US-ENVIRONMENT-SPACE-RESEARCH-NASA-CLIMATE

Dieser hier ist kein Spionagesatellit, sondern der Forschungssatellit ICESat-2

© APA/AFP/NASA/HO / HO

Digital Life

Neuer US-Spionagesatellit soll Handytelefonate abhören

NROL-44 hätte laut ursprünglichem Plan bereits im All sein sollen, der Start wurde aber mehrmals verschoben und soll nun irgendwann im September stattfinden. Bei NROL-44 handelt es sich um eine Entwicklung des US-amerikanischen National Reconnaissance Office (NRO). Dass er ein Spionagesatellit ist, ist ein offenes Geheimnis, berichtet DW.com.

Parabolantenne

Der Satellit soll einer der größten seiner Art sein, die sich sich im Erdorbit befinden. Das mehr als fünf Tonnen schwere Gerät, das mit Hilfe einer ULA Delta IV Heavy Rakete ins All gebracht wird, ist der "Signal Intelligence" (SIGINT) gewidmet. NROL-44 "hat eine riesige Parabolantenne, die sich im Weltraum zu einem Durchmesser von mehr als 100 Meter entfalten wird", meint der frühere NASA-Wissenschaftler und Buchautor David Baker.

Handymasten im Visier

Der Satellit wird in einem geosynchronen Orbit in rund 36.000 Kilometer Höhe über einem fixen Punkt auf der Erdoberfläche geparkt und dann massenweise Handytelefonate abhören. "Der Schritt weg von kabelgebundener Kommunikation hin zu drahtloser ist ein Glücksfall für Regierungen", meint Baker. "Man kann Signale von Mobilfunkmasten aufsammeln, die in die Atmosphäre abgegeben werden. Man braucht nur eine riesige Antenne und kann all diesem Kommunikationsverkehr zuhören."

Militärische Satelliten

NROL-44 gehört einer Klasse von US-Spionagesatelliten namens "Orion" an. Er soll der siebente seiner Art im Orbit sein. Das NRO betreibt laut öffentlichen Informationen insgesamt 49 Satelliten. Sie sind Teil jener 154 militärischen Satelliten, die die USA insgesamt betreiben. Zum Vergleich: Russland hat 71, China 63 bekannte militärische Satelliten. Frankreich hat 9, Deutschland hat 7. Die wachsende Anzahl an Satelliten im Orbit, u.a. durch das gigantische Satelliten-Internet-Programm Starlink von SpaceX, macht es aber einfacher denn je, die wahre Anzahl militärischer Satelliten zu verschleiern.

Weltraumschrott als Tarnung

Mit mehr Satelliten kommt auch mehr Weltraumschrott zusammen. Was Unternehmen und Wissenschaftler für ein großes Risko halten (Stichwort Kessler-Syndrom), kann für das Militär eine gute Tarnung bedeuten. "Je mehr Weltraumschrott es gibt, desto besser kann man sich darin verstecken", sagt Baker.

Virtuelle Satelliten

Seiner Ansicht nach ist es kein unrealistisches Szenario, dass Regierungen so genannte virtuelle Satelliten starten. Dabei handelt es sich um verteilt ins All gebrachte Geräte, die nur im Zusammenspiel ihre wahre Aufgabe ausführen können. "In einem könnten sich Sensoren befinden, in einem weiteren ein Verstärker, ein anderer enthält einen Prozessor und alle können eingebettet in Weltraumschrott herumfliegen."

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare