Größte Altlast Österreichs wird zur wertvollen Aluminiumquelle
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Westlich von Wiener Neustadt, gleich neben der Südautobahn, liegt eine Deponie, in der von 1974 bis 1991 Aluminiumschlacke abgelagert wurde. Heute gilt die Deponie als Altlast, die entfernt werden muss.
Sie liegt nämlich über der Mitterndorfer Senke, einem großen Grundwasservorkommen. Steigt das Grundwasser an - was selten aber doch vorkommt - erreicht es den Grund der Deponie. Ammonium und Schwermetalle, etwa Blei, können dadurch in das Wasser eindringen.
Die Aluminiumschlacke, die auf der Deponie landete, konnte früher nicht mehr verwertet werden. Heute jedoch kann man aus dem Abfall wertvolles Aluminium herausziehen und dem Recycling zuführen. Dadurch erspart man sich die Herstellung einer Menge neuen Aluminiums und damit verbundener Treibhausgasemissionen.
Fakten
70.000 Tonnen
Aluminiumgranulat können aus der Deponie gewonnen werden. Daraus entstehen 35.000 Tonnen erneuertes Aluminium
700.000 Tonnen
CO2-Emissionen erspart man sich. Für Recycling benötigt man nur 5 Prozent der Energie, im Vergleich zur Primärproduktion
20 Meter
tief ist die Deponie, die in einer ehemaligen Kiesgrube angelegt wurde. 2010 erreichte Grundwasser zuletzt die Deponiesohle. Die nächsten Häuser sind 500 Meter entfernt
Knapp eine Million Tonnen
"Die Deponie hat eine Masse von knapp einer Million Tonnen. Zwei Drittel davon sind Aluminiumkrätzestäube", erklärt Johannes Czeczil von der Bundesaltlastensanierungs-GmbH, oder kurz BALSA. Die 100-Prozent-Tochter des Umweltbundesamtes kümmert sich um die Beseitigung früherer Umweltsünden. Das Projekt bei Wiener Neustadt mit der Kennzahl N6 ist das größte in Österreich.
Wie die Haut auf der Milch
Aluminiumschlacke oder -krätze entsteht bei der Aluminiumproduktion. Auf heißem, flüssigen Aluminium bildet sich durch Reaktion mit Sauerstoff eine Art Haut. Sie wird abgezogen und zermahlen. Ein Teil davon landet wieder in der Schmelze, aber gemahlene Alu-Kügelchen unterhalb einer gewissen Größe konnte man lange Zeit nicht mehr verarbeiten. Als staubiges Pulver landete es auf Deponien wie jener bei Wiener Neustadt.
Dass das Material samt anderer Abfallprodukte im Grundwasser landen könnte, "daran ist damals schon gedacht worden", erklärt Projektleiter Czeczil. Am Boden der Deponie wurden Sägespäne und Textilreste aufgeschüttet, um ein Durchsickern von Regenwasser durch die Aluminiumschlacke zu verhindern. "Dass aber das Grundwasser steigen könnte, hat man nicht geahnt", sagt Czeczil. Generell habe früher ein ganz anderes Umweltverständnis geherrscht.
Deutsche Trennungstechnologie
Heute gibt es ein Verfahren, bei dem selbst kleinste Alustaubkörner wieder zu neuem Aluminium werden können. Ein deutsches Unternehmen hat das Patent darauf. Es ist Teil eines grenzüberschreitenden Konsortiums, das 2016 den Zuschlag für den Abbau der Deponie erhielt.
Ihre Methode ist eine Variante der Wirbelstromtechnik, bei der Metall und andere Materialien mittels Strom und Magnetfeldern getrennt werden. Das dadurch gewonnene Aluminium wird in Deutschland recycelt und landet am Ende wieder in Produkten, etwa in Motoren.
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30 Prozent erledigt
Obwohl die BALSA den Auftrag zur Sanierung der Deponie bereits 2005 erhalten hat, dauerte es viele Jahre, bis die Arbeit aufgenommen werden konnte. So wurden etwa Untersuchungen von der Montanuni Leoben durchgeführt und Projektpläne genau abgewogen. Schließlich geht es um Kosten von rund 250 Millionen Euro.
Seit 2019 läuft nun der eigentliche Sanierungsbetrieb. Unter einem mobilen Dach wird die Deponie von Osten nach Westen abgetragen, das Material wird in einer kleinen Industrieanlage daneben sofort verarbeitet.
"Dann sind wir auf Asbestverunreinigungen gestoßen, das hat das Projekt verzögert", sagt Czeczil. Seit über einem Jahr laufe die Sanierung aber relativ flüssig. 30 Prozent der Deponie sind bereits rückgebaut. 2026 soll die gesamte Aluminiumschlacke entfernt sein, dann wird der kontaminierte Untergrund behandelt. Das Projektende wird derzeit für 2028 angepeilt.
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