Solares Maximum kommt früher: Massive Sonnenstürme erwartet
Die Sonne ist derzeit sehr aktiv. Grund dafür ist der Sonnenzyklus, der sich alle 11 Jahre wiederholt. Derzeit befinden wir uns in einer Phase zunehmender Aktivität, die im Solaren Maximum enden wird. Jenes könnte aber nun früher kommen als erwartet.
Eigentlich dachte man, dass das Solare Maximum im Jahr 2025 ansteht. Das aktuelle Verhalten der Sonne lässt jedoch darauf schließen, dass es bereits Ende 2023 so weit sein könnte. “Es wird früher und stärker kommen als erwartet”, erklärt Alex James, Sonnenphysiker an der University of College London, gegenüber Live Science. Auch andere Expert*innen stimmen dieser Einschätzung zu.
Letztes Maximum war schwach
Dass das Solare Maximum wirklich erreicht ist, wird man erst danach wissen, sobald die Sonnenaktivität wieder abnimmt. Früheren Zyklen zufolge kann das Maximum 1 bis 2 Jahre andauern, wie lange genau, kann man aber nicht prognostizieren. Danach beginnt der Zyklus mit geringer Aktivität von Neuem. Das jüngste Solare Maximum war 2014, allerdings war es verhältnismäßig schwach und wurde von der NASA sogar als „Solar-Mini-Max“ bezeichnet.
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Die Anzeichen, dass das Solare Maximum diesmal ein starkes werden wird, haben sich zuletzt gehäuft. Dass die Prognose dennoch höchstwahrscheinlich falsch war, erklärt der Sonnenphysiker Scott McIntosh gegenüber LiveScience mit veralteten Modellen. Die Modelle der US-Weltraumbehörde NASA und der Wetterbehörde NOAA hätten sich in den vergangenen 30 Jahren demnach kaum geändert, die zur Verfügung stehenden Daten jedoch schon.
Sonnenflecken
Wie stark ein Solares Maximum ist, wird anhand der Sonnenflecken gemessen, die während dieser Phase entstehen. Sonneneruptionen gehen hauptsächlich von diesen Sonnenflecken bzw. Gruppen von Sonnenflecken aus. Ihre Magnetfelder können im Laufe der Zeit sehr viel Energie aufstauen. Wenn sich die Magnetfelder durch die Bewegungen auf der Sonnenoberfläche verdrehen, kann es zu einem „Kurzschluss“ kommen. Die aufgestaute Energie entlädt sich dann explosionsartig.
Desto mehr Sonnenflecken also entstehen, desto häufiger kommt es zu Ereignissen wie einem koronalen Masseauswurf. Dabei wird Plasma aus einem Sonnenfleck ins All geschleudert, das als Sonnensturm die Erde treffen kann.
Auswirkungen auf die Erde
Diese Sonnenstürme können verschiedene Auswirkungen auf die Erde haben. Eine harmlose Folge jener sind Polarlichter. Sie entstehen, wenn die geladenen Teilchen der Sonne mit der Erdatmosphäre interagieren, wodurch es zum Leuchten kommt.
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Die Effekte der Sonnenstürme können aber auch dramatischer sein. So kann es zu Störungen von sensiblen Funk- und Elektronik-Equipment und demnach zu Ausfällen kommen. In der Vergangenheit gab es aufgrund von Sonnenstürmen etwa schon Beeinträchtigungen des Satellitennavigationssystems GPS.
Und auch Satelliten selbst sind durch die Masseauswürfe der Sonne gefährdet. So zerstörte ein Sonnensturm einmal 40 Starlink-Satelliten. Schützen kann man derartige Infrastruktur vor Sonnenstürmen nicht, man kann sich nur auf mögliche Ausfälle vorbereiten.
Carrington-Event
Das bisher extremste Sonnensturmereignis war das Carrington-Event 1859. Dieser gilt bis heute als Referenz für ein derartiges Extremereignis. Aufzeichnungen belegen, dass der Sturm Telegrafen-Leitungen zum Brennen brachte und Polarlichter bis nach Kuba sichtbar machte. Nur die geringe Elektrifizierung Mitte des 19. Jahrhunderts verhinderte Schlimmeres. Ein vergleichbares Ereignis in der heutigen Zeit hätte naturgemäß katastrophale Auswirkungen.
Zwar ist es während eines Solaren Maximums wahrscheinlicher, dass es zu einem derartigen Ereignis kommt, dennoch bleibt es insgesamt sehr unwahrscheinlich.