Die Concordia-Station in der Antarktis.

Die Concordia-Station in der Antarktis.

© APA/AFP/GUY CLAVEL / GUY CLAVEL

Digital Life

Warum Ärzte am Südpol keinen Blinddarm haben dürfen

Wenn ihr einen langen und kalten Winter auf australischen Antarktis-Stationen verbringen wollt, müssen ihr vor eurer Abreise einige Dinge erledigen. Wenn ihr Ärzt*innen seid, steht auf der Checkliste noch ein Punkt mehr: den Blinddarm entfernen. Das schreibt zumindest das australische Südpolprogramm vor.

Andere Stationsbewohner*innen dürfen ihren Blinddarm allerdings behalten, die Regel gilt nur für Ärzt*innen. "Das liegt daran, dass es im Winter normalerweise nur eine*n Ärzt*in auf der Station gibt", heißt es auf der Website. "Eine Reise zur medizinischen Versorgung zurück nach Australien ist zumindest für diesen Teil des Jahres unmöglich."

Blinddarmentzündungen sind relativ häufig

Blinddarmentzündungen sind in der Regel nicht tödlich, kommen aber relativ oft vor. 7 bis 8 Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens daran, am häufigsten tritt sie bei Kindern und Jugendlichen auf. Wenn eine Blinddarmentzündung ausbricht, kann sie sehr heftig sein: Sie tritt plötzlich auf und kann sich innerhalb von Stunden verschlimmern. Der Blinddarm muss dann chirurgisch entfernt werden, bevor er platzt und eine schwere Infektion oder Blutvergiftung verursacht.

Aber wie wahrscheinlich kann es schon sein, dass gerade bei Ärzt*innen am Südpol eine Blinddarmentzündung auftritt? Immerhin so wahrscheinlich, dass es bereits zweimal passiert ist -  einmal im Jahr 1950 und einmal im Jahr 1961. Im ersten Fall war der australische Arzt Serge Udovikoff bereit, die Operation an sich selbst auszuführen, wurde allerdings rechtzeitig vom australischen Marineschiff HMAS Australia II gerettet.

Arzt musste Blinddarm selbst entfernen

Nicht soviel Glück hatte 1961 der Russe Leonid Rogosow, der mit der Hilfe von 2 Assistenten, lokaler Anästhesie und eines Spiegels seinen eigenen Blinddarm entfernen musste. Knapp 2 Stunden dauerte die Operation, die er zum größten Teil blind durchführen musste. Sie gelang allerdings, Rogozov starb knapp 40 Jahre später im Jahr 2000.

Er wurde berühmt als der 2. Mann, der eine Blinddarmoperation an sich selbst durchgeführt hat. Als erster gilt der US-Amerikaner Evan O'Neill Kane, der seinen Blinddarm 1921 im Alter von 60 Jahren entfernte. Er wollte dabei an sich selbst austesten, ob eine Blinddarmentfernung ohne Vollnarkose möglich ist.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare