AT&S präsentierte am Dienstag seinen Jahresbericht.

AT&S präsentierte am Dienstag seinen Jahresbericht.

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Sparprogramm trotz Rekordumsatz bei Leiterplattenhersteller AT&S

Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S aus Leoben stellte am Dienstag das beste Jahresergebnis in seiner Unternehmensgeschichte vor. Die steigende Inflation, hohe Energiepreise und Finanzierungskosten zwingen das Unternehmen dennoch zum Sparen

Laut AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer kühlte sich der Elektronikmarkt besonders im vergangenen 2. Geschäftshalbjahr deutlich ab. Und auch für die kommenden Monate erwartet Gerstenmayer ein herausforderndes Marktumfeld: "Das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres wird anspruchsvoll, erst im 4. Quartal 2023 und 1. Quartal des Jahres 2024 erwarten wir Erholungen." 

Umsatz lag bei 1,8 Milliarden Euro

Dennoch gelang es dem Leobner Unternehmen, das auch Standorte im chinesischen Chongqing und Shanghai betreibt, sowohl Umsatz als auch Gewinn zu steigern. “Wir konnten erneut die Zahlen des Vorjahres übertreffen”, gibt CFO Petra Preining bei der Pressekonferenz an.

Der Umsatz wurde um 13 Prozent gesteigert auf 1,791 Mrd. Euro, das EBITDA stieg um 19 Prozent auf 417 Millionen Euro. Der Nettogewinn legte um 32 Prozent auf 137 Millionen Euro zu. Währungsbereinigt stieg der Konzernumsatz immerhin um 3 Prozent.

Geringe Nachfrage bei Smartphones und Notebooks

Gerade das Wachstumssegment IC-Substrate und "Mobile Devices" erlitten im vergangenen Geschäftshalbjahr allerdings einen Dämpfer. Im Smartphonemarkt herrschte generell eine geringe Nachfrage. "Der Smartphonemarkt ist doch sehr unter Druck. Der iOS-Markt ist dabei deutlich stabiler als Android - er hat zwar schwächere Wachstumsraten, aber auch weniger Verlust", erklärt Gerstenmayer.

Bei den Notebooks ging die Nachfrage um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. "Wir befinden und aber trotzdem immer noch über den Vor-Covid-Levels", betont Gerstenmayer. Eine Erholung des Marktes erwartet er erst gegen Ende des Jahres, bis 2027 prognostiziere man ein 4-prozentiges mittleres Wachstum pro Jahr. Der Servermarkt stieg 2022 um 10 Prozent, für 2023 wird allerdings ein Nullwachstum erwartet. Das mittlere jährliche Wachstum bis 2027 wird hier auf 7 Prozent geschätzt.

Einsparungen im operativen Geschäft und bei Investitionen

Um sich auf die wirtschaftlich turbulenten Jahre vorzubereiten, wird der Rotstift angesetzt. Die Kosteneinsparungen im operativen Geschäft über die kommenden 2 Jahre betragen 440 Millionen Euro, sie lassen sich auf Kostenoptimierungsprogramme und Kapazitätsanpassungen zurückführen. Auch der Personalstand ist betroffen, allem voran im chinesischen Werk in Chongqing. Diese Anpassung sei aber nur "temporär", so Gerstenmayer. 

Das Volumen der geplanten Investitionen wird um 450 Millionen Euro reduziert, wobei es sich laut Gerstenmayer eher um eine "Verschiebung handelt, als um eine echte Reduktion". So wird etwa die Fabrik im malaiischen Kulim später fertiggestellt werden als bisher geplant. "Wir können die Bauarbeiten auch relativ kurzfristig wieder voranbringen", erklärt Gerstenmayer.

Lieferkette in Europa aufbauen

Gut voran gehen die Bauarbeiten im Entwicklungscenter in Leoben, das dank neuer Kundenaufträge derzeit um eine Serienproduktion erweitert wird. “In Rekordzeit für europäische Verhältnisse, aber auch für asiatische Verhältnisse”, bestätigt Gerstenmayer den Baufortschritt. 2024 soll Produktion starten, wobei man sich geeignet sieht, einen Beitrag zur Substratlieferkette in Europa zu liefern. “Wir sind einer der wenigen, die das in Europa derzeit können”, sagt der AT&S-CEO.

Die politischen Spannungen zwischen den USA, China und Taiwan hätten im vergangenen Geschäftsjahr deutlich zugenommen und zu Handelsbeschränkungen im Bereich der modernsten Halbleiter geführt. AT&S sei von diesen Einschränkungen kundenseitig bislang nicht betroffen. Man habe aber bereits vor Jahren beschlossen, die Standorte zu diversifizieren und neue Standorte in Kulim und Leoben zu schaffen, um mögliche Handelsbeschränkungen ausgleichen zu können.

Für das Geschäftsjahr 2022/23 schlägt der AT&S-Vorstand eine Dividende von 40 Cent pro Aktie vor. Im vergangenen Jahr lag die Dividende noch bei 78 Cent pro Aktie, wobei noch eine Sonderdividende von 12 Cent je Aktie ausgeschüttet wurde. 

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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