allen Anbietern ein gutes Zeugnis aus. „Wirklich beachtenswert war heuer die Aufholjagd von Magenta“, sagt der Testleiter. Bei A1 hätte man also für den nächsten Test durchaus Grund, nervös zu werden.
„A1 profitiert durch seine Geschichte als früher staatlich geführtes Unternehmen“, erklärt Dalmus das wiederholt gute Abschneiden des Betreibers beim futurezone-Netztest. „Die Infrastruktur, die damals aufgebaut wurde, ist immer noch Basis von dem, was heute stattfindet“, sagt der Mobilfunkexperte. In Deutschland, wo Dalmus ebenfalls Netze testet, sei mit der Deutschen Telekom eine ähnliche Situation gegeben.
Unterschiede
Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, fällt auf, dass die Unterschiede nicht in allen Kategorien deutlich ausfallen. So landet Drei etwa beim YouTube-Test sogar auf den ersten Platz. Magenta schafft es bei der Telefonie deutlich auf Platz 1. Hier wurde etwa gemessen, wie viele Testanrufe erfolgreich durchgestellt wurden und wie lange es dauerte, bis ein Gespräch aufgebaut war. Erklären lassen sich die Differenzen in den Einzelkategorien dadurch, dass die unterschiedlichen Netze auch für bestimmte Anwendungsszenarien unterschiedlich optimiert sind.
Das heißt in der Praxis für die Anwender*innen: Während ein YouTube-Video bei einem Anbieter sehr flott geladen wird, kann es gleichzeitig dennoch sein, dass man bei der ZIP-Datei vom Firmenserver Geduld haben muss. Aufgrund der unterschiedlichen Optimierungen wurde neben gewöhnlichen Speedtests auch der Datenverkehr per HTTP gesondert ausgewertet.
Die Detailergebnisse in der Slideshow:
5G
Erstmals wurde im Rahmen des Netztests auch der neue Mobilfunkstandard 5G berücksichtigt. „Wir mussten erst warten, bis die Technologie einigermaßen verbreitet ist und entsprechende Endgeräte verfügbar sind“, erklärt Dalmus das Zuwarten bis zum heurigen Jahr.
Die Netzabdeckung des neuen Standards bei den einzelnen Betreibern wächst jedenfalls stetig. Bei A1 war im Rahmen des Tests bei 42 Prozent der Messungen 5G verfügbar, bei Magenta waren es 34, bei Drei 31 Prozent.
Dalmus hält gleichzeitig aber auch fest, dass 5G, wie es aktuell von den Mobilfunkern angeboten wird, eine „Mogelpackung“ sei. Derzeit komme in Österreich 5G noch überwiegend in der „Non-Standalone“-Variante zum Einsatz. Das heißt, dass noch einige Komponenten des 4G-Netzes dafür weiterverwendet werden.
Außerdem schaltet das Smartphone oft von 5G zurück auf das 4G-Netz, wenn dessen Geschwindigkeit gerade besser ist. „Meine Erfahrung ist, dass wir recht häufig mit 4G unterwegs waren, obwohl 5G verfügbar war“, sagt Dalmus. Man ist also mit dem alten Standard nicht langsamer als mit dem neuen.
Ändern wird sich dieser Umstand erst, wenn 5G großflächig in der „Standalone“-Variante zum Einsatz kommt. Bis das so weit ist, wird es allerdings noch einige Zeit dauern, denn es braucht hierfür eigene Sende-Infrastruktur. Außerdem unterstützen zahlreiche Smartphones 5G-Standalone noch gar nicht oder nur eingeschränkt, also nur in gewissen Frequenzbereichen.
Smartphone-Besitzer*innen müssen sich deswegen allerdings nicht schlecht fühlen, erklärt Dalmus. So sei der neue Mobilfunkstandard in erster Linie dort stark, wo es um Industrieanwendungen geht und besonders kurze Verzögerungen (Latenz) essenziell sind. Dazu zählt unter anderem die Kommunikation zwischen vernetzten Fahrzeugen. „Der oder die typische Smartphone-User*in nutzt 5G gar nicht dort, wo es seine Stärken hat“, sagt Dalmus.
So wurde gemessen
Damit die Handynetze möglichst praxisnah verglichen werden konnten, wurden im Rahmen des Tests handelsübliche Smartphones eingesetzt. Diesmal handelte es sich um Geräte vom Typ Samsung Galaxy S21.
Grund für die Wahl dieses Handys ist der 5G-Aspekt des Tests. Laut Testleiter Jürgen Dalmus sei das S21 das „erste ausgereifte 5G-Handy“ am Markt. Die Smartphones wurden mit Mess-Software ausgestattet, es handelt sich dabei um Systeme von den Unternehmen RantCell und Focus Infocom. Es wurden 2 verschiedene Anwendungen verwendet, damit die Ergebnisse auf Plausibilität gegengecheckt werden können. Liefert eine Software deutlich andere Werte als die andere, kann man Messfehler aufdecken und gegebenenfalls korrigieren.
Mit den Test-Handys wurden 15.000 Kilometer in ganz Österreich zurückgelegt. Es wurde versucht, eine ausgewogene Mischung aus Land und Ballungsgebieten zu finden. Für die Geschwindigkeitswerte wurden einerseits spezielle Testserver verwendet, gleichzeitig aber auch klassische Speedtests gemacht.
Im Auto und zu Fuß
Gemessen wurde nicht nur im Auto, sondern auch stationär an bestimmten Punkten, wie etwa an beliebten Plätzen. Auch per Fußmarsch wurden die Geräte teilweise transportiert. Durchgeführt wurden die Messfahrten in einem Zeitraum von 6 Wochen. So entstanden 1,5 Millionen Datenpunkte.
Der Test fiel in den Sommer, was für ein etwas ungewöhnliches Problem sorgte: Heizt sich das Galaxy S21 zu sehr auf, deaktiviert es 5G automatisch. Um das zu verhindern, mussten die Mess-Handys mit einem speziellen Kühlsystem versehen werden, um sicherzustellen, dass die 5G-Fähigkeit erhalten bleibt.