AC-130J

AC-130J

© Air Force

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Laserwaffe für Kampfflugzeug AC-130: Projekt droht zu scheitern

Die AC-130 gilt als Artillerie der Lüfte. Die ikonische Propellermaschine liefert Nahbereichsunterstützung für Bodentruppen. Aufgrund ihrer massiven Feuerkraft hat sie den Spitznamen „Hell in the Sky“ – Hölle im Himmel.

Das fliegende Arsenal besteht bei der aktuellen Variante AC-130J Ghostrider aus einer 30mm-Schnellladekanone, einem 105mm-Artilleriegeschütz, sowie Raketen und Bomben. Dazu sollte auch noch eine Laserwaffe kommen. Unter dem Programm AHEL (Airborne High Energy Laser) bekam Lockheed Martin 2019 einen 5-Jahres-Vetrag zugesprochen. Doch selbst wenn dieser erfüllt wird, ist die Zukunft für AHEL ungewiss.

Tests wurden verschoben

Eigentlich hätte AHEL die erste einsatzfähige Laserwaffe in einem Flugzeug werden sollen. Mehrere Verzögerungen und eine Umstellung in der AC-130-Flotte der Air Force lassen jetzt aber vermuten, dass das Programm ins Leere laufen wird. Auch das formelle Statement der Air Force gegenüber The Drive klingt eher resignierend als zuversichtlich: „Eine formale Entscheidung über die Zukunft für AHEL wurde noch nicht getroffen. Wir rechnen mit einer Entscheidung, nachdem die technische Demonstration vollständig ist und die Daten evaluiert wurden.“

Schon im Fiskaljahr 2022 hätte AHEL erstmals in der Luft getestet werden sollen. Diese Tests wurden jetzt auf Sommer 2023 verschoben. Selbst wenn diese pünktlich durchgeführt werden, könnte laut der Air Force „noch viele zusätzliche Tests nötig sein“.

So könnte AHEL aussehen

So könnte AHEL aussehen (künstlerische Darstellung)

Laser wurde für eine alte Version der AC-130J entwickelt

Grund dafür ist, dass der Laser für die Block-20-Version der Ghostrider entworfen, bzw. bestellt wurde. 2019 wurden aber bereits die ersten Block-30-Modelle ausgeliefert. Diese AC-130Js haben neue Sensoren, neue Sicherheitsmaßnahmen, verbesserte Systeme für Lenkwaffen und aufgerüstete Kommunikationssysteme. Laut der Air Force heißt das, dass AHEL und dessen Systeme bei einer Block 30 Ghostrider nicht da integriert werden können, wo sie jetzt bei der Block 20 sind. AHEL müsste also zumindest teilweise neu designt und damit auch erneut getestet werden.

Derzeit hat die Air Force 30 AC-130J, die alle zu Block 30 aufgerüstet werden. 2 Stück der Block 20 werden bis 2024 zurückgehalten, damit mit den Maschinen AHEL getestet werden kann. Die Installation der Systeme soll im Juni beginnen.

Budget wird Fragen auf

Im Budget-Plan für 2024 sind nur 3 Millionen US-Dollar vorgesehen, um die Flugtests mit AHEL zu vervollständigen. Das sind 13 Millionen US-Dollar weniger als für das Programm 2023 eingeplant wurden.

Wenn die Air Force allerdings sagt, dass AHEL viele zusätzliche Tests benötigt, um in die Block 30s zu integriert werden, kostet das auch zusätzlich Geld. Das Budget für den Laser ist aber deutlich geringer, weshalb man schlussfolgern könnte, dass die weiteren Tests entweder nie stattfinden werden, oder im nächsten Jahr keine Priorität haben.

Laser für lautlose Spezialeinsätze

AHEL hat eine Leistung von 60 Kilowatt. Das entspricht auch der Leistung von HELIOS – der Laserwaffe, die Lockheed Martin an die US Navy geliefert hat. Diese wurde 2022 auf der USS Preble installiert und soll Kamikaze-Drohnen – sowohl in der Luft als auch im Wasser – zerstören.

AHEL hingegen ist nicht als Defensiv- sondern als Offensivwaffe gedacht. Damit soll etwa Kommunikationsinfrastruktur, leichte bis mittelstark gepanzerte Fahrzeuge und Energie-Infrastruktur beschossen und zerstört werden. Die Grundidee dabei ist, dass der Laser lautlos ist. Fliegt die AC-130J hoch genug, würde der Feind weder das Flugzeug noch den Beschuss hören. So könnten etwa Funkeinrichtungen von Wachposten oder Energiegeneratoren zerstört werden, ohne, dass der Feind mitbekommt, dass er angegriffen wird. Die Spezialeinsatzkräfte am Boden haben so mehr Zeit sich unbemerkt dem Ziel zu nähern.

AC-130 fliegt nur bei Lufthoheit

Das Missionsprofil für AHEL ist immer noch valide, allerdings ändert sich die geopolitische Lage und damit auch das mögliche Einsatzszenario. Die AC-130 kann nur in den Einsatz fliegen, wenn Lufthoheit herrscht und die Luftabwehr des Feindes eliminiert wurde. Die AC-130J hat zwar Gegenmaßnahmen, ist aber dennoch ein großes und langsames Ziel, verglichen mit normalen Kampfjets. Zudem kreist sie für ihre Einsätze über dem Zielgebiet, um ihre Waffen optimal einsetzen zu können. Das gibt der Luftabwehr mehr Gelegenheit für Angriffe.

In Vietnam, Panama, Kosovo, Afghanistan und Irak konnte die AC-130 effektiv eingesetzt werden. Der aktuelle Krieg von Russland gegen die Ukraine macht aber deutlich, dass selbst moderne, schnelle Jets extrem anfällig für aktuelle Luftabwehrsysteme sind. Deshalb konnte auch ein Jahr nach dem Beginn des Kriegs weder Russland noch die Ukraine die Lufthoheit erlangen.

Die USA bereiten sich auf einen Konflikt mit China vor. Gegen die chinesische Luftabwehrsysteme wäre die AC-130J nahezu chancenlos. Damit die Ghostrider bei einem Konflikt im Pazifik eingesetzt werden kann, braucht sie dringend verbesserte Abwehrsysteme und nicht einen Offensivlaser. Das spricht also auch dagegen, dass das AHEL-Programm nach den Tests fortgesetzt wird.

Laser für die Raketenabwehr

Das heißt aber nicht, dass für die Air Force das Thema Laser komplett vom Tisch ist. Die Technologie für Laserwaffen entwickelt sich laufend weiter. Während für Schiffe etwa die Leistung ständig gesteigert wird, werden Lasersysteme für Flugzeuge kleiner und leichter.

In Kürze werden etwa Laserpods getestet, bei dem das Lasersystem wie eine Bombe unten am Flugzeug befestigt wird. Weitere Projekte sehen Abwehrlaser vor, um Boden-Luftraketen zu zerstören, die auf das Flugzeug zufliegen.

LANCE von Lockheed Martin

Unter dem Namen LANCE entwickelt Lockheed Martin eine Laserwaffe, die als Pod von Kampfjets getragen werden kann

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