Größter Fusionsreaktor der Welt ist fertiggestellt

Größter Fusionsreaktor der Welt ist fertiggestellt

© APA/AFP/NICOLAS TUCAT / NICOLAS TUCAT

Science

Größter Fusionsreaktor der Welt feiert Meilenstein

Der weltgrößte Kernfusionsreaktor ITER sprengt nicht nur das ursprünglich vorgesehene Budget um ein Vielfaches, auch der angepeilte Zeitplan muss erneut nach hinten verschoben werden. Dennoch gab es in den vergangenen Tagen einen Grund zum Feiern. 

Die zentralen Komponenten der "künstlichen Sonne" konnten nun endlich installiert werden. Die massiven Toroidspulen wurden fertiggestellt und stellen mit einer Magnetfeldenergie von 41 Milliarden Joule den stärksten, künstlich geschaffenen Magneten aller Zeiten dar. 

➤ Mehr lesen: Wann haben wir endlich Strom aus Kernfusion?

FRANCE-NUCLEAR-ELECTRICITY-SCIENCE-TECHNOLOGY-ITER

19 solche Magnetspulen konnten erfolgreich installiert werden.

Riesige Magnetspulen

Jede dieser supraleitenden Magnetspulen ist 17 Meter hoch, 9 Meter breit und wiegt 360 Tonnen. In den Spulen sind Drähte mit einer Gesamtlänge von mehr als 87.000 Kilometer verbaut. Im laufenden Betrieb müssen diese Kabel auf -269 Grad Celsius gekühlt werden.

Der ITER-Reaktor soll Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren. Dazu wird Wasserstoffplasma auf 150 Millionen Grad Celsius erhitzt. Ziel ist es, mit der Experimentalanlage den Weg für künftige Fusionskraftwerke zur Stromerzeugung zu ebnen. 

➤ Mehr lesen: Forschern gelingt wichtiger Meilenstein für Kernfusion

So werden die 19 Magnetspulen angeordnet

Neuerliche Verzögerungen um 14 Jahre

2007 starteten die Bauarbeiten in Südfrankreich. 2020 hätte eigentlich der erste Test unter Volllast stattfinden sollen. Bislang hat es geheißen, das erste Plasma soll 2025 erzeugt werden. Doch daraus wird wieder nichts. 

Nun rechnet man bei ITER, dass die volle magnetische Energie erst 2036 erzeugt werden kann. Der Fusionsbetrieb mit Deuterium und Tritium soll 2039 folgen. Das hat das ITER-Konsortium in einer Aussendung bekannt gegeben. 

Darin heißt es, dass das geplante erste Plasma im kommenden Jahr ohnehin nur ein kurzer, energiearmer Maschinentest gewesen wäre. Der neue Zeitplan soll nun eine vollständigere Maschine an den Start bringen.

➤ Mehr lesen: China meldet Durchbruch bei „künstlicher Sonne“

Kosten von 6 auf 22 Milliarden Dollar angewachsen

35 Länder sind an ITER beteiligt. Neben sämtlichen EU-Mitgliedsstaaten und den USA zählen auch Großbritannien, die Schweiz, China, Indien, Japan, Südkorea und Russland dazu. Ursprünglich war ITER auf 10 Jahre anberaumt, das Budget sollte 6 Milliarden Dollar betragen. Mittlerweile ist es auf mehr als 22 Milliarden Dollar angewachsen.

Bereits seit Längerem war laut ITER klar, dass der vorgesehene Zeitplan nicht einzuhalten war. Die Corona-Pandemie und Qualitätsprobleme bei Einzelteilen sorgten für Verzögerungen. Der neue Zeitplan dürfte mit Mehrkosten in der Höhe von mehreren Milliarden Dollar verbunden sein.

➤ Mehr lesen: China hat eine neue "künstliche Sonne"

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare