FILE PHOTO: The Saint-Nazaire offshore wind farm
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Riesige Windräder: Experten fordern Größenbeschränkung

Werden Windturbinen bald zu groß, damit noch alle Marktteilnehmer mithalten können? Davon geht zumindest der Energieanalyst Wood Mackenzie aus. Vor allem Offshore-Windturbinen würden heutzutage immer größer und größer, so Mackenzie.

Zuletzt hatte China etwa die MySE 16-260 von Mingyang Smart Energy in Betrieb genommen. Es ist mit 16 Megawatt (MW) Leistung die größte Offshore-Windkraftanlage der Welt, die im Regelbetrieb ist. Anlagen von 18 MW oder gar 20 MW stehen bereits in der Pipeline.

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Herausforderungen für die Hersteller von Turbinenteilen

Für manche Glieder in der Lieferkette sei es da schwer mitzuhalten, so Mackenzie. „Die Innovation, die zu einer Vergrößerung der Turbinen führte, war der Schlüssel zur Senkung der Kosten für Offshore-Windenergie“, analysiert Mackenzie. „Aber diese größeren Größen haben auch dazu geführt, dass einige Elemente der Lieferkette, beispielsweise Installationsschiffe, überflüssig geworden sind.“

Neben den Installationsschiffen müssen auch Turbinenschaufeln und Turbinentürme mit den Windrädern mitwachsen, damit diese in die größeren Maschinengondeln hineinpassen. Dafür werden immer wieder neue Formen benötigt. Auch die Turbinen, die immer größer werden, stellen eine Herausforderung dar, weil sie die Herstellung noch komplexer machen. Manche Produktionsfirmen können etwa mit den größeren Größen gar nicht mehr mithalten und werden obsolet.

Durch das Wettrüsten entstehen leichter Fehler

Dieses „Turbinen-Wettrüsten“ hat laut Mackenzie dazu geführt, dass Investitionen zur Umstellung von Produktionsanlagen sowie Forschung und Entwicklung eingesetzt wurden, anstatt zum Ausbau der Windkraft. Darüber hinaus „haben größere Komponenten auch die Kosten für die Reparatur von Fehlern erhöht, wenn im Herstellungsprozess etwas schiefgeht“, heißt es in der Analyse.

Hart getroffen hat es etwa bereits das Unternehmen Siemens Gamesa, das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Fehlerhafte Komponenten führten zu Problemen, die zwischen 15 und 30 Prozent der 132 Gigawatt Turbinen auf der ganzen Welt betreffen. Die Sanierung kostet den Betrieb etwa 1,6 Milliarden US-Dollar. Die Folge ist nun, dass Siemens Gamesa sein Angebot verkleinern will.

Mackenzie empfiehlt eine Größenobergrenze

Die wachsenden Turbinengrößen hätten etwa auch dazu geführt, dass Entwickler*innen bis zum letztmöglichen Moment zögern, Ausrüstungsbestellungen zu unterzeichnen. Sie spekulieren nämlich darauf, dass die Kosten für ihre Projekte mit größeren Turbinen weiter sinken würden, heißt es in einem Bericht von Renew Economy. Laut dem Energieanalysten Mackenzie würde das auch dazu führen, dass einige Projekte unrentabel werden.

Mackenzie empfiehlt daher Europa sowie den USA, kleinere Windkraftprojekte zu entwickeln und eine vorübergehende „Größenobergrenze“ einzuführen. Die Ersten, die so etwas andenken, sind die Niederlande. Dort wurde eine Obergrenze für die Höhe der Turbinenspitzen vorgeschlagen.

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Wenn die USA und Europa hier an einem Strang ziehen würden, hätten die Lieferant*innen mehr Gewissheit bei der Herstellung der Produkte, und die Investor*innen mehr Klarheit über die Projektkosten. Eine Obergrenze sollte laut Mackenzie zumindest für 10 Jahre gelten. Der Analyst sieht hier aus größte Herausforderung, dass wirklich alle Nationen und Beteiligten mitmachen.

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