PC-Markt: „Dell war nie eine Consumer-Firma“
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25 Milliarden Dollar war es Michael Dell wert, seine Firma zurückzukaufen und wieder von der Börse zu nehmen. Nach der auch über die Medien ausgetragenen Übernahmeschlacht mit Milliardär Carl Icahn, der den Deal verhindern wollte, sollen nun positive Schlagzeilen dominieren. „Die neue Energie und Begeisterung ist definitiv spürbar. Noch wichtiger ist aber, dass wir nun nicht mehr in 90-Tagen-Zeitfenstern agieren müssen, sondern mittel- und langfristiger planen und somit mehr Risiko eingehen können“, sagt Dell-EMEA-Chef Aongus Hegarty im futurezone-Interview.
85 Prozent Business-User
Der Schwerpunkt im PC-Markt liege weiterhin bei Business-Usern, die 85 Prozent der Kunden ausmachen. In manchen Ländern wachse aber auch das Consumer-PC-Geschäft, teilte Dell mit. Dass der Konzern nur 15 Prozent seines PC-Geschäfts mit Consumer-Geräten bestreitet, überraschte auch einige Journalisten vor Ort. Europa-Chef Hegarty ortet diesbezüglich aber keinen Strategiewechsel. „Dell war nie eine Consumer-Firma, auch wenn sie von vielen als solche wahrgenommen wurde. Wir haben auch in neuen Märkten immer zuerst PCs an Business-Kunden verkauft. Und dadurch hat sich automatisch eine Nachfrage unter Leuten gebildet, die Dell nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch zuhause nutzen wollten“, erklärt Hegarty.
Am Consumer-Markt wolle man aber definitiv festhalten, da die Business-Welt immer stärker von Konsumenten und deren Privatverhalten geprägt werde – sei es, dass diese ihre „schicken, leichten Geräte mit in die Arbeit bringen“, oder auch neue Geräteformen wie Tablets nutzen wollen. Um derartige Trends in der Business-Welt zu erkennen, müsse man auch den Consumer-Markt verstehen. Durch Skaleneffekte, die durch die Präsenz im Consumer-PC-Markt entstehen, könne man auch die Gesamtkosten in der Produktion günstiger halten, sagt Hegarty.
Direktverkauf war einmal
Der Erfolg oder Misserfolg Dells wird zukünftig jedenfalls nicht von der PC-Sparte allein abhängen. So verkauft der Konzern seit 20 Jahren auch Serverinfrastruktur und hat in den vergangenen Jahren kräftig in Virtualisierung, Netzwerktechnologien, Speicher und Security investiert. Entsprechende Business-Intelligence- und Data-Analytics-Lösungen sollen das Unternehmen fit für die kommenden Jahrzehnte machen.
Ein radikaler Strategiewandel vollzog sich bereits vor sieben Jahren, als Dell erstmals anfing, weg vom Direktverkauf in Richtung Channel-Partner zu gehen. Diese Marschroute soll Dell zufolge beibehalten werden, mache man heute doch bereits ein Drittel der Business-Umsätze in Westeuropa mithilfe externer Partner. In den aufstrebenden jungen Märkten operiere Dell gar zu 100 Prozent durch Channel-Partner, sagte Hegarty im futurezone-Interview.
Disclaimer: Die Reisekosten für den Dell Solutions Summit in Brüssel wurden von Dell übernommen.
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