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Bawag P.S.K.: "Gegen Fintechs zu kämpfen, bringt nichts"

Die Annahme, dass Fintechs etablierte Banken ablösen und obsolet machen werden, hat sich in den vergangenen Jahren kaum bestätigt. Wo die Start-ups zunächst mit technologischer Innovation und kreativen Lösungen punkten konnten, tun sich die meisten bei der Kundenakquise in der Masse noch immer schwer. Darüber hinaus haben Banken mittlerweile dazugelernt und sind selber agiler und offener geworden. Das wurde einmal mehr auf der Fintech Week in Wien deutlich.

Google und Apple als Konkurrenz

„Gegen Fintechs zu kämpfen oder diese zu ignorieren, bringt natürlich nichts. Gleichzeitig ist es aber auch nicht so, dass man bei jedem Problem und jeder Herausforderung zu einem Fintech geht“, sagte Marcus Kapun, Chief Digital Officer der Bawag P.S.K., im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Fintech Week. Eine Kollaboration sei aber in vielen Fällen sinnvoll, zumal man im Wettbewerb mit den großen Technologienfirmen wie Google oder Apple stehe und sich hier zwischen Banken und Fintechs gute Synergien ergeben.

In erster Linie müssten Banken aber auch ihre eigenen Hausaufgaben machen, um im digitalen Zeitalter zu bestehen.  „Wir verfügen über eine über 130-jährige Tradition. Um in der heutigen Zeit erfolgreich zu sein und unsere Kunden bestmöglich zu bedienen, müssen wir uns von alten Denkweisen und Prozessen lösen“, ist Kapun überzeugt. „Wir wollen ein Technologieunternehmen sein, das auch über eine Banklizenz verfügt. Dafür muss man sich öffnen und auch Mitarbeiter aus bankfremden Branchen gewinnen“.

Unterschiedliche Strategie

Auch Julian Blazar, Chief Growth Officer der Bawag-Tochter easybank, sieht in der Zusammenarbeit mit Fintechs viel Potenzial: „Der Wettbewerb ist hart und erfordert, dass man auf das fokussiert, was man gut kann. Wenn es in einem Bereich eine vorhandene Expertise durch ein Start-up gibt, spricht nichts dagegen, sich zusammenzutun.“ Der Prozess dabei sei unterschiedlich. Das Kreditvermittlungs-Fintech Lendo etwa sei auf die Bank zugekommen. Beim Robo-Advisor Savity habe man wiederum aktiv nach dem richtigen Partner gesucht.

„Als Fintech muss man ein klares Geschäftsmodell haben und wissen, was man will. Wenn man vom Weg abkommt, geht man schnell verloren“, sagte Savity-Gründerin Karin Kisling. Fintechs, die mit Banken kooperieren, sollten ihren potenziellen Partner sehr sorgfältig auswählen. „Gefährlich wird es, wenn man in die interne Politik eines Konzerns gerät bzw. es von der Konzernseite keine klare Strategie gibt. Mit ‚probieren wir einmal und schauen, was daraus wird‘ wird es nichts“, erklärte Kisling.

Zeit verlieren durch E-Mails

Lendo-Österreich-Geschäftsführer Martin Spona wiederum empfiehlt Fintech-Start-ups einen Bank-Partner zu suchen, der bereit ist, ein gewisses Risiko zu nehmen: „Es braucht das Vertrauen, um relativ rasch etwas umzusetzen und das dann gemeinsam weiterzuentwickeln.“ Wie schnell die Zusammenarbeit mit einer Bank funktioniere, sei oft aber von kleinen Details abhängig.

„Während die Kommunikation mit der easybank über Instant Messaging lief und die Integration gerade einmal zwei Wochen dauerte, mussten wir in einem anderen Fall aufgrund von Konzernrichtlinien die Kommunikation via E-Mail abwickeln. Allein dieser Umstand hat den gesamten Prozess enorm verzögert“, erklärt Spona.

Nationales Business-Modell

Einen möglichen Stolperstein auf Fintech-Seite ortet Spona dabei, dass man ein Businessmodell, das in einem Land funktionieren, nicht ohne Weiteres auf ein anderes Land umlegen könne. „Wir haben in den nordischen Regionen gestartet und waren dort sehr erfolgreich. Das 1:1 auf Österreich umzulegen, ging nicht. Die rechtlichen Voraussetzungen waren anders, ebenso die Kundenerwartung, aber auch die Akzeptanz und Verfügbarkeit digitaler Lösungen. Das mussten wir auch erst lernen und die Lösungen entsprechend adaptieren“, sagte Spona.

Von der neuen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 erwartet sich die gesamte Branche neue Impulse für den Markt. „Offenere Systeme bedeuten große Chancen für Banken, Fintechs, Techfirmen und Kunden", sagte Blazar. Man wolle die Kunden dabei auch bestmöglich unterstützen und etwa ihnen auch den Zugang zu bankfremden Konten im eigenen Banking erleichtern. „Die Frage ist aktuell eher, ob Kunden dazu schon bereit sind. Banken müssen hier jedenfalls noch viel Aufklärungsarbeit leisten.“

Disclaimer: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen BAWAG P.S.K. und futurezone.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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