Post will über 10.000 Fahrzeuge mit grünem Antrieb ausstatten
Die Österreichische Post AG verfolgt den Plan, ihre Logistik auf der Straße möglichst klimaschonend zu gestalten. Das Vorhaben ist gewaltig, betreibt das Unternehmen doch einen Fuhrpark mit über 10.000 Fahrzeugen. In der Zustellung, die bis 2030 auf der letzten Meile komplett CO2-frei sein soll, kommen bereits heute über 4.000 Elektrofahrzeuge zum Einsatz. In den vergangenen Monaten hat die Post weitere Klimaschutzmaßnahmen gesetzt, mit einem "grünen Korridor" zwischen Niederösterreich und Wien und einem alternativen Treibstoff für Dieselfahrzeuge.
➤ Mehr lesen: Paketzustellung: Postler können ab Juli die Wohnungstür aufsperren
E-Lkw mit 540-kWh-Batterie
Im Mai hat die Post 2 Volvo FM Electric Lkw in Betrieb genommen. Die Lastwägen mit 490 kW Leistung besitzen große Batterien mit einer Kapazität von 540 Kilowattstunden und eine Reichweite von 300 Kilometern. Sie werden nun in einem 24-Stunden-Betrieb auf der knapp 20 Kilometer langen Strecke zwischen dem Flughafen Wien und dem Logistikzentrum Wien-Inzersdorf eingesetzt. Die beiden Lkw haben den Dieselverkehr auf dieser Strecke komplett abgelöst, sagt Thomas Fellner, Leiter der Transportlogistik bei der Post.
Für den "grünen Korridor" wurden im Vorfeld genaue Berechnungen angestellt. Es wurden Simulationen mit unterschiedlichen Fahrzeugmodellen auf unterschiedlichen Strecken bei unterschiedlichen Wetterbedingungen durchgeführt. Außerdem gab es einen einmonatigen Praxistest mit einem E-Lkw. "Es ist eine relativ kurze Strecke, aber die wird zig Mal am Tag gefahren", sagt Fellner. "Wir haben Dienstpläne und Ruhezeiten so gestaffelt, dass wir sehr flexibel agieren können."
➤ Mehr lesen: So soll in Österreich die Paketzustellung der Zukunft aussehen
Aufladen zwischendurch mit Schnellladestation
Aufgeladen werden die E-Lkw an einer eigens im Logistikzentrum Inzersdorf installierten Schnellladestation, und zwar nicht regelmäßig, sondern nach Bedarf, etwa in Lenkpausen oder während des Personalwechsels. Fahrerinnen und Fahrer der Lkws seien bislang sehr zufrieden, meint Fellner. "Die Lkw sind topmodern ausgestattet, leise und vibrationsarm. Für diesen Einsatzzweck gibt es keine Nachteile durch den Elektroantrieb."
Aus den Verbrauchsdaten der E-Lkw will die Post lernen und weitere Strecken in Österreich analysieren, die für E-Lkw in Frage kommen. "Wir wollen sie auch in anderen Regionen einsetzen", sagt Fellner. Angeschafft wurden die Fahrzeuge im Rahmen des ENIN-Förderprogramms der FFG. Die Möglichkeit, 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber der Anschaffung von Diesel-Lkw ersetzt zu bekommen, soll auch bei weiteren Fördercalls genutzt werden.
➤ Mehr lesen: Was noch passieren muss, bevor die schweren E-Lkw kommen
"Blumenstrauß" an Antrieben
Auf batterieelektrische Fahrzeuge will sich die Post nicht beschränken. Auf längeren Strecken innerhalb Österreichs sieht man eine Chance für Brennstoffzellen-Lkw mit grünem Wasserstoff im Tank. Mit ihnen will man auch Tests durchführen. Fellner: "Eine andere Möglichkeit wären austauschbare Batterien. Wir wollen technologieoffen bleiben. In Zukunft könnte es einen bunten Blumenstrauß an Antriebsformen geben."
