Fusionsreaktor ITER: Erster Sektor der Plasmakammer ist fertig
Der Bau des internationalen Fusionsreaktor-Projekts ITER schreitet voran. Zuletzt wurde der erste Sektor aus europäischer Produktion des Vakuumgefäßes fertiggestellt. Darin soll zukünftig das Plasma stabilisiert werden, das für die Kernfusion nötig ist.
ITER entsteht nach dem Tokamak-Prinzip. Er hat eine Donut-Form, in deren Inneren Plasma u.a. mithilfe von elektromagnetischen Wellen auf 100 Millionen Grad erhitzt wird. Durch ein Magnetfeld wird das heiße Plasma in der Schwebe gehalten. Erzeugt wird das Magnetfeld mithilfe von leistungsstarken, supraleitenden Magneten, die das Gefäß umschließen. ITER soll der größte Fusionsreaktor seiner Art werden.
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11 Meter hoch und 5.200 Tonnen schwer
Das hermetisch abgeriegelte Vakuumgefäß sorgt dabei einerseits dafür, dass das Plasma steril bleibt, schirmt aber auch die Außenwelt vor radioaktiver Strahlung ab. Ist es einmal fertig, soll es einen Durchmesser von 19,4 m und eine Höhe von 11,4 m haben. Das Gewicht soll 5.200 Tonnen betragen.
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Der jetzt gelieferte Sektor 5 ist einer von insgesamt 9 Teilen, die später zusammengeschweißt werden. Europa liefert 5 Sektoren, Korea liefert 4.
7 Partner beteiligen sich am Bau von ITER: die EU (inklusive Großbritannien und Schweiz), die USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Indien. Insgesamt sind 35 Länder beteiligt. Für Europa verwaltet die Agentur Fusion4Energy (F4E) das Projekt.
Fertiggestellt wurde Sektor 5 Ende August in Italien. Inzwischen ist das Bauteil unterwegs zum ITER-Standort in Paul-lez-Durance in Südfrankreich. Die verbleibenden 4 Sektoren aus Europa sind laut F4E bereits in Produktion. Sie sollen innerhalb der kommenden 2 Jahre ausgeliefert werden.
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Probleme, Verzögerungen und Kostenexplosion
Das Großprojekt steht insgesamt unter keinem guten Stern. Kostenexplosionen und Verzögerungen sorgen dafür, dass sich der Betriebsbeginn um Jahre verzögert. Zuletzt musste man etwa feststellen, dass ein bereits gebauter Sektor aus koreanischer Produktion der Vakuumkammer Herstellungsfehler hat. Dadurch können die Segmente nicht zu 100 Prozent passend zusammengefügt werden.
Zudem muss das Hitzeschild der Vakuumkammer repariert werden. 2022 wurden dort Risse in den Kühlleitungen erkannt. Die Maßnahmen für die Reparatur wurden im September 2023 eingeleitet.
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Die französische Atombehörde verlangte zusätzlichen Strahlenschutz, wodurch sich das Gewicht der Bauteile änderte. In einer Aussendung betont F4E, Sektor 5 erfülle die hohen Standards der Behörde. jetzt: „Es ist uns gelungen, die technischen und terminlichen Herausforderungen in der Produktion erfolgreich zu meistern.“ Sollte der Bau nun wie geplant voranschreiten, könnte ITER erstmals 2039 mit Plasma betrieben werden.