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Test

Akku-Apps im Test: Echter Helfer oder Mogelpackung?

Es ist eines der nervigsten Probleme des 21. Jahrhunderts: Zu kurze Akkulaufzeiten. Während der Funktionsumfang von Smartphones innerhalb der letzten Jahre rasant zunahm, konnten die Akkus das Tempo des Fortschrittes nicht mithalten.

Zwar erhören manche Hersteller mittlerweile das Flehen ihrer Kunden und vergrößerten die Kapazitäten der eingebauten Akkus. Apple aber schrumpfte den Akku beim iPhone 6s sogar im Vergleich zum Vorgängermodell.

Lösen lässt sich dieses Problem nur mit einem zusätzlichen mobilen Akku. Wer einen solchen jedoch nicht andauernd mit sich herumtragen möchte, kann möglicherweise mit gezielten Einstellungen und geeigneten Apps mehr Saft aus dem eigenen Smartphone herausholen.

Nutzern eines mit Android ausgestattet Smartphone bietet der Play Store eine unendliche Auswahl an Apps, welche durchweg versprechen, die Akkulaufzeit zu verlängern. Grundsätzlich gibt es aber bei fast allen Apps, die selbstständige Einstellungen vornehmen, eine Hürde: Ohne Root-Zugriff geht kaum etwas.

Die App Greenify gehört mit rund fünf Millionen Downloads zu einer der beliebtesten Apps im Play Store wenn es um das Schonen des eigenen Akkus geht. Die Anwendung kümmert sich vor allem um die auf dem Gerät installierten Apps und versucht deren Energiebedarf auf ein Minimum zu senken. Greenify verfolgt dabei einen ähnlichen Ansatz wie iOS und versetzt entweder automatisch oder manuell vom Nutzer ausgewählte Apps in eine Art Ruhezustand.

Spürbare Steigerung

Bei datenintensiven Apps führt diese Vorgehensweise zu etwas längeren Ladezeit beim erneuten Öffnen der jeweiligen Anwendungen. Die Akkulaufzeit kann damit je nach Nutzungsverhalten aber spürbar gesteigert werden. Im experimentellen Modus kümmert sich der Akkusparer sogar um System-Apps und versucht diese so gut es geht in Schach zu halten.

Einen Wermutstropfen hat Greenify jedoch: Wer sein Gerät nicht rooten möchte oder kann, muss für sämtliche Apps den Ruhezustand händisch erzwingen, was den Komfort erheblich reduziert. Greenify ist kostenlos im Play Store verfügbar.

Der beliebteste und mit 100 Millionen Downloads wohl auch bekannteste Akkusparer für Android ist Battery Doctor von Cheetah Mobile Inc. Die kostenlose Anwendung bietet neben ansehnlich aufbereiteten Grafiken mit Informationen zum Akku und dessen Leistungspotenzial auch einige Tools, die im Bedarfsfall die Akkulaufzeit verlängern sollen.

Mit an Bord ist unter anderem ein Task-Killer, der stromfressende Apps beendet. Im Test stoppte dieser Ressourcen-intensive Anwendungen, was letztendlich auch zu einer Verlängerung der Akkulaufzeit führt. Netter Nebeneffekt ist das Geschwindigkeitsplus, das die Bereinigung mitbringt.

Battery Doctor kümmert sich aber nicht nur um Anwendungen, sondern auch direkt um die Gesundheit des Akkus. Mithilfe des 3-Phasen-Ladezyklus und einigen zusätzlichen Infos zum Zustand des Akkus wird der Nutzer dabei unterstützt, durch richtiges Aufladen die allgemeine Lebensdauer der Batterie zu erhöhen.

Drahtlos-Funktionen kappen

Zusätzlich zur fast pflichtmäßigen Schätzung der Akkulaufzeit bietet Battery Doctor auch unterschiedliche Profile an, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können. So führt beispielsweise das Schlaf-Profil dazu, dass zu einem vordefinierten Zeitpunkt alle drahtlosen Verbindungen gekappt werden und für die Nacht nicht benötigte Anwendungen, soweit möglich, geschlossen werden.

Im Gegensatz zu Greenify lässt sich Battery Doctor grundsätzlich auch ohne Root-Rechte betreiben. Funktionen wie der Task-Killer funktionieren dann aber nur eingeschränkt. Battery Doctor kann kostenlos im Play Store geladen werden.

Auch Amplify hat sich unter den Akkusparern mittlerweile einen Namen gemacht, funktioniert aber im Gegensatz zu anderen Apps ausschließlich auf gerooteten Geräten. Beim ersten Start prüft die App, ob Root-Rechte sowie der Xposed-Framework (welcher nicht mit allen Geräten kompatibel ist), vorhanden sind.

