Google: “Seit 20 Jahren wird versucht, die Suche zu manipulieren”
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Seit 20 Jahren existiert
Google und ist heute für einen großen Teil der Internetnutzer die erste Anlaufstelle, wenn es um die Suche nach Informationen geht. Die Suche ist eine der wichtigsten Plattformen, wenn es um das Anzeigen von Werbung geht, was nach wie vor die Haupteinnahmequelle des Unternehmens ist. Besonders im Angesicht von gezielter politischer Manipulation ist die Qualität der Suche auch gesellschaftlich wichtig.
Pandu Nayak ist bei Google Vice President of Search und arbeitet an der Qualität der Suchergebnisse. Anlässlich des 20-jährigen Geburtstags von Google war Nayak unter anderem in Wien, die futurezone hat ihn zum Interview getroffen.
futurezone: Sie kümmern sich bei Google um die Qualität der Suchergebnisse, die Millionen Nutzer angezeigt bekommen. Können Sie kurz beschreiben, was es genau ist, was Sie machen.
Pandu
: Das Search-Quality-Team ist für alles verantwortlich, was in der Suche zu sehen ist. Wenn wir über Qualität reden, fokussieren wir uns auf die Nutzer und fragen uns, ob das, was wir machen, für sie funktioniert. Das ist unsere fundamentale Aufgabe. Jede Veränderung, wird daran gemessen.
Google wurde kürzlich 20 Jahre alt, was hat sich bisher verändert?
Eine Sache ist das Ausmaß. Als Google begann, gab es vielleicht ein paar Millionen Webseiten, heute sind es hunderte Milliarden oder sogar Trillionen an Seiten. Früher haben wir einen Index erstellt, der monatlich aktualisiert wurde. Webseiten, die während des Monats erstellt wurden, waren also nicht darin gelistet. Heute werden neue Seiten innerhalb von Sekunden indexiert. Ein anderer wichtiger Punkt ist Transformation. Zu Beginn war der Desktop-PC der primäre Zugangspunkt, heute ist es das Handy. Menschen haben ihr Smartphone permanent dabei, was massive Auswirkungen darauf hat, wie sie es verwenden. Auch auf dem Feld der Spracherkennung hat sich viel getan. Wir haben den Knowledge Graph entwickelt. Künftig werden außerdem Dinge wie künstliche Intelligenz und Machine Learning immer wichtiger. Das fundamentale Prinzip, dass wir die Suche primär für die Nutzer machen, ist aber seit Beginn gleich geblieben.
Wie misst Google die Qualität seiner Suche?
Unser Ziel ist es, relevante Informationen aus zuverlässigen Quellen zu liefern. Wenn wir Veränderungen an der Suche machen, haben wir einen strengen Prozess, die Auswirkungen zu evaluieren. So haben wir etwa Mitarbeiter die sich die Ergebnisse ansehen und bewerten. Insgesamt 10.000 Menschen arbeiten auf der ganzen Welt in verschiedenen Regionen für uns. Für diese Menschen gibt es ein detailliertes 160-Seiten-Dokument (PDF-Link zu dem angesprochenen Dokument, Anm.), das beschreibt, was wir mit relevant meinen. Dieses Dokument ist offen im Netz einsehbar und beschreibt im Detail, was gute Suche sein soll.
Wie sieht es mit Personalisierung der Ergebnisse aus?
Obwohl viele glauben, die Google-Suche sei stark personalisiert, ist sie das in der Realität nicht. Sie ist viel stärker lokalisiert. Wenn man etwa “
Restaurant” sucht, will man in der Regel nicht das beste Restaurant der Welt finden, sondern das um die Ecke. Wenn wir das nicht liefern, haben wir auf einer sehr fundamentalen Ebene versagt.
Und Personalisierung hinsichtlich Interessen?
Wie gesagt, es ist nur ein sehr kleiner Teil der Suche personalisiert. Das liegt aber nicht daran, dass wir es nicht versuchen oder dass wir meinen, Personalisierung sei schlecht. Die Suchanfragen liefern oft so viel Kontext zu dem, was man sucht, dass es gar nicht viel Spielraum für Personalisierung gibt. Wenn Nutzer aus welchen Gründen auch immer nicht das finden, was sie suchen, verändern sie einfach die Suchbegriffe. Außerdem liefern wir nicht nur ein Suchergebnis, sondern einen ganzen Katalog mit einer Vielfalt an Informationen.
In den vergangenen Wochen gab es mehrere Berichte, dass Online-Dienste wie
Apple, Twitter oder PayPal den US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones von ihren Diensten aussperren. Wäre das für Google denkbar?
Solange es sich um keine illegalen Inhalte - wir halten uns hier an lokale Gesetze - handelt, wird es im Index sein und man wird es bei einer entsprechend spezifischen Suchanfrage finden. Unabhängig davon, wie manche Leute dazu stehen.
Wie sieht es mit der Manipulation der Suchergebnisse aus politischen Motiven aus? In den USA stehen demnächst
Wahlen an: Was tut Google, um das Ausnutzen der Suche - etwa durch Kräfte aus Russland - zu verhindern?
Seit dem Beginn von Google gibt es Versuche, Suchergebnisse zu manipulieren. Dabei handelt es sich meistens um Spammer, die kommerzielle Interessen verfolgen. Wir haben eine Reihe an Kontrollen, um das zu verhindern. Als die Debatte um die Beeinflussung von Wahlen aufkam, haben wir uns in einer guten Situation gesehen, weil wir seit 20 Jahren gegen Manipulation kämpfen. Wir haben außerdem nach russischer Einflussnahme auf unsere Suchergebnisse gesucht und nichts gefunden. Ich vermute, das liegt einfach an unserer langen Geschichte im Bekämpfen von derartiger Manipulation.
Ist klassische SEO auch eine Form der Manipulation?
Nein, das würde ich nicht so sagen. Gute SEO macht großartige Webseiten für Nutzer. Wir sagen, baut Webseiten, die für die Nutzer funktionieren und stellt sicher, dass sie für unsere Suche auffindbar sind. Manipulation wird dann zum Problem, wenn Menschen versuchen, das System auszutricksen und Nutzer auf eine falsche Fährte locken.
Wo sehen Sie die Google-Suche in 20 Jahren?
Ich bin kein Hellseher. Ich glaube aber, dass mit der heutigen Technologie hinsichtlich Machine Learning und künstlicher Intelligenz noch viel im Hinblick auf Spracherkennung möglich sein wird. Maschinelles Übersetzen und Verstehen macht bereits große Fortschritte und ich erwarte, immer mehr Interfaces zu sehen, die es erlauben, per Sprache zu interagieren. Es wird möglich sein, Unterhaltungen zu führen. Es wird aber auch in 20 Jahren noch Situationen geben, in denen Tippen das Natürlichste ist. Es geht darum sicherzustellen, dass die Suche in dem Kontext funktioniert, in der man sie nutzt.
Zur Person
Pandu Nayak ist Google Fellow und Vice President of Search. Er arbeitet seit über zwölf Jahren bei Google. Davor hat er unter anderem für die NASA tätig, wo er an Projekt Remote Agent gearbeitet hat, bei dem es darum ging, einer künstlichen Intelligenz die Kontrolle über ein Raumschiff zu geben.
Nayak hat einen Bachelor of Technology in Computerwissenschaften von der Universität Bombay und einen Ph.D. in Computerwissenschaften von der Universität Stanford.
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