➤ Mehr lesen: So gefährlich sind Wasserstofffahrzeuge in Tunneln
Hydriertes Pflanzenöl statt Diesel
Österreichweit hat die Post derzeit 180 Lkw-Züge. Bis zu einer vollständigen Elektrifizierung wäre es also noch ein weiter Weg. Zwecks Dekarbonisierung wurden alle bisher mit Diesel betriebenen Lkw auf HVO umgestellt. Das hydrierte Pflanzenöl wird aus pflanzlichen Abfällen und Reststoffen hergestellt, u.a. auch Frittierfett. Weil letzteres nach dem ursprünglichen Gebrauch weiter genutzt wird, entstehen dadurch kaum zusätzliche Emissionen. Die Hersteller sprechen von einer CO2-Reduktion um bis zu 90 Prozent.
Gegenüber Diesel gebe es nur einen geringen Preisaufschlag. "Damit können wir leben, weil wir den Nutzen dahinter, die überwiegende Reduktion der CO2-Emissionen, positiv sehen", sagt Fellner. Getankt wird das HVO im öffentlichen Tankstellennetz. Laut WKO bietet eine steigende Anzahl an Tankstellen den Treibstoff HVO100 (100-prozentiges HVO anstatt Mischung mit fossilem Diesel) an.
E-Zustellfahrzeuge zahlen sich aus
Für die Zustellung der Post auf der "letzten Meile" setzt die Post bereits seit 2011 Elektrofahrzeuge ein. Ihr Anteil sei in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, sagt Paul Janacek, Leiter des Konzern-Fuhrparks der Post. Bis Ende 2024 sollen 50 Prozent der Zustellfahrzeuge elektrifiziert sein. Das sei nicht nur gut für das Klima, sondern zahle sich auch finanziell absolut aus. "Die Investitionskosten sind höher als bei Verbrennern, aber die Instandhaltung ist günstiger. Die Fahrzeuge haben am Tag 200 Starts und Stopps. Die Effizienz von Elektromotoren ist höher."
Bei den Betriebskosten hätten sich Elektrofahrzeuge um 40 Prozent günstiger erwiesen, bei den Instandhaltungskosten um 50 Prozent. Als Herausforderung sieht Janacek den Betrieb im Gebirge oder bei harschen Wetterbedingungen. "10 Prozent unserer Flotte sind Allradfahrzeuge." Sie zu elektrifizieren, sei möglich, aber E-Autos mit größeren Batterien seien auch schwerer. Daher erreichen sie kein Optimum zwischen Zuladung und Gewicht.
Ladenetzwerk bedeutet viel Verantwortung
Eine größere Herausforderung sei das Aufladen der Fahrzeuge. Im ländlichen Bereich nehmen Zustellerinnen und Zusteller ihre Fahrzeuge öfters mit nach Hause und laden sie dort auf. Die Stromkosten erhalten sie vom Unternehmen zurück. E-Fahrzeuge müssen aber teilweise auch tagsüber geladen werden. Der Infrastrukturausbau sei oft kompliziert, sagt Janacek. Es gebe aber Lösungen. Bei geringer Anschlussleistung könnten in Zukunft etwa Ladestationen mit eingebauter Batterie zur Anwendung kommen.
"Im Endausbau werden wir 5.000 bis 6.000 Ladepunkte managen müssen", sagt Janacek. Das erfordere viel Aufmerksamkeit, um die Ausfallsicherheit hoch zu halten. Zustellfahrzeuge mit Verbrennungsmotor an Tankstellen aufzutanken, sei bisher einfach gewesen und rasch abgelaufen. Mit eigener elektrischer Ladeinfrastruktur müsse die Post auch Sorge dafür tragen, dass Fahrzeuge genau zum richtigen Zeitpunkt aufgeladen sind und für einen flüssigen Betrieb zur Verfügung stehen. "Mit Elektromobilität holt man sich auch zusätzliche Verantwortung rein. Das ist ein gewisser Aufwand. Das Netz muss funktionieren."
Kommentare