
Symbolbild Sprachen lernen
Im Test: 3 Sprachlernapps, die ihr noch nicht kennt
Der Sommer naht und damit die Urlaubssaison. Doch schon ein paar Stunden Autofahrt reichen in Europa, und man befindet sich in einem Land, dessen Sprache man kaum beherrscht. Für alle, die mehr als nur “Buongiorno” und “Merci” in der Sprache des Urlaubslandes sagen wollen, lohnt sich eine Sprachlern-App.
Davon gibt es mittlerweile aber ganz schön viele, wodurch das Angebot sehr unübersichtlich wird. Neben den bekannten Apps, wie Duolingo und Babbel, gibt es solche, die weniger bekannt sind. 3 davon habe ich getestet, und versucht, mir Französisch beizubringen. Das ist mein Fazit:
Pimsleur
Starten wir mit Pimsleur. Dabei handelt es sich um eine App, die das Lernen einer neuen Sprache vor allem durch Hören und Sprechen ermöglicht. Startet man die App, wird man gefragt, welche Sprache man lernen möchte und aus welchem Land man kommt. Danach geht es gleich los mit dem Lernen. Die App ist übersichtlich und ästhetisch aufgebaut, ohne zu viel abzulenken.
Konkret bedeutet das, dass es am unteren Bildschirmrand verschiedene Reiter gibt: zum Beispiel “Lernen”. Klickt man darauf, kommt man auf eine Seite mit Lektionen und startet automatisch mit Lektion 1. Dabei handelt es sich um ein 30-Minuten langes Audio, in dem alltagsnahe Dialoge vorgestellt werden. Es wird zum Beispiel ein Satz gesprochen, danach wird der Satz übersetzt und man wird aufgefordert diesen in der Originalsprache zu wiederholen. Es wird auch erläutert, worauf man bei der Aussprache achten soll. Die App bietet darüber hinaus eine Ansicht speziell für das Auto, sodass man die Lektionen auch während der Fahrt hören kann. Falls man eine schlechte oder gar keine Internetverbindung hat, kann man die Lektionen auch herunterladen und ohne Internet anhören.
Hat man eine Lektion abgeschlossen, kann man die gelernten Wörter wiederholen und üben. Hier gibt es die Option, Karteikarten zu nutzen. Wie bei der analogen Version von Karteikarten befindet sich auf der Vorderseite das Wort in der Fremdsprache und auf der Rückseite die Übersetzung. Dann gibt es noch ein Quiz, bei dem man für Phrasen die passende Übersetzung auswählen muss.
Das bringt uns zum nächsten Reiter mit dem Titel “Sprechen”. Hier kann man die Aussprache verbessern, indem man einen Satz auf Englisch hört (die App ist nur auf Englisch verfügbar) und z. B. die französische Übersetzung angezeigt bekommt. Praktisch ist, dass man sich diesen Satz auch mit halber Geschwindigkeit anhören kann. Als Nächstes klickt man auf den Knopf “Aufnahme” und wiederholt den Satz (auf Französisch), der dann von dem integrierten Sprachtrainer bewertet wird.
Im nächsten Reiter namens “erweitern” kann man die Grammatik und die Kultur des Landes näher kennenlernen. In der Gratis-Version der App erhält man allerdings nur eine kleine Auswahl an Lektionen. In diesem Fall habe ich gelernt, wie sich die formelle französische Sprache von der informellen unterscheidet. Beim letzten Reiter handelt es sich um die Profilübersicht. Hier findet man auch eine Übersicht über den Lernfortschritt. Wenn man fleißig übt, bekommt man auch Zertifikate.
Nun zum Fazit: Ein wesentlicher Nachteil der App ist, dass sie nur auf Englisch verfügbar ist. Wenn man nur Deutsch spricht, kann man sie aber nutzen, um Englisch zu lernen. Man merkt, dass die App auf das Sprechen und Hören ausgelegt ist. Für Menschen, die eher Text lesen müssen, um ihn zu verarbeiten, ist sie also eher nichts. Darüber hinaus beginnen die ständigen Aufforderungen, Sätze nachzusprechen, mit der Zeit zu nerven.
