Science

Städte sollen durch geparkte E-Autos zu gigantischen Batterien werden

Elektroautos sind dafür da, um uns von A nach B zu bringen. Sie können aber noch mehr. 

Nutzt man die Technologie intelligent, könnten sie vom Stromfresser zum Stromspeicher werden. So ließe sich die Belastung des Stromnetzes während der Spitzenverbrauchszeiten verringern, heißt es in einer neuen Studie der Australian National University (ANU). 

Städte als Batterien 

"Städte werden oft als energiehungrige Giganten angesehen", sagt Dr. Bin Lu, der Hauptautor der Studie. Dabei müsste das nicht so sein. 

Denn durch die smarte Nutzung von Elektrofahrzeugen und Warmwassersystemen könnten sie zu riesigen Energiespeichern werden. Dafür müsse man Energie verwalten, statt sie nur zu verbrauchen. 

Getestet wurde das am Beispiel der australischen Hauptstadt Canberra. Für die Studie nutzten die Wissenschaftler Reisedaten, geografische Karten und Strombedarfsprofile. So konnten sie feststellen, wie sich der Energieverbrauch von E-Autos und Warmwassersystemen zeitlich und örtlich besser verlagern lässt. 

46 Kilowatt Stromspeicher pro Person  

Die Studie zeigt, dass rund 46 Kilowattstunden Stromspeicher pro Person in einer vollständig elektrifizierten Stadt zur Verfügung stehen. Das entspricht ungefähr der Speicherkapazität von 3 bis 4 Heimbatterien, wie der Tesla Powerwall. 

Werden Ladevorgänge und das Erhitzen von Wasser in Zeiten mit geringer Netzbelastung durchgeführt, kann jede Person täglich rund 5 Kilowattstunden Stromverbrauch dorthin verschieben. Diese flexible Energie entspricht etwa einem Drittel des durchschnittlichen täglichen Pro-Kopf-Stromverbrauchs und kann wesentlich dazu beitragen, das Netz zu entlasten

E-Autos im Parkhaus 

Und das könnte einfacher sein als gedacht. Denn: "Elektrofahrzeuge verbringen etwa 90 Prozent ihrer Zeit im Parkhaus", so Dr. Lu. Werden die elektrischen Lasten aber nicht intelligent gesteuert, könnte die Spitzennachfrage um mehr als 30 Prozent ansteigen, wenn Haushalte auf elektrische Heizsysteme und Autos umsteigen. 

Dann wären auch teure Netznachrüstungen notwendig. Verlagert man jedoch die Hälfte der Last in Zeiten mit weniger Stromnachfrage, ließe sich der Anstieg der Spitzennachfrage halbieren. "Bei der Elektrifizierung unserer Haushalte und unseres Verkehrs wollen wir die bereits vorhandene Netzinfrastruktur bestmöglich nutzen und den Bedarf an teuren Netzaufrüstungen minimieren", sagte Co-Autorin Marnie Shaw.

Hotspots für den flexiblen Umgang mit Energie 

In der Studie wurden auch sogenannte Speicher-Hotspots identifiziert. Das sind Gegenden mit einer hohen Dichte an Arbeitsplätzen, in denen viel Strom gebraucht wird, der sich flexibel steuern lässt. 

Gerade in diesen Gegenden bieten sich gute Chancen für intelligentes Laden am Arbeitsplatz, dynamische Preisanreize oder digitale Plattformen, die viele kleine Geräte koordinieren. So könnte aus einer Stadt ein virtuelles Kraftwerk werden.  

"Die Energiewende ist ein komplexes Unterfangen mit vielen beweglichen Teilen. Zu verstehen, wie sich diese neuen elektrischen Lasten verhalten und wie wir sie steuern können, ist entscheidend für den Aufbau eines intelligenteren und zuverlässigeren Stromnetzes", sagt Sam Sachse, Geschäftsführer des Energieanbieters Evoenergy. Die Ergebnisse der Studie könnten laut ihm die zukünftige Netzplanung maßgeblich unterstützen

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