Wie viel die Abfallwirtschaft zum Klimaschutz beitragen kann
Abfälle sind oft unschön anzusehen. Dennoch muss sich die Menschheit mehr damit beschäftigen, wenn sie den Klimawandel bremsen will. Alleine weggeworfene Lebensmittel erzeugen 6 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. In Müllhalden gärt es nämlich richtig. Durch die Zersetzung organischen Materials - neben Lebensmitteln u.a. auch Papier - wird viel Methan freigesetzt. Das ist als Treibhausgas 28 Mal potenter als Kohlendioxid. Deponien sind ein großes Problem, ein anderes ist die offene Verbrennung von Müll, die in großen Teilen der Welt üblich ist.
Weltweite Analyse
"Für den Transportsektor, Energieerzeugung und Landwirtschaft gibt es viele Daten und genaue Einschätzungen. Für den Abfallbereich waren sie bisher weniger spezifisch", meint Adriana Gomez Sanabria vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg. Sie hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen eine Studie dazu veröffentlicht, wie sehr man die weltweiten Treibhausgasemissionen und Luftschadstoffe durch besseres Recycling reduzieren könnte.
Die Forscher*innen sahen sich dazu die Abfallwirtschaft in 184 Ländern an. Dazu entwickelten sie mehrere sozioökonomische Szenarien zur Weiterentwicklung der Weltgemeinschaft.
Ungleichheit
Das größte Potenzial für eine Emissionsreduktion sehen sie in einer verstärkten weltweiten Hinwendung zu Nachhaltigkeit, zu Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und zu mehr Recycling. Momentan befinde sich die Welt allerdings eher auf einem Weg der großen Ungleichheit. Während reiche Länder mit ihrem Müll fertig werden, haben ärmere Länder Schwierigkeiten, mit wachsenden Müllmengen zurechtzukommen und in Recycling zu investieren.
"Europa der 2 Geschwindigkeiten"
In Europa sieht die Lage relativ gut aus. Die Recyclingquote steigt seit Jahren und die EU hat gemeinschaftliche Regeln zum Umgang mit Abfall erstellt. "Es gibt allerdings ein Europa der 2 Geschwindigkeiten", meint Daisy Kroker, Geschäftsführerin des Verbands österreichischer Entsorgungsbetriebe. In Österreich und Deutschland dürfe man etwa keine Lebensmittel mehr unbehandelt deponieren. Aus dem Material wird Kompost gemacht, das Methan wird vermehrt für Strom- und Fernwärmeerzeugung genutzt. Vor allem in Osteuropa landet der Müll oft auf Deponien oder wird verbrannt, Mülltrennung ist weniger hoch im Kurs.
Regeln umsetzen und sparen
Werden die EU-Vorgaben umgesetzt, sei das Einsparungspotenzial hoch, besagt eine neue Studie des europäischen Abfallwirtschaftsverbands FEAD. 150 Millionen Tonnen CO2 könnten gegenüber dem Status quo bis 2035 eingespart werden. Mit noch ehrgeizigeren Maßnahmen könnten die Einsparungen auch fast doppelt so hoch sein.
Der einzelne Bürger bzw. die einzelne Bürgerin kann einen wichtigen Teil dazu beitragen. Kroker: "Am besten man kauft nur ein, was man auch verbrauchen kann. Wenn man Lebensmittel wegwirft, bitte in die Biotonne. Aus dem Restmüll bekommt man sie nicht mehr raus."