Ex-Audi-Entwicklungschef: "Es wird blutig, wir haben verschlafen"
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Bei der Vermarktung von Elektroautos droht die mächtige deutsche Automobilindustrie den Anschluss zu verlieren - allen voran an Marktführer Tesla. Insider rechnen nun mit Fehlentwicklungen ab, die dazu geführt haben. Peter Mertens, der schon bei Volvo und zuletzt auch bei Audi Entwicklungschef war, hat in einem Podcast von Auto Motor Sport deutliche Worte gefunden: Alle Akteure in Deutschland hätten "ein Stück weit geschlafen", als es darum ging auf Elektromobilität, Batterieentwicklung und Software umzusteigen. Der Kampf um Spitzenplätze im Automobilbereich werde deshalb künftig "blutig werden".
Europa läuft hinterher
Mertens lobt Tesla. Das US-Unternehmen unter CEO Elon Musk habe es geschafft, exzellente Fortschritte bei Batterietechnologie zu machen. Durch die Weiterentwicklung sei es gelungen, Reichweiten und Leistung der Fahrzeuge enorm zu steigern. Das Thema Batterie wurde dagegen in Deutschland "nicht ernst genug genommen". Während Asien und die USA hierbei den Ton angeben, könne Europa nur noch hinterherlaufen: "Der Zug ist nicht abgefahren, aber er hat schon eine gewisse Geschwindigkeit aufgebaut", zitiert E-Fahrer den Ex-Manager.
Wenig Vernetzung
Der ehemalige Automobilingenieur und Software-Entwickler Alex Voigt stimmt Mertens in einem Artikel bei Cleantechnica zu und geht noch ein Stück weiter. Die Führungskräfte der deutschen Automobilindustrie hätten viel zu wenig Verständnis für Software, die aber künftig über einen Großteil der Einnahmen von Autoherstellern entscheiden werde. Statt wie Tesla ein vertikal integriertes System zu etablieren, hätten sich Autohersteller viel zu lange auf Zulieferer verlassen. Die hätten zwar stets günstige und effiziente Komponenten beigesteuert, es sei dadurch aber kein vernetztes Datenmanagement in den Autos zustandegekommen. Die Auswirkungen sehe man nun etwa an den Software-Problemen des VW ID.3.
Krake außer Kontrolle
Voigt vergleicht die deutsche Automobilindustrie daher mit einem Kraken, dessen Arme außer Kontrolle geraten sind. Jeder Arm hätte ein eigenes Nervenzentrum, aber die Kommunikation mit dem Zentralgehirn funktioniere nicht. Um das zu erreichen, sei ein tieferes Verständnis notwendig, als "Benzin im Blut" zu haben, wie es Top-Manager im Automobilbereich oft vorgeben. Voigt schlägt deshalb vor, alle CEOs deutscher Autokonzerne einem Test zu unterziehen. Wer es nicht schaffe, ein kleines Spiel zu programmieren - so wie es Elon Musk schon als 12-Jähriger konnte - der solle seinen Platz räumen.
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