Pilot verrät, welche Probleme es beim Testflug von SpaceShipTwo gab
Virgin Galactic hat im April 2018 den ersten Überschallflug von SpaceShipTwo absolviert, nachdem es vier Jahre zuvor bei so einem Testflug zu einem tödlichen Unfall kam. Der Flug im April war erfolgreich, wenn es nach Virgin Galactic geht. In einem Artikel des New Yorker berichtet der Testpilot aber, dass die Situation durchaus heikel war.
Anders als bei modernen Flugzeugen, nutzt , das später Touristen ins All bringen soll, kein Fly-by-Wire-System. Bei solchen Systemen werden die Kommandos des Piloten von einem Computer interpretiert und so umgesetzt, dass zu keinen ungewünschten Bewegungen des Flugzeugs kommt. Außerdem hält der Computer das Flugzeug in einer stabilen Fluglage.
Da es das beim SpaceShipTwo nicht gibt, das aufgrund der Bauform ohnehin schwierig zu kontrollieren ist, muss der Pilot besonders aufpassen. Beim Testflug bemerkte er, wie die Flügel plötzlich zu kippen begannen. Würde sich das Flugzeug komplett drehen während das Triebwerk aktiv ist, könnte es durch die Überschallgeschwindigkeit zu Taumeln anfangen und es wäre nur sehr schwer, es wieder unter Kontrolle zu kriegen.
Er schaffte es aber, die Bewegung auszugleichen. Einen Moment später begannen die Flügel wieder zu drehen. Er merkte, wie er die Kontrolle verlor und gab den Copiloten den Befehl, das Triebwerk frühzeitig auszuschalten, um Schlimmeres zu verhindern. Als sich dieser vorbeugte um den Knopf zu drücken, ging der Motor von alleine aus, weil das zuvor für den Testflug eingestellte Limit von 30 Sekunden erreicht war.
Das Flugzeug war unter Kontrolle. Der Pilot konnte jetzt aus dem Fenster schauen und den Anblick der Erde aus 25 Kilometern Höhe genießen. Nach einem kurzen Moment dämmerte es ihn: Eigentlich dürfte er die Erde nicht sehen, sondern nur das Schwarz des Weltalls. Das SpaceShipTwo stand auf dem Kopf. Trotz seiner Bemühungen hat es sich gedreht, ohne, dass er es bemerkt hatte.
Prinzipiell ist das kein Problem, da diese Lage des Fluggeräts für die Touristenflüge vorgesehen ist. Beim Testflug hätte das allerdings nicht passieren müssen. Der Kreiselkompass zeigte an, dass das Flugzeug in der korrekten Position war. Wie sich später herausstellte, wurde vergessen ein Software-Update einzuspielen, was für den Instrumentenfehler verantwortlich war.
Um die Lage zu korrigieren, zündete der Pilot die Pressluft-Steuerraketen in den Flügen, die für Drehungen der Maschine in der Umgebung mit wenig Schwerkraft eingebaut wurden. Danach setzte er die Klappflügel ein, um das SpaceShipTwo zu stabilisieren und in die korrekte Lage zurück zu bringen. Die Klappflügel waren der Grund dafür, dass der Flug 2014 tödlich endete. Der Pilot löste deren Verankerung damals zu früh, während das SpaceShipTwo noch beschleunigte. Dadurch wirkten zu hohe Kräfte auf das Flugzeug ein.
In diesem Fall stimmte das Timing aber. Der Pilot konnte das SpaceShipTwo nach dem Gleitflug sicher landen. Seit diesem Testflug hat es zwei weitere gegeben. In den Videos davon ist zu sehen, dass das SpaceShipTwo immer noch instabil im Flug wirkt.