Science

Studie: Eisschild in der Westantarktis schmilzt "unvermeidbar"

Eine neue Studie zeichnet ein verheerendes Bild davon, wie weit die Klimakatastrophe bereits fortgeschritten ist. Demnach ist das Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds nicht mehr abzuwenden - auch wenn das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens erreicht würde. 

Mehr lesen: Wie sehr wir auf Schiene Richtung Klimaziele sind

Neue Daten zeigen, dass warme Meeresströmungen das Schelfeis in der Amundsensee angreifen und von unten schmelzen. Das ist derzeit der Hauptgrund für den Anstieg des Meeresspiegels. Die Studie erschien im Fachmagazin Nature.

Warmes Ozeanwasser schmilzt Eisschild von unten

Untersucht wurde das Schelfeis, also die Ränder des Eisschilds, die auf dem Meer schwimmen. Das Wasser an der Meeresoberfläche hat dort zwar eine Temperatur von -1,5 Grad Celsius, hunderte Meter in der Tiefe erreicht es allerdings 1 Grad und ist damit warm genug, um Eis zu schmelzen. Anhand eines Modells konnte das Team um Kaitlin Naughten vom British Antarctic Survey zeigen, dass die sich verändernden Meeresströmungen das warme Wasser weiter an die Oberfläche bringen wird. 

Dadurch wird das schwimmende Eis schmelzen und das warme Ozeanwasser kann auch das Eis auf dem antarktischen Festland angreifen. Dieses bedeckt den felsigen Grund, der zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Auch hier bildet sich eine Art Tasche mit warmen Wasser unter der Eisoberfläche, was das darüberliegende Eis einstürzen und auf das Meer treiben lässt. 

Alle Klimaszenarien führen zur Abschmelze

4 verschiedene Klimaszenarien haben die Forscher*innen durchgespielt. Auch im besten Szenario machen sich eine deutliche Verbesserung bei der Erwärmung der Ozeane frühestens 2080 bemerkbar. Das fatale Ergebnis der Studie: Es werde keinen Unterschied mehr machen, ob die ambitionierten Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden. Der Schaden sei bereits so weit fortgeschritten, dass die Möglichkeiten, die Ozeanerwärmung aufzuhalten, begrenzt seien.

Die Erwärmung der Ozeane soll im Laufe des 21. Jahrhunderts um das 3-fache an Geschwindigkeit im Vergleich zu historischen Werten zulegen. Das Team prognostiziert, dass der vorhergesagte Meeresspiegelanstieg von 0,5 bis zu einem Meter bis 2100, zu gering ist. Wie stark die Schätzung übertroffen wird, kann das Team aber noch nicht sagen. 

Die roten Bereiche haben Masse verloren, die Blauen haben an Masse zugelegt

Erst kürzlich zeigte eine von der ESA finanzierte Studie, dass 40 Prozent des antarktischen Schelfeises seit 1971 abgeschmolzen sind. Dabei wurden fast 67 Billionen Liter Schmelzwasser an die Ozeane abgegeben. 71 der 162 Eisschilde der Antarktis sind bereits geschrumpft.  

Treibhausgase schnellstmöglich stark verringern

Trotzdem sei es weiterhin essenziell, dass die Treibhausgasemissionen schnellstmöglich verringert werden. Das Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds sei nur eine Konsequenz von vielen. So könne man das ostantarktische Eisschild noch retten. Es enthält das 10-fache der Eismenge des westantarktischen Eisschilds. 

Während sich Wissenschaftler*innen über die dringliche Situation einig sind, kritisiert etwa Eric Rignot von der University of California gegenüber New Scientist, dass nur die Meeresströmungen, nicht aber die Prozesse in der Atmosphäre in die Modelle eingeflossen sind: "Ich stimme nicht zu, dass die Zeit, um den Kollaps aufzuhalten, komplett verstrichen ist".

Reduziere man die Treibhausgase sehr stark und binde atmosphärischen Kohlenstoff im Boden, bestehe noch eine Chance, das Abschmelzen zu verlangsamen. Allerdings steigen die globalen Treibhausgasemissionen aktuell weiter an (mehr dazu).

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!