Experte: China hat bei seiner Mond-Mission Hintergedanken
Im Start der jüngsten chinesischen Mondmission sieht Paolo Ferri von der europäischen Raumfahrtagentur ESA auch einen Technologietest für bemannte Flüge zum Erdtrabanten. „Die Chinesen haben eine sehr komplizierte Mission gewählt, um Proben vom Mond auf die Erde zu bringen“, sagte der frühere Leiter des ESA-Missionsbetriebs im Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur.
Es werde vermutet, dass die ganze Technik erprobt werden soll, die eines Tages für eine bemannte Landung nötig ist. „Sie hätten das viel einfacher machen können.“
China startete Dienstagfrüh eine unbemannte Mission zum Mond. Ein Lander der nach der chinesischen Mondgöttin „Chang'e 5“ benannten Raumsonde soll dort landen und erstmals seit 44 Jahren wieder Gesteinsproben zur Erde zurückbringen. Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion in den 60er- und 70er-Jahren erst die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt. Bei der chinesischen Mission soll der Lander mit Gesteinsproben wieder vom Mond abheben und an einen Orbiter 200 Kilometer über der Mondoberfläche andocken. Anschließend geht es zurück zur Erde.
"Kompliziert"
„Auf einem anderen Himmelskörper zu landen ist immer kompliziert“, sagte Ferri. Allerdings sei es auf dem Mond mangels Atmosphäre und geringer Schwerkraft noch leichter als auf einem Planeten wie dem Mars. In einen Orbit zu fliegen sei relativ einfach. Eine Landung auf dem Mond hätten die chinesischen Raumfahrer schon zweimal geprobt. Den Knackpunkt sieht Ferri woanders. „Das Rendezvous im Orbit wird eine neue Herausforderung und bei der Landung auf der Erde müssen die Berechnungen ganz genau sein.“ Der ganze Ablauf gleiche dem ersten bemannten Raumflug zum Mond von Apollo 11 vor mehr als 50 Jahren. Allerdings sei heute die Technik viel weiter. „Da liegen Universen dazwischen.“
Eine Überraschung ist die Mission von China für Ferri nicht. „Sie haben alles schrittweise gemacht.“ Sie seien erst in den Orbit geflogen, dann auch auf dem Trabanten gelandet und auch der Rückflug sei schon erprobt worden. „Es ist keine Überraschung, es war sogar schon früher geplant“, sagte Ferri. Es sei schwer zu sagen, ob die Chinesen bereits weiter sind als die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA mit ihren Plänen für einen bemannten Flug zum Mond. Ferri ist aber sicher, dass die jetzt genutzte Technologie auch anders eingesetzt werden kann. „Vieles, was man auf dem Mond macht, kann man auch auf dem Mars nutzen.“