Neben den üblichen Daten zum Akku bietet Amplify eine Palette an Einstellungsmöglichkeiten. Die App greift dabei durchaus tief in das System ein und lässt Nutzer allerhand Wakelocks bearbeiten, die oft zu extremen Akkuverbrauch unter Android führen.

Für erfahrene Anwender

Außerdem bietet Amplify die Möglichkeit, systeminterne Dienste wie z.B. Google Analytics oder auch ressourcen-lastige Services von Apps wie Facebook zu deaktivieren. Die App richtet sich dabei vor allem an fortgeschrittene Anwender, die genau wissen, was sie justieren möchten bzw. können.

Bei fehlerhafter Bedienung kann Amplify unter anderem dazu führen, dass wichtige Systemdienste nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren oder das Gerät komplett lahmgelegt wird.

Hat man jedoch die richtigen Veränderungen vorgenommen, holt Amplify tatsächlich enorm viele zusätzliche Akkulaufzeit heraus. Amplify ist kostenlos im Play Store erhältlich.

Auch Apples App Store bietet einige Apps an, die oftmals große Versprechungen machen. Tatsächlich kann aber keine einzige der erhältlichen Anwendungen die Akkulaufzeit auch nur ansatzweise verbessern.

Dies liegt aber keineswegs an der Unfähigkeit der App-Entwickler oder einer vermeintlich besseren Energieeffizienz von Apples Betriebssystem. Die Verschlossenheit von iOS lässt schlichtweg keine Eingriffe zu und bietet somit keinerlei Spielraum für Akkuspar-Apps.

Möglichkeiten zum Akkusparen gibt es unter iOS aber trotzdem. Erst im letzten Jahr führte Apple mit iOS 9 einen Stromsparmodus ein, der sich bei Bedarf jederzeit einschalten lässt.

Ist die Option über die Batterie-Sektion in den Einstellungen aktiviert, werden unter anderem visuelle Effekte reduziert sowie der Abruf von Mails im Hintergrund und Hintergrundaktualisierungen deaktiviert. Zusätzlich wird die Prozessorleistung des iOS-Geräte minimal reduziert, was die Leistung aber kaum verringert.

iOS richtig konfigurieren

Apples hauseigener Stromsparmodus verrichtet dabei seine Arbeit ausgesprochen gut. Durch Aktivieren des Modus können Nutzer auch im niedrigen einstelligen Bereich noch einiges an Laufzeit herausholen.

Möchte man die allgemeine Akkulaufzeit des eigenen iOS-Gerät verlängern, gibt es einige Maßnahmen, die zusätzliche Akkulaufzeit liefern. So sollte man über Einstellungen, Allgemein, Hintergrundaktualisierungen all jenen Apps die Berechtigung entziehen, die nicht permanent verwendet werden. Theoretisch können Hintergrundaktualisierungen auch für alle Apps deaktiviert werden, die Performance einzelner Apps leidet dabei nur in Einzelfällen geringfügig.

Akkukiller Skype

Ein weiterer Akkufresser sind Voice-over-IP Apps. Unter anderem führt die Installation von Skype auf iOS-Geräten zu erheblichen Einbußen bei der Akkulaufzeit. Den wenigsten Nutzern ist dabei bekannt, dass auch die offizielle App von Facebook sich VOIP zu nutzen macht, um Apples strenge Restriktionen in Sachen App-Laufzeit im Hintergrund zu umgehen.

Trennt man sich von Apps wie Skype oder Facebook (welches beispielsweise über die mobile Webseite im Browser nutzbar ist), wird der Akku des eigenen Smartphone bzw. Tablet spürbar entlastet.

Besitzer eines Android-Smartphones können mit Greenify oder Battery Doctor tatsächlich die eigene Akkulaufzeit je nach Nutzung erhöhen. Wer genug Wissen oder Mut hat, um ganze Systemdienste zu modifizieren, wird mit Amplify äußerst zufrieden sein. Lediglich die notwendigen Root-Rechte bei den meisten Anwendungen könnten am Ende viele Nutzer beim Akkusparen ausbremsen.

iOS-Nutzern stehen zwar keine wirklich effektiven Akku-Apps im App Store zu Verfügung. Mit dem seit iOS 9 verfügbaren Stromsparmodus und einigen Optimierungen der iOS-Einstellungen lässt sich die Laufzeit der Batterie aber deutlich verlängern. Auch der Verzicht auf Apps wie Skype und Facebook tragen dazu bei.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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