Die Beatles ließen einige Songs unfertig zurück. 

Die Beatles ließen einige Songs unfertig zurück. 

© APA/dpa/Gerhard Rauchwetter

Digital Life

Paul McCartney produziert mithilfe von KI "letzten Beatles-Song"

Paul McCartney hat mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) einen weiteren Beatles-Song produziert. In einem Interview mit der BBC erklärt der 80-Jährige, er habe die Stimme des verstorbenen John Lennon mithilfe einer KI aus einer Demoaufnahme extrahiert und so "einen letzten Beatles-Song" aufgenommen. "Wir haben es gerade fertiggestellt und es wird dieses Jahr veröffentlicht", so der Musiker. Nähere Details zu dem Song nannte McCartney nicht. Sehr wahrscheinlich handelt sich dabei aber um eine Lennon-Komposition aus dem Jahr 1978 mit dem Titel "Now And Then".

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"Eines Tages werde ich ihn fertigstellen"

McCartney hatte eine Demo zu "Now and Then" von Lennons Witwe, Yoko Ono, erhalten. Es war einer von mehreren Songs auf einer Kassette mit dem Titel "For Paul", die Lennon kurz vor seinem Tod 1980 aufgenommen hatte. Die Tracks wurden größtenteils mit einem Radiorekorder aufgezeichnet und gelten als sehr unausgereift. "Der Song hatte einen Refrain, aber es fehlten fast völlig die Strophen", so Beatles-Produzent Jeff Lynne.

Im Jahr 2009 wurde eine neue Version der Demo ohne Hintergrundgeräusche auf einer Bootleg-CD veröffentlicht. Trotzdem äußerte McCartney öffentlich immer wieder über den Wunsch, den Song zur Gänze fertigzustellen. "Dieser Song liegt immer noch herum", sagte er 2012 in einer BBC Four-Dokumentation. "Also werde ich mich mit Jeff zusammentun und ihn fertigstellen. Eines Tages werde ich es fertigstellen."

Stimme von John Lennon extrahiert

Den Anstoß zu der Wiederbelebung des unfertigen Songs gab der Beatles-Dokumentarfilm "Get Back" aus dem Jahr 2021. Regisseur Peter Jackson gelang es, einen "sauberen Ton" aus überlieferten Audio- und Videoaufnahmen der Beatles zu extrahieren. Mit einer fortschrittlichen Rauschunterdrückungs-Software wurden viele Dialoge erstmal akustisch verständlich.

"Er [Jackson, Anm.] war in der Lage, Johns Stimme aus einem kleinen Stück Kassette herauszuholen", so McCartney im BBC-Interview. Dasselbe Prinzip hätten er und sein Team schließlich auf das Demo angewandt, um so eine neue Version von "Now and Then" zu produzieren. "So können wir die Platte mischen, wie man es normalerweise tun würde. Es gibt einem also einen gewissen Spielraum", so der Musiker. 

KI in der Musikindustrie auf dem Vormarsch

KI ist keine Neuheit in der Musikindustrie. Es werden bereits Songs mithilfe von KI-Modellen produziert oder gar zur Gänze komponiert. Erst kürzlich sorgte eine Nummer, die den Stil des US-Rappers Drake nachahmte, im Netz für Aufsehen.

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Auch Beatles-Songs werden im Internet immer wieder mit KI zur Gänze neu produziert oder John Lennons Stimme künstlich hinzugefügt. "Es ist irgendwie beängstigend, aber auch aufregend, weil es die Zukunft ist", sagt McCartney hinsichtlich der Rolle neuer Technologien in der Musikindustrie. "Wir müssen einfach sehen, wohin das führt."

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