Science

Entstehung des Lebens: Schulbücher könnten falsch sein

2 Milliarden Jahre war die Erde von einzelligen Organismen wie Amöben, Algen oder Bakterien dominiert. Doch vor 800 bis 685 Millionen Jahren setzten sich mehrzellige Lebewesen durch. Der Grund dafür könnte allerdings ein anderer sein, als man bisher in den Schulen lehrt.

Explosion an Leben

Die sogenannte "Avalon-Explosion", ein Vorläufer der besser bekannten "kambrischen Explosion", war vor rund 800 Millionen Jahren dafür verantwortlich, dass sich mehrzellige Lebewesen entwickeln konnten. Bisher war die Lehrmeinung, dass dieser evolutionäre Schritt durch Erreichen eines bestimmten Sauerstofflevels in den Ozeanen ausgelöst wurde. Eine neue Studie im Journal Geobiology entkräftet diese These jedoch. 

Forscher*innen analysierten nämlich die chemische Zusammensetzung von Gesteinsschichten im Oman und konnten dabei auch die Sauerstoffkonzentration der Ozeane vor 800 Millionen Jahren messen. Diese war deutlich niedriger als bisher angenommen und lag zwischen 5 und 10 Mal unter den heutigen Werten. Das entspricht etwa dem Sauerstoffgehalt der Luft auf einem Berg, der doppelt so hoch ist wie der Mount Everest.

Sauerstoffgehalt sogar abgenommen

"Der Sauerstoffgehalt in den Meeren hat laut unseren Messungen zu der Zeit kaum zugenommen", erklärt der Forscher Christian J. Bjerrum in einer Aussendung. Als die ersten weiterentwickelten Lebensformen auftauchten, gab es sogar einen leichten Rückgang. Die Ergebnisse würden damit im Widerspruch zu der gängigen Lehrmeinung stehen. "Wir müssen Schulbücher ausbessern und neu schreiben", ist der Forscher überzeugt.

Wenn es also nicht der Sauerstoff war, der die Entwicklung komplexen Lebens auf der Erde ausgelöst hat, was war es dann? Die Forscher*innen gehen davon aus, dass gerade der fehlende Sauerstoff ein Trigger war, der komplexes Leben begünstigte. Organismen, die mit weniger Sauerstoff auskamen, profitierten nämlich von den Umständen und konnten sich in Ruhe weiterentwickeln.

Langsamere, aber kontrolliertere Entwicklung

Das gleiche Phänomen tritt laut den Forscher*innen auch in der Krebsforschung auf. Niedrige Sauerstofflevel erhalten Stammzellen so lange, bis sich der Organismus entscheidet, welche Art von Zellen - vielleicht Muskel- oder Nervenzellen - daraus entstehen sollen. Bei hohen Sauerstoffkonzentrationen mutieren die Stammzellen schneller und können so zugrunde gehen. Die niedrige Sauerstoffkonzentration war also kein Nachteil, sondern ein Vorteil für die Evolution.

 

 

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