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Welche Rolle Standards in der Forschung spielen

Damit Medizintechnik-Produkte ohne Tierversuche auskommen, muss dies auch in sogenannten Standards festgeschrieben und verankert werden. „Es braucht Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Standardisierung“, sagt Elisabeth Mertl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Institut für Chemie und Technik (OFI):  „Standards und Forschung unterstützen sich gegenseitig.“

Die Forscherin bringt sich mit ihrem Know-how auch im nationalen Komitee der Normungsorganisation Austrian Standards für Medizintechnik sowie in der internationalen Arbeitsgruppe für Sensibilisierungstests ein und wurde dafür im Mai mit dem Living Standards Award von Austrian Standards aufgezeichnet.

Die von ihr entwickelten Testmethoden als anerkannte Alternative zu Tierversuchen flossen in den neuen ISO-Standard (IDO 10993) ein. „Durch den Standard wird die Akzeptanz und Sicherheit der neuen Methode erhöht“, erklärt Mertl.

Valerie Höllinger ist Leiterin bei Austrian Standards

„Standards sind Innovationstreiber, weil neue Produkte damit schneller auf den Markt gebracht werden können und nicht am Markt vorbei entwickelt wird“, erläutert Valerie Höllinger, CEO von Austrian Standards. Die Industrie sucht sich die Produkte laut Höllinger nach Qualitätsstandards aus und genau diese Qualität schätzen in Folge auch die Konsument*innen.  

Mit Standards würden zudem zunehmend die „Trends der Zukunft“ bestimmt, sagt Höllinger. Gerade in Bereichen der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz, E-Mobilität, Cybersecurity und dem „Green Deal“ gebe es die Notwendigkeit von Standards. „Bei Klimathemen sorgen diese für Klarheit bei Definitionen, etwa, was sauber ist, oder es werden damit Messwerte konkretisiert. Damit erreichen die Produkte ein bestimmtes Qualitätslevel“, erklärt die Chefin von Austrian Standards.

Mehr Diversität durch Frauen und jüngere Personen

Mertl erzählt von ihrer Mitarbeit in den Normungsgremien. Die Diskussionen rund um die Abschaffung von Tierversuchen und die Akzeptanz der neuen In-Vitro-Methoden für die Medizintechnik sei sehr heterogen verlaufen. „Es war ein offener, demokratischer Prozess.“

Laut Höllinger ist es besonders wichtig, dass es künftig mehr Diversität in den Gremien gibt und sich auch jüngere Personen bei der Entwicklung neuer Normen beteiligen. „Die Entscheidungen  werden nicht mehr nur von Männern im Alter 55 plus getroffen“, so Höllinger.

Diversität würde den Austausch und die Weiterentwicklung bereichern. Das würde auch viele Vorteile mit sich bringen: „Wer bei der Standardisierung mitarbeitet, kommt mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Bereichen zusammen. Man redet mit anderen Expert*innen, die man vorher nicht gekannt hat und entdeckt so neue Chancen oder erkennt Hindernisse“, sagt Höllinger.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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