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Wie der Wald den Klimawandel stoppen soll

Derzeit sind 2,6 Milliarden Hektar Waldfläche weltweit vorhanden. Eine Aufforstung von zusätzlich 0,9 Milliarden Hektar könnte dem Klimawandel effektiv entgegenwirken, wie Forscher des Crowther Lab an der ETH Zürich berechnet haben. Und das ist durchaus realistisch.

Kohlenstoff-Speicher

Das errechnete Zusatz-Areal entspricht einer Fläche in der Größe der USA und bliebe von Menschen ungenutzt – die Bäume könnten aber zwei Drittel der verursachten CO2-Emissionen aufnehmen, sobald die Wälder herangewachsen sind. Das wären 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, also zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen, die seit der industriellen Revolution in die Atmosphäre gelangt sind. „Allerdings müssen wir schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen“, sagt Tom Crowther, Co-Autor der ETH-Untersuchung. 

Ernte nach 120 Jahren

„Ein Baum ist durchschnittlich 120 Jahre alt, wenn er geerntet wird und das Holz als Bau- und Werkstoff genutzt wird“, erklärt Andrea Kaltenegger von der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gegenüber der futurezone. Der Kohlenstoff bleibe im Holz gespeichert. Durch die Entnahme erntereifen Holzes entsteht Raum für einen neuen, jungen Wald. Das macht sich bezahlt: Die jährlichen Klimabilanzen der Bundesforste zeigen, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Sobald mehr Bäume nachwachsen, als geerntet werden, wirkt der Wald als aktiver Kohlenstoffspeicher. Seit 2009 steigt die sogenannte CO2-Senkenleistung in ÖBf-Wäldern an. Rechnet man die gesamte Biomasse in ÖBf-Wäldern ein, ergibt sich aktuell sogar ein Wert von 410,5 Millionen Tonnen gespeichertem Kohlenstoff. „Der größte Speicherplatz ist mit 218 Millionen der Waldboden“, sagt Kaltenegger.  Die ÖBf testet derzeit sogar elektronische Lastendrohnen, um Baumsetzlinge auch in steile Schutzwaldgebiete zu liefern.

Vielfalt essenziell

Den größten Fokus legt die ÖBf auf den gesunden Bäume-Mix. Unter anderem kommen manche Arten mit Hitze und Trockenheit sowie mit Schädlingen nicht so gut zurecht wie andere und würden teilweise ausfallen. „Daher ist es wichtig, andere Baumarten zu forcieren. Auch im Wald ist Vielfalt die beste Risikovorsorge“, sagt Kaltenegger.

Sechs geeignete Länder

Wo eine Aufforstung am geeignetsten wäre, zeigen wiederum die Ergebnisse der ETH-Studie. Demnach geht Russland mit einer Nutzfläche von 151 Millionen Hektar als Hotspot hervor, gefolgt von den USA, Kanada, Australien, Brasilien und China. „Wir haben Städte und landwirtschaftliche Flächen von der gesamten Fläche, die das Potenzial zur Wiederaufforstung hat, ausgeschlossen, denn diese Gebiete braucht der Mensch anderweitig“, sagt Studienleiter Jean-François Bastin.

In Österreich wird jetzt schon viel getan. So wurden im vergangenen Jahr zwei Millionen Jungpflanzen von der ÖBf aufgeforstet und 850.000 Hektar Naturfläche bewirtschaftet. Das Ziel: Bis 2020 sollen 16 Prozent der Kohlenstoff-Emissionen gesenkt werden.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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