Als Anfängerin würde ich mir darüber hinaus eine bessere Führung wünschen, da ich mich ein bisschen ins kalte Wasser geworfen fühle. Die App kann aber gar nicht wissen, wo ich starten möchte, da man am Anfang, im Gegensatz zu anderen Apps, kaum über die eigenen Kenntnisse befragt wird. Wie erwähnt ist die Gratis-Version sehr beschränkt, da man auch nur eine 30-minütige Lektion samt Übungen absolvieren kann. In der Bezahlversion erhält man für 22,49 Euro pro Monat oder 149,99 Euro pro Jahr Zugang zu 51 Sprachen. Man kann den Zugang auch mit 3 Haushaltsmitgliedern teilen und alternativ den Zugang zu einzelnen Lektionen kaufen.
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LingQ
Die nächste getestete Sprachlern-App heißt LingQ. Der Start der App unterscheidet sich von Pimsleur insofern, dass mehrere Fragen zu Beginn gestellt werden. Zum Beispiel, ob man Anfänger ist oder wie viel Zeit man pro Tag in das Lernen der Sprache investieren kann. Ich habe mich für das Minimum, also 10 Minuten pro Tag, entschieden. Motivierend ist, dass dann angezeigt wird, dass ich so in einem Jahr 1.500 Wörter lernen kann. Zusätzlich wird man auch nach 5 Interessen gefragt. Ich habe Politik, Nachrichten, Wissenschaft, Reisen und Technologie ausgewählt, wodurch ich Übungen zu diesen Themen erhalten habe.
Positiv ist auch, dass die App auf Deutsch eingestellt werden kann. LingQ ist vom Aufbau her jedoch etwas chaotischer, wie ich finde. Die App gliedert sich in die Bereiche “Bibliothek”, “Vokabeln”, “Playlist” und “Mehr”. In der “Bibliothek” kann man beispielsweise “geführte Kurse” auswählen. Dabei handelt es sich um Basiskonversationen, die man sich anhören kann. Zusätzlich werden dazu Untertitel angezeigt und kann unbekannte Wörter markieren. Dadurch werden sie zu sogenannten LingQs, die später abgefragt werden. Die visuelle Unterstützung des Gesprochenen hilft mir sehr. Neben diesen Lektionen gibt es aber auch Kurzgeschichten oder spezielle Dialoge zu den präferierten Themenbereichen. Ich konnte so zum Beispiel Zeitungsartikel mit Übersetzung auf Französisch lesen. Eine Besonderheit an dieser App ist, dass man Netflix-Filme und Serien, YouTube-Videos oder Artikel von CNN importieren und damit lernen kann.
Im nächsten Reiter namens “Vokabeln” wiederholt man die zuvor ausgewählten LingQs spielerisch in verschiedenen Übungen. Es gibt beispielsweise ein Quiz, bei dem man die richtige Übersetzung auswählen muss oder einen Lückentext. Nach den Vokabeln kommt der Reiter “Playlist”. Hier werden ausgewählte Inhalte gespeichert, die man zuvor markiert hat. Die Inhalte sind auch downloadbar. Unter dem Reiter “Mehr”, findet man Informationen zum eigenen Profil, aber auch einen Grammatik-Leitfaden. Zwar würde ich mir wünschen, dass die Grammatik gleich in die Übungen integriert ist, aber immerhin bekomme ich so eine Idee, wie die Sprache funktioniert. Man findet hier darüber hinaus Herausforderungen, wie zum Beispiel, dass man 90 Tage geübt hat. Dafür bekommt man dann Münzen, um die Motivation aufrechtzuerhalten.
