Bargeld ist in Österreich immer noch Nummer eins, aber es herrscht Offenheit für digitale Alternativen.

Bargeld ist in Österreich immer noch Nummer eins, aber es herrscht Offenheit für digitale Alternativen.

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OeNB: "Bargeld wird es noch in 50 Jahren geben"

Auch der Frage der Zukunft des Bargelds ist bei den Finanzmarktgesprächen beim Forum Alpbach nachgegangen worden. Die Prognosen für das Bargeld sind zweigeteilt: Die Einen prophezeien, dass das Bargeld aussterben wird, die Anderen, wie im Besonderen viele Österreicher, sind der Bargeldzahlung eng verbunden. Geldwäscheregulierungen und Komfortgedanken drängen Bargeld zurück.

In 20 Jahren werde Bargeld nur mehr eine Randerscheinung sein, so wie manche Leute heute eben auch noch CDs benutzen würden, prophezeite der britische Entrepreneur und Ex-Banker Thomas Ilube. Beispielsweise in London würden manche Lokale bereits gar kein Bargeld mehr akzeptieren.

Österreicher hängen am Bargeld

Tatjana Xenia Gravenstein von ING Deutschland sagte, dass Deutsche und Österreicher weiterhin besonders am Cash hingen. Nahezu 50 Prozent der Transaktionen erfolgen laut einer ING-Studie in bar. In einer Studie der Nationalbank aus dem Vorjahr war noch erhoben worden, dass 55 Prozent der Österreicher lieber auf Bares zurückgreifen, selbst wenn eine Kartenzahlung möglich ist. Demgegenüber zahlten 30 Prozent lieber mit Karte. Der Anteil der bargeldlosen Zahlungen dürfte also auch hierzulande langsam, aber sicher ansteigen.

In Großbritannien oder Frankreich seien es nur 20 Prozent, die lieber Bares verwenden würden, so ING. In Schweden liegt der Wert noch deutlich darunter, sagte Ilube. Das habe auch eine gewisse Vorbildfunktion, andere würden sagen: "Wieso nicht auch wir? Wir können das auch." Sorgen um die Cybersicherheit seien gerechtfertigt: "Wir leben in einer Welt von laufenden, raffinierten Cyberangriffen", so Ilube. Als Vorteile des Cash gelten Kosten, Überblick und Anonymität.

OeNB: Bargeld gibt Freiheit

OeNB-Direktor Kurt Pribil garantierte im Gegensatz zu Ilube, dass es in 50 Jahren noch Bargeld geben werde - das sei "kristallklar, wie die Alpbacher Bergluft: Wir in Österreich lieben Cash". Die meisten Transaktionen in Österreich in Supermärkten oder Restaurants würden zu mehr als 80 Prozent mit Bargeld erledigt. Die Dinge würden sich aber schon ändern, obwohl er, Pribil, selbst Bargeld liebe, habe er sicher seit zehn Jahren beim Tanken nicht mehr mit Bargeld bezahlt. Die Summe von nicht baren Transaktionen steige insgesamt, das heiße aber nicht, dass das Bargeld aussterbe. Was in 60 Jahren sei, wollte Pribil aber auch nicht einschätzen.

Auch aus Verbraucherschutzgründen sei Bargeld weiterhin notwendig, argumentierte Pribil. Hierbei gehe es auch um Freiheit im Lichte des Datenschutzes und damit um Demokratie. Cash sei zudem in Krisen- bzw. Notfallsituationen wichtig. Wenn es nur noch digitale Zahlungssysteme gebe, würden technische Schwierigkeiten große Probleme hervorrufen können. "Stellen Sie sich vor, Sie können Ihr Onlinebanking mehrere Tage nicht nutzen und gleichzeitig an kein Bargeld gelangen. Cash bedeutet für mich auch Sicherheit", sagte der Nationalbanker. Bargeld würde man auch fühlen, man könne es in Händen halten, das könnte ein Grund für die Bargeldliebe der Österreicher sein.

Großteil aller Zahlungen in Bar

Thomas Schaufler, Vorstand bei der Erste Bank der Österreichischen Sparkassen fürs Privatkundengeschäft, sagte, dass das Komfortargument groß sei beim bargeldlosen Zahlen, das über die Jahre zugenommen habe und weiter zunehmen werde. Die Infrastruktur für bargeldloses Zahlen sei aber noch nicht überall. Er erklärte es auch geschichtlich, warum Österreicher so gerne Geld in Händen hielten - Kriege, Inflation. "Ein Beispiel: Wenn Herr Pribil seit zehn Jahren bei Tankstellen nicht mehr mit Bargeld gezahlt hat, dann war er dort nie am Klo - dafür braucht man Bargeld", sorgte Schaufler für manchen Lacher unter den Hörern der Podiumsdiskussion am Freitag.

Er selbst habe Cash zuletzt bei der Anreise nach Alpbach benutzt, so Schaufler. Ilube benutzte Cash zuletzt vergangenen Sonntag in der Kirche, wie er sagte. Pribil bezahlte zuletzt ein Taxi in bar. Einig waren sich Pribil und Schaufler darin, dass es auch digitale Zahlungsmöglichkeiten geben muss, nicht zuletzt, um den Markt nicht den globalen US-Playern wie beispielsweise Amazon zu überlassen.

Laut Nationalbank wurden zuletzt 82 Prozent aller Zahlungen in Österreich noch mit Bargeld abgewickelt. Auch wenn große Beträge eher mit Karte bezahlt werden, entfielen 65 Prozent der gesamten bezahlten Summen auf Bargeld. Die Präferenz der Österreicher für Bargeld hat sich damit in den letzten 20 Jahren kaum geändert - obwohl sich die Zahlungsmöglichkeiten in dieser Periode rasant geändert haben.

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