Mark Zuckerberg vor Sitzreihen voller Menschen mit aufgesetzten Virtual-Reality-Brillen

Mark Zuckerberg will Menschen mit Virtual-Reality-Brillen ausstatten und sie ins Metaversum locken

© Facebook

Digital Life

Was soll dieses Facebook Metaversum sein?

Kleine, leuchtende Rechtecke - sie sind momentan das Tor zu den unendlichen Weiten des Internet. Egal ob am Smartphone, am Tablet oder am Computer: Bildschirme sind die Schnittstelle, mit der Menschen Webseiten, Filme und Spiele wahrnehmen und mit Menschen an anderen Orten kommunizieren. "Menschen sind nicht dafür gemacht, so zu interagieren", ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg überzeugt. Er will deshalb ein so genanntes "Metaverse", zu Deutsch Metaversum, kreieren.

Partys und Fitnesskurse

Dabei handelt es sich um einen virtuellen Raum im Internet, der Menschen einen natürlicheren Umgang mit den Möglichkeiten des Online-Lebens bieten soll. Betreten und durchwandern sollen sie diesen Raum etwa mittels Virtual-Reality-Ausrüstung. Dadurch soll man Dinge machen können, die auf einem zweidimensionalen Bildschirm kaum vorstellbar sind, etwa tanzen und Partys feiern oder gemeinsam mit anderen Fitnesskurse besuchen.

Im Juli hat Zuckerberg angekündigt, sein ganzes Unternehmen innerhalb der nächsten 5 Jahre völlig auf die Idee eines Metaversums einzustellen. Am vergangenen Wochenende gab Facebook bekannt, 10.000 europäische Fachkräfte für das Projekt gewinnen zu wollen. In der EU gebe es genügend Talente und die richtigen Werte, wie etwa ein großes Augenmerk auf Datenschutz und individuelle Freiheit.

Szene aus Facebook Horizon Worlds

Facebook Horizon als eine Art Vorversion des Metaverse

Bekanntes Konzept

Die Idee einer virtuellen Parallelwelt ist ganz und gar nicht neu. Der Begriff Metaversum geht auf einen Science-Fiction-Roman von 1992 zurück. Das Konzept einer virtuellen Welt zieht sich schon länger durch die Popkultur. Spätestens seit "Matrix" ist es weithin bekannt. Mehrere Unternehmen haben auch schon versucht, eigene Metaversen zu erschaffen.

Prominentestes Beispiel ist wohl "Second Life". Die 2003 gegründete 3D-Welt erlebte rund um 2013 seinen Höhepunkt. Seitdem verliert sie Publikum, ist aber weiterhin existent. Nutzer*innen erleben ihr "zweites Leben" als Avatar, der nutzergenerierte Siedlungen durchstreifen, spielen, plaudern und einkaufen kann. Echte Währung muss dazu in Linden Dollar gewechselt werden.

Neue Schubkraft

Zu den heute existenten beliebteren Metaversen zählen die Plattformen VRchat und Roblox. Das Online-Spiel Fortnite hat ebenfalls Züge davon. Darin werden etwa exklusive Konzerte veranstaltet. Auch Facebook selbst betreibt bereits eine Art Metaversum. Seit 2019 gibt es die Plattform "Horizon" für die Virtual-Reality-Brillen von Oculus (seit 2014 Facebook-Tochter). Sie erlaubt gemeinsames Spielen, Arbeiten und Kommunizieren mittels Avataren in einer bunten Umgebung. Momentan kommt man aber nur mit Einladung hinein.

Hypes um virtuelle Welten sind in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals aufgekommen, bald darauf aber wieder abgeebbt. Facebook hat aufgrund seiner weltweit 2,8 Milliarden Nutzer*innen das Zeug, um dem Thema viel Aufmerksamkeit zu verschaffen. Gelingt der Plan, könnte Facebooks Geschäft profitieren – denn im virtuellen Raum erfährt man viel über Verhalten und Vorlieben von Menschen, das man Werbekunden verraten kann.

Ablenkungsmanöver

Gleichzeitig ist es für das Unternehmen eine Gelegenheit, um eigene Versäumnisse in anderen Bereichen unter den Teppich zu kehren. In den vergangenen Wochen hatte Facebook etwa mit groben technischen Problemen zu kämpfen, außerdem gab es die Enthüllungen von Frances Haugen. Die ehemalige Mitarbeiterin hat dokumentiert, wie Facebook in vollem Bewusstsein Profit gegenüber einer effizienten Bekämpfung von Hassbotschaften und Jugendschutz vorzieht.

Seitdem werden Stimmen wieder lauter, die für eine Zerschlagung von Facebook plädieren. Gemeinsam mit seinen Töchtern WhatsApp und Instagram habe Facebook eine marktbeherrschende Stellung und mache Wettbewerb unmöglich, warnen Kritiker*innen. In Europa hat Facebook regelmäßig mit Verfahren wegen zweifelhafter Datenschutzpraktiken zu kämpfen. Die Ankündigung, tausende Arbeitsplätze zu schaffen, könnte dabei helfen, den angeschlagenen Ruf wieder aufzupolieren.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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