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Digital Life

Gesichtserkennungsfirma durchsuchte Netz nach Fotos von Toten

Die umstrittene Suchmaschine PimEyes mit einer hochentwickelten Gesichtserkennung scannt massenhaft Fotos von Gesichtern im Netz und erfasst deren biometrischen Daten. Der Online-Dienst scheint auch eine große Website zur Ahnenforschung ohne Erlaubnis nach Bildern durchsucht zu haben, wie die Software-Entwicklerin Cher Scarlett entdeckt hat. Eigentlich wollte sie über Ancestry ihre Familiengeschichte erforschen. Dabei nutzte sie als Experiment auch PimEyes.

Die Suchmaschine zeigte unter anderem ein Bild von Scarletts Schwester, welche 2018 im Alter von 30 Jahren gestorben ist. Die Bilder schienen aus dem Friedhofsverzeichnis von Ancestry zu stammen. PimEyes habe laut Scarlett Bilder von Toten gesammelt, um seine Datenbank zu füllen. „Meine Schwester ist tot“, so die Software-Entwicklerin gegenüber Wired. „Sie kann keine Einwilligung erteilen oder widerrufen, um in dieser aufgenommen zu werden", sagt sie.

Wer hat Rechte an Daten?

Expert*innen befürchten, dass die Bilder durch die Erfassung der biometrischen Daten zur Identifizierung lebender Verwandter genutzt werden könnten. Das wirft Datenschutzbedenken auf. „Nur weil die Daten keiner Person mehr gehören, heißt das nicht automatisch, dass man sie verwenden darf. Wenn es sich um eine Person handelt, die gestorben ist, müssen wir herausfinden, wer die Rechte daran hat“, sagt Sandra Wachter vom Oxford Internet Institute.

Laut der Sprecherin von Ancestry, Katherine Wylie, sind die Daten, inklusive der Stammbäume, in Besitz der Kund*innen der Website. Ancestry ist mit über 30 Milliarden Datensätzen die größte Website in der Ahnenforschungsbranche. Sie deckt 20 Millionen Menschen ab. Nutzer*innen können mit den Daten Stammbäume erstellen. Stellt ein*e Nutzer*in einen Stammbaum auf der Website online, können die Fotos von Verstorbenen von registrierten Nutzer*innen eingesehen werden. Lebende Personen sind nicht sichtbar, außer der oder die Stammbaum-Ersteller*in autorisiert bestimmte Konten, sie zu sehen.

Gegen die Regel verstoßen

Der PimEyes-Direktor Giorgi Gobronidze informiert, dass der Online-Dienst normalerweise nur jene Websites durchforstet, die das offiziell erlauben. Dass man in diesem Fall gegen die Regel verstoßen hat, sei "unangenehm". PimEyes würde die Domain von Ancestry nun entfernen, heißt es.

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung etwa verbietet generell die Verarbeitung biometrischer Daten zur Identifizierung von Personen ohne deren Zustimmung.

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