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Aus für umstrittene Wiener Spionagesoftwarefirma DSIRF

Die Wiener Spionagesoftwarefirma DSIRF schließt. Bekannt wurde sie unter anderem dadurch, dass sie auf einer Warnliste von Microsoft gelandet war. Der US-Konzern hatte ermittelt, dass DSIRF Spyware verkaufen soll, welche auf Zero-Day-Exploits in Windows und Adobe-Produkten basiert. Der von DSIRF entwickelte Staatstrojaner Subzero soll illegal für Angriffe gegen Microsoft-Kunden in Europa und Zentralamerika genutzt worden sein. Zu den Opfern sollen Anwaltskanzleien, Banken und Unternehmensberater in Ländern wie Österreich, dem Vereinigten Königreich und Panama gehört haben, hieß es in einem Blogpost.

Auch Verflechtungen von DSIRF bis in den Kreml sowie zum ehemaligen Wirecard-Manager Jan Marsalek werden der Firma vorgeworfen, wie die futurezone berichtet hat.

"Zu Unrecht diskreditierte Software"

Infolge der Vorwürfe begann die Direktion für Staatssicherheit und Nachrichtendienst (DSN) gegen DSIRF zu ermitteln. Da man sich zu Unrecht behandelt fühlt, schließt laut Profil nun der Eigentümer alle Geschäfte in Österreich und Deutschland.

„Die Entwicklung der in den Medien wiederholt zu Unrecht diskreditierten Software Subzero wird beendet, die zugehörigen rechtlichen Einheiten werden liquidiert“, heißt es in einer Stellungnahme von DSIRF. Neben anderen Produkten habe die Firma eine Software entwickelt, die ausschließlich von Behörden in der DACH-Region verwendet werden sollte. „Damit sollte ein Beitrag geleistet werden, technische Kapazitäten zur Beweissicherung in Zusammenhang mit schweren Straftaten im Rahmen der rechtlichen bzw. gesetzlichen Vorgaben innerhalb der EU und ihren Mitgliedsstaaten zu schaffen“, heißt es weiter. Ein Verkauf oder die Weitergabe an nichtbehördliche Institutionen sei zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen.

Alle Investitionen werden eingestellt

DSIRF bedaure weiters das von Microsoft gemeldete Datenleck. Laut dem Unternehmen habe man permanent mit den Behörden kooperiert. „In diesem Kontext durch Medien erhobene Vorwürfe, DSIRF bewerbe und vertreibe Spionage-Software oder entwickle Software zu Gesichtserkennung waren zu jedem Zeitpunkt falsch“. Auch die Anschuldigungen, Geschäfte mit Russland zu machen und die Verbindungen zu Wirecard seien falsch.

An DSIRF hatte sich die B&C-Stiftung, die vor über 20 Jahren von der Bank Austria gegründet wurde, beteiltigt. Zudem verhandelten das Innen- und Verteidigungsministerium mit DSIRF und der Tochterfirma Machine Learning Systems um Cybersecurity-Produkte. Das ist nun allerdings Geschichte. Die Beteiligung der B&C-Stiftung wurde aufgelöst und alle Investitionen in Österreich werden eingestellt. „Das ist zwar zu meinem Schaden, aber noch mehr zum Schaden des Landes“, sagt der Eigentümer und ergänzt: „Man kauft lieber eine nicht kontrollierbare Software von Drittländern wie USA oder Israel – das scheint gewünscht zu sein. Darum verabschieden wir uns mit einem enormen finanziellen Verlust aus dem deutschsprachingen Raum“.

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