AT&S will mehr als nur Leiterplatten herstellen
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Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz in einem Geschäftsjahr erzielt und will künftig kräftig expandieren. Das gab das Unternehmen in einer Pressekonferenz am Dienstag bekannt. Demnach wolle man künftig nicht nur die Leiterplatten- und Substrat-Produktion durchführen, sondern auch selbstständig Chips und Module zusammenbauen und testen.
Expansion in OSAT-Branche
"Wir wollen künftig Module über die Leiterplatte hinaus liefern können", sagt AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. "Um noch höhere Packungsdichten erreichen zu können, muss möglichst viel aus einer Hand kommen." Dazu müsse man künftig auch Dienstleistungen anbieten können, die sogenannte OSAT-Unternehmen (Outsourced Semiconductor Assembly and Test) abdecken.
Laut Gerstenmayer setzt allein der Markt für Modulintegration derzeit jährlich 47 Milliarden US-Dollar ab, weswegen er dort großes Wachstumspotenzial für das Unternehmen sieht. Die meisten großen Unternehmen in diesem Sektor haben ihren Sitz in Asien, wie die taiwanische ASE Group und das chinesische JCET.
Zukäufe möglich
Am dafür notwendigen Know-how fehle es derzeit aber noch. Derzeit wolle man sich auf den Ausbau der bestehenden Produktion konzentrieren, um auch Leiterplatten und Substrate für Module anbieten zu können. "Das bedienen wir bislang nur sehr rudimentär, es wächst aber sehr stark, weswegen es sehr attraktiv für uns ist."
Laut Gerstenmayer schließe man für den Einstieg in den Modul-Markt auch "anorganische Maßnahmen", wie Zukäufe, nicht aus, "um schneller in diesem Bereich Qualifikationen erlangen zu können". Für das laufende Geschäftsjahr wolle man, je nach Marktentwicklung, bis zu 280 Millionen Euro investieren, wobei allein 80 bis 100 Millionen Euro davon "Erhaltungsinvestitionen" seien, um mit der Branche Schritt halten zu können.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet sich AT&S nach dem Wachstum der Vorjahre "stabilen Umsatz", auch aufgrund einer "sichtbaren Nachfrageschwäche in den Bereichen Smartphone, Automotive und Industrie". Insbesondere der Bereich Mobile Devices und Substrate, mit dem man 67 Prozent des Umsatzes generieren konnte, geriet zuletzt unter Druck.
Gesättigter Smartphone-Markt bereitet Probleme
Die Sättigung des Smartphone-Marktes mache sich mittlerweile bemerkbar: "Früher konnten wir die Low Season nutzen, um für die High Season vorzuproduzieren. Heute trauen wir und unsere Mitbewerber sich das nicht mehr, weil wir nicht vorhersagen können, wie sich die alten Geräte auf dem Markt entwickeln." Smartphone-Nutzer halten zunehmend länger an ihren alten Geräten fest, da neue Smartphone-Generationen nur wenig Neues und daher kaum Kaufanreize bieten können. Hersteller wie Apple und Samsung versuchen, die immer länger werdenden Austauschzyklen durch höhere Preise auszugleichen.
Die steigende Nachfrage nach IC-Substraten habe dem Unternehmen aber dennoch zu einem leichten Plus in dieser Sparte verhelfen können, der Umsatz steigerte sich um fünf Prozent auf 776 Millionen Euro. Das ganze Unternehmen erwirtschaftete im mit Ende März beendeten Geschäftsjahr 2018/19 1,028 Milliarden Euro, 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr, das Konzernergebnis legte um 53,8 Prozent auf 86,9 Millionen Euro zu. Anleger dürfen sich über eine höhere Dividende (0,60 statt 0,34 Euro pro Anteil) freuen, über die noch auf der Hauptversammlung abgestimmt werden muss.
Trump agiere "alles andere als geschickt"
Vom anhaltenden Handelskrieg zwischen China und den USA sei AT&S, das Werke in China (Shanghai und Chongqing), Indien (Nanjangud) und Südkorea (Ansan) betreibt, derzeit nicht direkt betroffen. "Strafzölle werden auf unsere Produkte nicht verhängt, wir sehen aber Folgeeffekte durch die Verwerfungen mit China. Die Konsumenten kaufen zunehmend heimische Produkte anstatt der amerikanischen Geräte", sagt Gerstenmayer.
"Falls das so weitergeht, wird es irgendwann schwierig für amerikanische Unternehmen, dort Projekte umzusetzen." Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump sei "alles andere als geschickt", weil "ein kultureller Konflikt entstehen kann und es zu einer emotionalen Eskalation auf chinesischer Seite führen könnte, die dann überhaupt keine amerikanischen Produkte mehr kaufen".
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen AT&S und futurezone.
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