"Männer töten": Twitter sperrt Konten nach Femizid-Postings
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Nach dem erneuten Mord an einer Frau durch ihren (Ex-)Partner in Wien, brachten viele ihre Fassungslosigkeit auf Twitter zum Ausdruck. In Postings wurde mit den Worten "Männer töten" die hohe Anzahl an Gewalttaten und Tötungsdelikten von Männern an Frauen thematisiert. So wurde von vielen auch darauf hingewiesen, dass Femizide in der Regel eine Vorgeschichte haben und verbale und psychische Gewalt an Frauen kleingeredet und schlichtweg nicht ernst genommen wird.
Twitter sperrt Konten
Doch die bloße Feststellung, dass "Männer töten", war für Twitter offenbar schon zu viel. Diverse Accounts wurden gesperrt bzw. vorübergehend eingeschränkt. Die Betroffenen konnten teilweise zwar noch mitlesen, aber nichts mehr posten bzw. liken oder retweeten. Als Grund gab Twitter an, dass die Postings, die ja eigentlich Gewalt und Hass gegen Frauen thematisieren, ihrerseits gegen die Twitter-Regeln über Hass-Inhalte verstoße und Gewalt fördere.
Warum Twitter die Accounts sperrte, ist unklar. Eine Anfrage der futurezone bei Twitter blieb bislang unbeantwortet. Eine Möglichkeit ist, dass die Postings von anderen gemeldet wurden. Die andere Möglichkeit ist, dass der Sprachalgorithmus wie so oft bei sozialen Plattormen versagte und die Feststellung, dass Männer töten, fälschlicherweise als Aufforderung interpretierte, man solle Männer töten, was aber in keinem Posting auch nur angedeutet wurde.
Auch Politik über Femizid-Serie schockiert
Der Mord an einer 35-Jährigen sorgte auch unter Politiker*innen für Entsetzen. Neben Justizministerin Alma Zadić, Infrastruktur- und Umweltministerin Leonore Gewessler und Präsident Alexander van der Bellen, die Maßnahmen einforderten und ankündigten, meldete sich auch die Grüne Klubchefin Sigi Maurer zu Wort.
Sie zeigte sich persönlich schockiert, da es sich bei dem mutmaßlichen Täter vermutlich um den Bierwirt handelt, der ihr Ende Mai 2018 obszöne Privatnachrichten geschickt und nach der Veröffentlichung durch Maurer geklagt hatte. Gleichzeitig hielt sie fest, dass die Identität des Täters keine Rolle spiele. Man müsse die Mechanismen hinter der Gewalt, wie Frauenverachtung sowie die Unfähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen, brechen, schrieb sie sinngemäß.
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