Google-Mutterkonzern Alphabet investiert massiv in Solarenergie

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Digital Life

"Big Tech" gegen Klimawandel: Spät aber immerhin

Der Kampf gegen die Erderwärmung hat bei Alphabet (Google), Amazon, Apple, Facebook und Microsoft einen neuen Stellenwert erlangt. Die großen fünf Technologiekonzerne überbieten einander mit Selbstverpflichtungen zur radikaten Reduktion ihrer Kohlendioxid-Emissionen. "Big Tech" will CO2-neutral werden, und zwar schneller, als die Pariser Klimaziele das von den Staaten der Welt verlangen.

Zuletzt haben Alphabet und Facebook derartige Pläne vorgelegt. Beide wollen ihre komplette Wertschöpfungskette bis 2030 "net zero" machen, also sämtliche Treibhausgasemissionen komplett ausgleichen. Alphabet will gar seine gesamten Emissionen seit der Gründung von Google 1998 kompensieren, u.a. durch die Verwendung von Ökostrom in Büros und Rechenzentren, Aufforstung, Investitionen in Forschung und Unterstützung von Partnerfirmen bei der Dekarbonisierung. Amazon, Apple und Microsoft haben schon zuvor ähnliche Pläne bekannt gegeben.

Wenn nicht Trump, dann wir

Dass dies jetzt geschehe, vier Jahre nach Paris, liege an mehreren Faktoren, erklärt Dominik Schmitz vom Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur in Wien: "Zum einen sind die meisten dieser Unternehmen in Kalifornien angesiedelt, wo es es immer schon starke Bestrebungen zum Klimaschutz gab. Auch Arnold Schwarzenegger hat sich als Gouverneur sehr engagiert. Als US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen werden und Ende 2019 diesen Prozess in Gang setzte, hat sich eine große Gegenbewegung formiert."

Statt staatlicher Verpflichtungen zur Reduktion von CO2-Emissionen hätten Unternehmen diese Aufgabe übernommen, sei es aus Überzeugung, Imagepflege oder weil sie neue Geschäftsmodelle erkannt haben. Zudem seien Investoren zunehmend dazu übergegangen, finanzielle Zuwendungen an Klimaauflagen zu knüpfen.

Zielerreichung realistisch

Dass es die Big-Tech-Firmen schaffen, ihre selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen, hält Schmitz für realistisch: "Für die meisten sollte es kein Problem sein. Ihre Emissionen ergeben sich hauptsächlich aus dem Stromverbrauch. Sie können einige Wind- oder Solarparks bauen und darauf achten, dass sie den Verbrauch intern reduzieren."

Eine Lösung wäre freilich auch, eigene Emissionen durch so genanntes "Offsetting", also etwa das Pflanzen von Bäumen, die dann künftig CO2 aus der Atmosphäre filtern, auszugleichen. Dann könnte man eigene Emissionen sogar noch steigern, was aber von Außenstehenden als Schummelei angesehen würde.

Widersprüche und Kritik

Die größten Schwierigkeiten, klimaneutral zu werden, wird laut Schmitz Amazon haben. "Deren Geschäftsbereich ist extrem wenig nachhaltig." Der Transport von massenweise Paketen sorgt für hohe Emissionen. Dazu kommen Rücksendungen und Auswirkungen auf den gesamten Handel - etwa das Aussterben kleinerer innerstädtischer Geschäfte. "Diese Art von Megakonsum passt einfach nicht mit dem Ziel zusammen, die weitere Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken."

Aber nicht nur Amazon muss sich mit Geschäftsmodellen auseinandersetzen, die den Klimazielen widersprechen. Facebook wird etwa vorgeworfen, zu wenig gegen die Verbreitung von Falschmeldungen über den Klimawandel zu tun. Künstliche Intelligenz von Alphabet und Microsoft half in der Vergangenheit auch Öl- und Erdgas-Konzernen bei der Erschließung neuer Quellen. Apple setzt alles daran, immer mehr Geräte zu verkaufen und leistet damit seinen Beitrag zu einem ständig wachsenden Berg von Elektroschrott.

Bei einigen der großen Technologiekonzerne war es auch der Druck der eigenen Belegschaft, der zur Initiierung von Klimaschutzprojekten führte. Die Ankündigung neuer, grüner Programme erfolgt oft genau dann, wenn die Unternehmen in Kritik geraten. Außerdem zeichneten sich manche Firmenlenker nicht gerade durch Feingefühl aus, meint Schmitz: "Sie wissen, wie man schnell viel Geld verdient, am Interesse an der Allgemeinheit hapert es aber oft." Wer riesige Privatjets besitze, sei ein eher schlechtes Vorbild.

Einfacher Punktegewinn

Die Einschränkung eigener Emissionen sei für "Big Tech" wesentlich leichter zu bewerkstelligen als für andere große Unternehmen, etwa aus der Industrie. "Das Thema ist im Trend und man kann relativ leicht Punkte machen. Daher wird das auch gepusht." Im Endeffekt sei das aber positiv, meint Schmitz. Die weltweit bekannten Tech-Giganten hätten eine wertvolle Vorbildwirkung für andere Unternehmen und sie drängen Zulieferer dazu, ihre Emissionen ebenfalls zu reduzieren.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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