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Facebook muss zerschlagen werden

Sechs Stunden lang waren Facebook, WhatsApp und Instagram vergangene Woche nicht erreichbar. Der Ausfall betraf rund 3,5 Milliarden Menschen, die diese Dienste regelmäßig nutzen. Sie alle sind abhängig von einem einzelnen Unternehmen. Dieses Monopol muss aufgebrochen werden – aber nicht allein wegen der technischen Abhängigkeit, sondern vielmehr aufgrund des massiven Machtungleichgewichts, das ein derartiges Monopol mit sich bringt.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat die Mehrheit der Stimmrechte und kann damit sämtliche Entscheidungen auf eigene Faust treffen. Das betrifft Entscheidungen über die Programmierung der Algorithmen, die dafür verantwortlich sind, welche Inhalte den Nutzer*innen angezeigt werden, aber auch, welche Teile von Studien geheim gehalten und welche veröffentlicht werden.

Nur der Profit zählt

Die Enthüllungen der ehemaligen Mitarbeiterin Frances Haugen zeigen, dass bei Facebook am Ende immer nur der Profit zählt. Obwohl man im Unternehmen die Entwicklungen bei Falschnachrichten oder Hasspostings genau mitverfolgt hat, tat Facebook nichts. Auch beim Thema Datenschutz war viel "Überzeugungsarbeit" notwendig, um minimale Verbesserungen zu erreichen. Facebook hat aber auch damit begonnen, Daten von WhatsApp mit dem Online-Netzwerk zu verknüpfen, um noch mehr über die einzelnen User*innen zu erfahren. Damit wird der Datenschatz des Konzerns noch umfangreicher als bisher. Aus den Enthüllungen von Haugen geht noch hervor: Facebook bevorzugt Postings, die (negative) Emotionen hervorrufen gegenüber jenen, die auf externe Inhalte verweisen.

Der Konzern tut jedoch immer nur dann etwas gegen negative Entwicklungen, wenn er gesetzlich dazu gezwungen wurde. So hat sich Facebook etwa an das österreichische Gesetz angepasst, damit Hass im Netz mit einem eigenen Knopf gemeldet werden kann.

Former Facebook employee and whistleblower Frances Haugen testifies during a hearing entitled 'Protecting Kids Online: Testimony from a Facebook Whistleblower' in Washington

Frances Haugen ist die Enthüllerin der jüngsten Facebook Files

Es reicht nicht, nur zu regulieren

Doch das zeigt auch ein Problem auf: Es reicht nicht, einen Konzern wie Facebook nur zu regulieren. Man muss zuerst dafür sorgen, dass aus Facebook, Instagram und WhatsApp drei getrennte Unternehmen werden. Wenn der Konzern nicht zerschlagen wird, würde eine strenge Regulierung nämlich nur dazu führen, dass andere, kleinere Konzerne mit ähnlichen Geschäftsmodellen benachteiligt werden. Diese müssten sich nämlich ebenso an die Vorgaben halten, können sich aber keine Schar an Mitarbeiter*innen leisten, die dafür Sorge tragen, dass Gesetze eingehalten werden. Facebook hingegen hat genügend finanzielle Mittel, um Beschäftigte zu engagieren, die sich darum kümmern.

Nach jedem Skandal wirft Facebook seine gut funktionierende PR-Maschinerie an und gelobt Besserung. Doch das sind meist nur leere Worte und wenige Alibi-Taten.

Neben einer Zerschlagung des Konzerns muss aber auch jeder Einzelne Verantwortung übernehmen: Wir brauchen mehr Medienkompetenz in allen Generationen. Nutzer*innen müssen darüber Bescheid wissen, was es für Alternativen gibt. Und das nicht nur, um sie im Notfall parat zu haben, falls Facebook wieder einmal ausfällt.

Es liegt auch an den Nutzer*innen, wie mächtig Facebook wirklich ist.

Mehr zu den Facebook Files und was dahinter steckt lest ihr hier.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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