Xiaomi will 2025 mit eigenen Chips gegen Qualcomm antreten
2025 könnte ein spannendes Jahr für die globale Chip-Industrie werden. Es mehren sich nämlich die Gerüchte, wonach Xiaomi einen eigenen leistungsstarken Handy-Prozessor auf den Markt bringen wird.
Der chinesische Technologiekonzern will mit seinem eigenen SoC (System on a Chip) angeblich gegen das US-Unternehmen Qualcomm und den taiwanesischen Chip-Hersteller MediaTek ins Feld ziehen. Das könnte die internationale Chip-Landschaft nachhaltig verändern.
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Xiaomi will sich unabhängiger machen
Xiaomi will sich damit offenbar unabhängiger von den beiden marktdominierenden Chip-Herstellern machen. Denn Verfügbarkeit und Preise für moderne Prozessoren hängen mittlerweile stark von geopolitischen Aspekten und Sanktionen ab - vor allem von den Beziehungen zwischen den USA und China.
Allzu viel ist über den Xiaomi-Prozessor noch nicht bekannt. Es soll sich um einen 3nm-Chip handeln, der es mit den Flaggschiff-Prozessoren Snapdragon 8 Elite und dem Dimensity 9400 aufnehmen könne, heißt es in einem aktuellen Bericht. Leistung, Energieeffizienz und Transistordichte sollen ebenbürtig sein.
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Die Frage nach den Sanktionen
Das so genannte Tapeout sei erfolgreich über die Bühne gegangen, wurde bereits im Oktober von chinesischen Staatsmedien vermeldet. Das ist jenes Prozedere, bei dem die endgültigen Designdaten für die Produktion definiert und an den Chip-Hersteller übertragen werden. Produziert werden soll der Prozessor angeblich vom taiwanischen Unternehmen TSMC.
Neben den Fragen zu den Spezifikationen des Xiaomi-Prozessors, drängen sich auch politische Fragen auf. Spätestens seit dem Handelsembargo gegenüber Huawei schränken die USA für China den Zugang zu moderner Chip-Technologie ein. Mit mehreren Sanktionen versuchen die Vereinigten Staaten die chinesische Chip-Industrie zu behindern.
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Die Rolle der EDA-Software
Eine zentrale Rolle spielt dabei ECAD- oder EDA-Software, das für Electronic Computer-aided Design beziehungsweise Electronic Design Automation steht. Dabei handelt es sich um spezialisierte Computerprogramme, mit denen moderne Prozessoren entwickelt werden.
Ähnlich wie Architekten CAD-Software zum planen von Gebäuden nutzen, wird beim Umgang mit mehreren Hundert Milliarden Transistoren auf EDA- oder ECAD-Programme zurückgegriffen, die sich fest in der Hand von US-Unternehmen befinden.
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Wie wurde der Xiaomi-Chip entwickelt?
Die US-Regierung verbietet den Firmen in diesem Bereich eine Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen. Dadurch fehlen China wichtige Puzzleteile für die Herstellung von Hochleistungsprozessoren. Die USA begründet dies mit der nationalen Sicherheit, da die EDA-Software auch im Rüstungs- und Militärbereich eingesetzt wird.
Im Mittelpunkt steht nun die Frage, ob Xiaomi bei der Entwicklung des hauseigenen Chips Zugriff auf EDA- oder ECAD-Programme hatte oder ob das chinesische Unternehmen im Rahmen einer Kooperation an dem Prozessor arbeitet. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist, dass Xiaomi eine eigene EDA-Software programmiert hat.
Spannend bleibt zudem, wie die USA auf die Ambitionen von Xiaomi reagieren. Riskiert Xiaomi hier womoglich ein ähnliches Schicksal wie es Huawei nach dem Android-Bann ereilt hat? Das ist insofern fraglich, da das Unternehmen wohl aus dieser Misere gelernt haben dürfte.
Wann kommt der Xiaomi-SoC?
Wann Xiaomi im kommenden Jahr seinen eigenen Chip vorstellen wird, ist unklar. Möglich wäre, dass man die Bühne des Mobile World Congress in Barcelona dafür nutzt. Die Fachmesse findet dieses Jahr Anfang März statt. Xiaomi präsentiert dort in der Regel seine neuen Flaggschiff-Smartphones.
Denkbar ist aber auch, dass Xiaomi seinen eigenen Chip vorerst nur für den chinesischen Markt ins Rennen schickt. Dann wäre eine Präsentation im Heimatland wahrscheinlicher.