Warum gibt es gerade so viele Sonnenstürme?
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Immer häufiger gibt es Berichte darüber, dass die Erde von Sonnenstürmen getroffen wird. Erst am Ostersonntag kam es wieder zu einer riesigen Sonneneruption (futurezone berichtete). Der daraus folgende Sonnensturm traf Südostasien und Australien und störte dort den See- und Flugverkehr.
Solche Ereignisse kommen immer häufiger vor. Doch warum rumort es gerade jetzt auf der Sonne und was bedeutet das für die Erde? Die futurezone hat nachgefragt.
11-jähriger Sonnenzyklus
Auch wenn die Berichterstattung generell zugenommen hat und man daher auch regelmäßiger über Sonneneruptionen – sogenannte Solar Flares – informiert wird, hat die Zunahme der Vorfälle einen Grund. „Die Sonne durchläuft einen Zyklus, der sich im Durchschnitt alle 11 Jahre wiederholt“, erklärt die ZAMG-Forscherin Rachel Bailey vom Conrad Observatorium der futurezone. In dieser Zeit polt sich das Magnetfeld der Sonne um.
Ein Zyklus beginnt immer bei einem Solaren Minimum. Dann ist die Sonnenaktivität am niedrigsten. Das letzte Minimum war 2019. Danach steigt die Aktivität langsam wieder an. Das dauert ungefähr 5 Jahre. In dieser Phase befinden wir uns aktuell.
Das Solare Maximum wird demnach für 2025 erwartet. Danach nimmt die Aktivität 3 bis 4 Jahre lang wieder ab, bis erneut ein Minimum erreicht wurde und der Zyklus von Neuem beginnt. Das letzte Solare Maximum war 2014, allerdings war es verhältnismäßig schwach und wurde von der NASA sogar als „Solar-Mini-Max“ bezeichnet.
Sonnenflecken sorgen für Eruptionen
Wie stark ein Solares Maximum ist, wird anhand der Sonnenflecken gemessen, die während dieser Phase entstehen. „Während des Solaren Maximums nimmt die Anzahl und Größe der Sonnenflecken zu. Zudem wandern immer mehr Sonnenflecken vom Äquator weg auf höheren Breitengrade in Richtung der Pole“, sagt Bailey. Sonnenflecken sind Bereiche in der Photosphäre, also der untere Bereich der Sonnenatmosphäre. Sie erscheinen dunkler. Das liegt daran, dass diese Areale kühler sind.
Sonneneruptionen gehen hauptsächlich von diesen Sonnenflecken bzw. Gruppen von Sonnenflecken aus. Ihre Magnetfelder können können im Laufe der Zeit sehr viel Energie aufstauen. Wenn sich die Magnetfelder durch die Bewegungen auf der Sonnenoberfläche verdrehen, kann es zu einem „Kurzschluss“ kommen. Die aufgestaute Energie entlädt sich dann explosionsartig.
Desto mehr Sonnenflecken also entstehen, desto häufiger kommt es zu Ereignissen wie einem koronalen Masseauswurf. Dabei wird Plasma aus einem Sonnenfleck ins All geschleudert, das als Sonnensturm die Erde treffen kann.
190 Sonnenflecken erwartet
„Wenn die Sonne besonders aktiv wird, könnten maximal 5 Sonnenstürme pro Monat eintreffen“, erklärt Bailey, die zurzeit mit weiteren Weltraumwetter-Expert*innen in Österreich am Aufbau einer Infrastruktur zur verbesserten Vorhersage von Sonnenstürmen arbeitet.
Beim aktuellen Zyklus sollen beim Solaren Maximum bis zu 190 Sonnenflecken entstehen. Zum Vergleich: Das letzte Solare Maximum 2014 zählte nur 100 Sonnenflecken und war damit der schwächste Zyklus der vergangenen 100 Jahre.
Häufigkeit wird zunehmen
Durchschnittlich wird beim Solaren Maximum eines Zyklus mit ungefähr 180 Sonnenflecken gerechnet. Damit könnte der aktuelle Zyklus über dem Durchschnitt liegen. „Die Stärke der Sonneneruptionen hängt davon aber nicht ab, es geht dabei nur um die Häufigkeit der Ereignisse“, sagt Bailey.
Wann das Maximum tatsächlich erreicht ist, bleibt abzuwarten. „Die Zyklen sind nicht immer genau 11 Jahre lang, manchmal dauert es 12 Jahre, manchmal nur 10. Das sehen wir erst dann, wenn die Aktivität wieder abklingt“, erklärt die Expertin. Laut aktuellen Berechnungen ist noch gut 2,5 Jahre lang erhöhte Aktivität zu erwarten.
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