Neue Daten erweitern Wissen über erdnächsten Exoplaneten
Vor knapp vier Jahren wurde ein Planet entdeckt, der um den sonnennächsten Stern, Proxima Centauri, kreist. Nun haben Forscher aus Genf die Existenz dieses Planeten namens Proxima Centauri b bestätigt und bisherige Messdaten korrigiert. Möglich wurde dies durch ein neues Instrument namens ESPRESSO. Der Spectrograf ist am Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile montiert.
20 Mal näher am Stern
Dank der neuen Messungen, die präziser denn je sind, wurde festgestellt, dass Proxima Centauri b nicht - wie gedacht - mindestens 1,3 Erdmassen aufweist, sondern nur 1,17. Der Planet umkreist seinen Stern in nur 11,2 Tagen. Er ist 20 Mal näher an dem Stern als die Erde im Vergleich zur Sonne. Dennoch liegt der Planet in der habitablen Zone. Proxima Centauri ist nämlich ein roter Zwerg und damit weniger strahlungsintensiv als die Sonne - mit Ausnahme vom Röntgenstrahlenspektrum.
Strahlungsintensität
Proxima Centauri b wird von etwa 400 Mal so viel Röntgenstrahlung wie die Erde getroffen. Während der Planet also theoretisch flüssiges Wasser aufweisen könnte, ruiniert möglicherweise die Strahlung jede Chance auf Leben - wenn der Planet nicht eine geeignete Atmosphäre als Schutzschild dagegen aufweist. Dieses Detail kann durch die neuen Messungen, die mit der Radialgeschwindigkeitsmethode durchgeführt wurden, nicht festgestellt werden.
"Wir werden all diesen Fragen nachgehen", meint Christophe Lovis von der Universite de Geneve (UNIGE). "Speziell mit der Unterstützung durch zukünftige Instrumente, wie den Spektrometer RISTRETTO." Die Schweizer Wissenschaftler haben offenbar eine Vorliebe für Akronyme mit Kaffee-Anspielungen.
Zweiter Planet
In den Messungen mit ESPRESSO ist ein zweites Signal in den Daten aufgetaucht, das auf einen weiteren Planeten rund um Proxima Centauri hinweist. Von der Entdeckung von Proxima Centauri c berichtete im Jänner bereits eine andere Forschungsgruppe aus Italien. Laut den Schweizer Forschern könnte das Signal auf einen relativ kleinen Planeten (weniger als ein Drittel der Erdmasse) hinweisen. Die italienischen Forscher gehen hingegen von einem Planeten mit der sechsfachen Erdmasse aus. Die offensichtliche Diskrepanz kann nur durch weitere Beobachtungen aufgelöst werden.