Symbolbild: Manchmal wird Obsidian für einen Meteorit gehalten

Symbolbild: Manchmal wird Obsidian für einen Meteorit gehalten

© EPA / Peter Komka

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Meteorit soll Balkon getroffen haben: Frau hat gelogen

Viele Weltraum-Begeisterte träumen davon, einmal einen Meteorit zu finden. Eine Glückliche in der deutschen Stadt Wilhelmshaven musste dafür nicht einmal suchen.

Laut ihr hörte sie gegen 23 Uhr nachts ein lautes Geräusch vor dem Fenster. Am nächsten Tag hat sie einen ungewöhnlichen Stein am Balkon gefunden. In der Facebook-Gruppe „Unsere Stadt Wilhelmshaven“ hat sie ein Foto davon gepostet. Außerdem hat ihr der Leiter des Planetariums in Bremen bereits telefonisch bestätigt, dass es tatsächlich ein Meteorit sei.

Das war allerdings gelogen, berichtet kreiszeitung.de. Zwar hat sie mit Andreas Vogel, dem Leiter des Planetariums, wirklich telefoniert. Der sagte ihr aber, dass er einen Meteoriten ausschließen könne. „Unter Umständen hätte es Weltraummüll sein können“, sagt Vogel. Vogel habe noch einen Experten für Meteoriten hinzugezogen. Der schloss nicht nur den Meteoriteneinschlag aus, sondern auch die Weltraumschrott-Möglichkeit.

Meteorit war womöglich Obsidian

Die Nutzerin hat ihre Beiträge auf Facebook mittlerweile wieder gelöscht. Das Bild ist also nicht mehr vorhanden. Anhand der Beschreibung, ein schwarz-schimmernder Stein mit gläserner Oberfläche, könnte es Obsidian gewesen sein. Dabei handelt es sich um ein auf der Erde natürlich vorkommendes, vulkanisches Glasgestein.

Obsidian wird manchmal mit Impaktschmelzgestein verwechselt. Dieses entsteht durch die Wucht des Einschlags eines Meteoriten. Dadurch wird vorhandenes Erdgestein geschmolzen und kühlt danach stark ab. Das ist aber auf dem Balkon wohl nicht passiert und auch dann wäre es kein Meteorit, sondern Erdgestein, das durch einen Einschlag geschmolzen ist.

Teer oder Abdichtmasse vom Dach

Laut dem Meteoritenexperten, Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sind die wenigsten, gemeldeten Meteoriten tatsächlich Gesteinsbrocken aus dem All. In den vergangenen 20 Jahren habe er mehr als 5.000 Objekte untersucht, davon waren nur 3 Meteoriten.

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Zu den Fehlfunden gehören etwa kleinere Steine, die vom Dach oder der Fassade abbrechen. Auch Dichtmasse für Dächer, wie etwa Bitumen, die trocknet und abbricht, wurde schon mit Meteoriten verwechselt. Heinlein, der mit der Finderin telefoniert hat, hat diese Möglichkeit angesprochen. Sie versicherte ihm, dass der Fund nicht vom Dach stamme.

Dass die Frau nicht nur bezüglich des Gesprächs mit Vogel gelogen hat, sondern den ganzen Fund simuliert hat, will er ihr nicht unterstellen. Heinlein zufolge hätte der Stein auf dem Bild auch ein Stück Schlacke oder Teer sein können. Möglicherweise hat das jemand auf ihren Balkon geworfen oder es wurde von einem Auto, das drübergefahren ist, hinaufgeschleudert. Schließlich sei es auch unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass ein großer Vogel den Teer am Fuß oder Gefieder hängen hatte, der dann im Flug abgefallen ist.

Heinlein empfiehlt bei potenziellen Funden die Checkliste auf der Website der DLR anzusehen. Dort gibt es auch eine E-Mail-Adresse, um Fundstücke zu melden.

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