Der "Fake News"-Vorwurf ist schnell ausgesprochen. Netzwerk-Analyse ergibt, was dahintersteckt, meint Shlomo Havlin
Der "Fake News"-Vorwurf ist schnell ausgesprochen. Netzwerk-Analyse ergibt, was dahintersteckt, meint Shlomo Havlin
© APA/HELMUT FOHRINGER

Digital Life

Wie sich Corona-Verschwörungsvideos im Netz weiterverbreiten

Der Kampf gegen Fake News und Verschwörungstheorien ist im Corona-Zeitalter noch einmal ein Stückchen härter geworden für die großen Tech-Anbieter. So kursierte etwa mit „Plandemic“ ein Verschwörungsvideo rund um das Coronavirus im Netz, in dem eine umstrittene amerikanische Forscherin behauptet hatte, Immunologen würden die Wahrheit über das Virus verschleiern, um an Macht und Geld zu erlangen. Das Video wurde zigtausende Male auf YouTube angesehen, bevor Google es offline nahm.

Neuer Trick zur Weiterverbreitung

Einige Nutzer hatten das Video allerdings bereits runtergeladen und in ihren persönlichen Google-Drive-Foldern gespeichert. Doch auch von dort verschwand es, wie die Washington Post herausgefunden hat. Nachdem die Zeitung Google kontaktiert habe, verschwand die Plandemic-Doku auch aus diversen Google-Drive-Foldern. Denn viele Nutzer hatten die Doku dort lediglich gespeichert, um sie mit weiteren Nutzern teilen - und somit im privaten Umfeld weiterverbreiten - zu können.

Laut einem Bericht von „Reclaim The Net“ war das Plandemic-Video allerdings nicht das Erste, das aus persönlichen Google-Drive-Foldern entfernt worden war. Nachdem SpaceX-Gründer Elon Musk auf eine dubiose Studie zu einem Medikament verlinkt hatte, hatte Google diesen Link, der zu einer Google-Doc-Datei geführt hatte, gesperrt und den Inhalt offline genommen.

In der Corona-Krise sind Verschwörungstheorien regelrecht explodiert und es bedarf einer schnellen Reaktionen seitens der Plattformen, derartige Inhalte zu entfernen, um die Weiterverbreitung zu stoppen. Beim Plandemic-Video dürfte die Sachlage relativ klar sein, weil darin Inhalte zu sehen waren, die von diversen Faktencheckern weltweit bereits anhand von zahlreichen wissenschaftlichen Studien widerlegt worden waren.

Google erkennt Inhalte wie das Plandemic-Video etwa via Content-ID-System, das jeden erneuten Upload automatisch blockt. Doch ob ein vollständiger Block wirklich gelingt? Die Inhalte finden nämlich trotzdem immer wieder ihr Publikum - und auch auf die beliebte Video-Plattform: Prominente YouTuber, deren Kanäle als legitim gelten, bieten den Verschwörungstheoretikern nämlich häufig Plattformen. So hatte der YouTuber Patrick Bet-David, der 2,3 Millionen Abonnenten hat, die Plandemic-Ärztin Judy Mikovits zum Thema Impfstoffe interviewt, wie die NZZ berichtet. Dadurch ist es extrem schwierig, die Ausbreitung zu stoppen.

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