WHO untersucht neue Corona-Supervariante
Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht derzeit, ob die neue Corona-Variante B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove am Donnerstag in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante auch Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe. „Es wird ein paar Wochen dauern, bis wir verstehen, welchen Einfluss diese Variante hat“, sagte Kerkhove.
Die WHO hat für die unterschiedlichen Corona-Variante mehrere Kategorien. Eine davon ist die Kategorie „Variant of Concern“, auf deutsch „besorgniserregende Variante“. Eine der „Variants of Concern“ ist etwa die derzeit in Europa vorherrschende Delta-Variante des Coronavirus. Zu den Merkmalen einer solchen Variante kann etwa gehören, dass sie nachgewiesenermaßen die Übertragbarkeit des Coronavirus erhöht hat.
Am Freitag dürfte die WHO der neuen Variante auch einen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet als offiziellen Namen geben, höchstwahrscheinlich wird es “Ny” werden.
Ansteckender
Expert*innen befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hoch ansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Darum wird sie auch als Supervariante bezeichnet.
Der bekannte österreichische Virologe und Impfstoffforscher Florian Krammer äußerte sich am Donnerstag via Twitter bereits besorgt über die Berichte.
Expertin warnt vor voreiligen Schlüssen
Die Epidemiologin Emma Hodcroft, die in der Schweiz forscht, mahnte am Donnerstag noch zur Geduld. Es habe bereits mehrere Varianten gegeben, die sehr besorgniserregend ausgesehen haben, sich aber nicht durchsetzen konnten. Die starke Ausbreitung in Südafrika könne auch mit der niedrigen Impfquote und den davor generell niedrigen Zahlen zusammenhängen. In Gegenden, wo Delta stärker verbreitet ist, könnte die neue Variante deutlich weniger fit sein.
Um genaueres zur neuen Variante sagen zu können, fehlen noch Daten, man sollte sie aber in jedem Fall genau beobachten.
Briefing in Südafrika
Das südafrikanische Gesundheitsministerium gab am Donnerstag noch ein Briefing über die bisherigen Entwicklungen. Zuerst war lediglich von einigen wenigen Infizierten die Rede, später stellte sich heraus, dass die Variante jedoch bereits deutlich stärker verbreitet sein dürfte.
Reisen eingeschränkt
Österreich reagierte Freitagfrüh, demnach wird die Einreiseverordnung entsprechend angepasst. Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini werden als Virusvariantengebiete eingestuft. Einreisen aus diesen Ländern sind daher grundsätzlich untersagt. Österreichische Staatsbürger*innen sind zur Einreise berechtigt, haben aber besonders strenge Quarantäneregelungen (10-tägige Quarantäne, PCR-Test bei der Einreise, Registrierung) einzuhalten. Zusätzlich wird ein Landeverbot für Flüge aus diesen sieben afrikanischen Ländern verhängt. Die Verordnung tritt bereits heute Mitternacht in Kraft.
Großbritannien und Israel schränkten zuvor bereits vorsorglich den Flugverkehr in einige Staaten im südlichen Afrika ein. Zudem gelte für Ankommende in Großbritannien eine strenge Pflicht zur Hotelquarantäne, teilte Gesundheitsminister Sajid Javid mit.
Bisher wurden in Großbritannien keine Fälle mit der neuen Variante festgestellt, die etwa 30 Mutationen aufweisen soll. Doch täglich kommen laut der Nachrichtenagentur PA 500 bis 700 Menschen allein aus Südafrika in dem Land an. Über die Weihnachtszeit wird mit einer höheren Zahl gerechnet. PA zitierte einen Experten der britischen Behörde für Sicherheit im Gesundheitswesen mit der Einschätzung, bei B.1.1.529 handele es sich um „die schlimmste Variante“, die bisher gesehen wurde.