Das Fazit: An dieser App gefällt mir besonders, dass sie stark auf meine Interessen eingeht und dass man nicht nur Text hört, sondern diesen auch sieht. Deshalb würde ich mit dieser App eine neue Sprache lernen. Dennoch empfinde ich die App als chaotisch und das liegt vor allem an dem “Bibliothek”-Reiter. Hier kann man gefühlt endlos nach unten scrollen und verliert den Überblick. Ich würde mir generell wünschen, mehr an die Hand genommen zu werden. Darüber hinaus gibt es zwar auch Übungen zur Aussprache, aber deutlich weniger als bei anderen Apps. Um alle Funktionen freischalten zu können und die Möglichkeit von unbegrenzten Importen zu haben, braucht man die Bezahlversion der App. Diese ist mit 119,99 Euro pro Jahr und 14,99 Euro pro Monat die günstigste im Vergleich mit den anderen beiden vorgestellten Apps.
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FluentU
Nun zur letzten App in diesem Test. Dabei handelt es sich um FluentU, einer App, die derzeit nicht auf Deutsch, dafür aber auf Englisch nutzbar ist. Auch hier bekommt man zu Beginn ein paar Fragen gestellt. Zum Beispiel, warum man die Sprache lernen möchte oder ob man Beginner bzw. Fortgeschrittener ist. Auch das Alter wird abgefragt, was dazu führt, dass entsprechende Inhalte angezeigt werden.
Vom Aufbau und der Übersichtlichkeit würde ich der App im Mittelfeld ansiedeln. Auf der Startseite findet man eine Kursübersicht. Hier startet man mit der Einheit “Begrüßung”, wie ich mir das bei einer gut strukturierten App auch erwarten würde. Jede Einheit besteht aus einem Video, einer Lektion, einem Quiz und Vokabeln. Es gibt 2 Arten von ebenfalls downloadbaren Videos: Zum einen gibt es echte Videos mit gestellten Szenen aus dem Alltag. Die Dialoge sind entsprechend einfach gehalten. Die zweite Art von Video ist das komplette Gegenteil davon. Hier werden verschiedene KI-generierte Bilder angezeigt, die mit Audio unterlegt sind.
Das Besondere an den Videos generell ist, dass es interaktive Untertitel gibt. Man kann also auf ein Wort klicken und bekommt dann Beispiele, wie man diese Worte oder Phrasen einsetzen kann. Bei der "Lektion" wird das Video dann noch einmal abgespielt. Es gibt aber einzelne Erklärungen zu den Wörtern oder der Grammatik und Beispiele, wie sie eingesetzt werden. Danach kommt das "Quiz". Dieses besteht aus Lückentexten, aus Sprachübungen oder Übersetzungsübungen. Bei “Vokabeln” sieht man dann alle Wörter, die man in dieser Lektion gelernt hat.
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Kommen wir auch hier zum Fazit: Grundsätzlich finde ich die App übersichtlich. Ob es die Videos wirklich braucht oder ob Audios mit Text nicht reichen würden, ist wahrscheinlich eine Typ-Frage. Die Umsetzung der Videos würde ich aber kritisieren, da sie doch sehr einfach gemacht sind. Immerhin geht es aber um Situationen, die im echten Leben stattfinden könnten.
Zum Beispiel geht es in einem Video um einen Einkauf in einer Bäckerei. Hier bekommt man mit den Lektionen zwar eine Idee von der Grammatik, ich fühle mich im Französischen dennoch noch etwas verloren. Wie vorhin erwähnt, gibt es auch Übungen zur Aussprache. Die Spracherkennung lässt aber zu wünschen übrig. Manchmal habe ich beispielsweise absichtlich genuschelt und trotzdem ein gutes Ergebnis erhalten. Vor allem, wenn man für die App bezahlt, erwarte ich mir mehr. Denn günstig ist sie mit 33,99 Euro pro Monat oder 169,99 Euro pro Jahr nicht. Eine Besonderheit an der Bezahlversion ist aber, dass man mit den entsprechenden Abonnements auch Netflix mit den interaktiven Untertiteln von FluentU schauen kann.
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