Start-ups

Livin Farms will Mehlwürmer in der Schule züchten

Insekten als proteinreiche Nahrungsquelle und Abfall-Verwerter. Dieses Konzept verfolgt das österreichische Start-up Livin Farms rund um Gründerin Katharina Unger seit mehreren Jahren. Die erste Version der Insektenfarm "Hive Home" ist mittlerweile ausverkauft. Mit dieser konnten Mehlwürmer in mehreren Etagen gezüchtet werden konnten, um anschließend schockgefroren, gekocht und verspeist zu werden. Sie wurde an mehrere Hundert Kunden in 38 Länder ausgeliefert. Seit Dienstag gibt es ein Kickstarter-Folgeprojekt.

Mehlwürmer für die Schule

Mit dem Hive Explorer will Livin Farms das Thema in Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen bis hin zu Forschungseinrichtungen in Fachhochschulen und Universitäten etablieren. Das angebotene Set besteht aus einer mehrteiligen Box, über die Mehlwürmer gezüchtet und mit Essensabfällen gefüttert werden können. In einer unteren Lade landet das von den Würmern produzierte staubartige Exkrement, das wiederum zum Düngen von Pflanzen geeignet ist.

"Insekten als proteinreiche Nahrungsquelle zu züchten und damit gleichzeitig etwas zur nachhaltigen Verwertung von Lebensmittelabfällen beizutragen, ist ein Thema, dass in Europa und den USA in wenigen Jahren Mainstream sein wird", sagt Katharina Unger zur futurezone. "Im Vergleich zu proteinhaltigen pflanzlichen Nahrungsmitteln haben Insekten den Vorteil, dass sie mit wesentlich weniger Aufwand produziert werden können. Pflanzen brauchen eine gute Erde, viel Wasser und enorm viel Landfläche. Das fällt bei Insekten komplett weg."

Ab 99 Euro auf Kickstarter

Mit dem neuen Set wolle man die Einstiegshürde senken. Neben Bildungseinrichtungen ist der Hive Explorer auch für Interessierte gedacht, die diese Art der nachhaltigen Lebensmittelproduktion und -verwertung zuhause - etwa auch mit ihren Kindern - ausprobieren wollen. 90.000 Euro will Livin Farms auf Kickstarter aufstellen, um die kompakte Mehlwurm-Station realisieren zu können. Wer jetzt einsteigt, kommt das Set bereits um 99 Euro inklusive Informationsbroschüre und einen Zusatz-Luftfilter.

Als Küchenabfälle eignet sich fast alles von altem Brot über Karotten, Äpfel und Bananenschalen. Technisch gesehen ist der Hive Explorer mit Feuchtigkeits- und Temperatursensoren ausgestattet, die in Kombination mit Heizvorrichtung und Ventilator für die perfekte Umgebungswärme und Luftzirkulation sorgen. Bei der elektronischen Hardware, die von Livin Farms entwickelt wird, handelt es sich um eine Open-Source-Lösung.

Biologie und Technologie

"Das Projekt vereint Biologie und Technologie. Kinder können quasi live mitansehen, wie sich die Larven entwickeln und die Küchenabfälle in kürzester Zeit zersetzen. Das ist insofern auch spannender als ein Komposthaufen, wo alles quasi wie in einer Black Box sehr langsam im Inneren passiert, ohne dass die Schüler den Vergang wirklich in Echtzeit sehen können", erklärt Unger.

Neben dieser kompakteren mobilen Variante der Mehlwurmfarm hat das Start-up im kommenden Jahr viel vor. So plant Livin Farms in Zusammenarbeit mit einem europäischen Unternehmen eine industrielle Lösung, mit der die professionelle Verwertung von Lebensmittelabfällen auf eine neue Stufe gehoben wird, wie Unger im Gespräch mit der futurezone verrät. "Wir werden damit Anfang 2019 starten und zu diesem Zweck den Firmensitz auch wieder von Hongkong nach Österreich verlegen", sagt Unger.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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