Polizei nutzt Smartphone-Apps zur Fahndung
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Nach einem erfolgreichen Testlauf in Sachsen-Anhalt soll die Fahndungsabfrage per Smartphone bei der Bundespolizei Standard werden. „Wir werden das in die Praxis übernehmen“, sagte der Leiter der Bundespolizeiinspektion Magdeburg, Alexander Schmelzer, der Deutschen Presse-Agentur.
Von Ende April bis Ende Oktober dauerte der Testlauf in der Inspektion. Die Beamten, die für 2200 Streckenkilometer und 450 Bahnhöfe zuständig sind, waren mit 20 Testgeräten unterwegs. Per Smartphone scannen sie die Ausweise und bekommen rasch das Ergebnis des Abgleichs mit dem Fahndungssystem angezeigt. Die deutlich aufwendigere Abfrage per Funk entfällt.
Technischer Testlauf
Die Inspektion in Magdeburg habe damit den technischen Testlauf absolviert, sagte Schmelzer. Nicht alles war von Anfang an gut eingestellt. „Wir haben bis zu 1000 Änderungsvorschläge gemacht.“ Zu kleine Schrift, zu langes Anmeldeverfahren - vieles sei gleich verändert worden.
Die Rückmeldungen der Überprüften wie auch die der Beamten seien positiv, sagte der Chef der Inspektion. Die Kontrollen könnten deutlich schneller durchgeführt werden. Wenn kontrollierte Personen kaum Wartezeit hätten, entstünden weniger Konflikte. Es müssten auch weniger Menschen mit auf das Revier genommen werden. Das bringe enorme Zeitersparnisse für Polizei und Bürger, sagte Schmelzer.
Das neue System funktioniert so: Der Beamte oder die Beamtin scannt per Telefon die maschinenlesbare Zeile von Pass oder Personalausweis und bekommt sofort Rückmeldung. Ein grünes Häkchen, wenn alles in Ordnung ist; ein roter Hinweis, falls etwas nicht stimmt.
Wesentlich effizienter
Dann folgen weitere Hinweise und Informationen, wenn etwa nach der Person gefahndet wird oder wenn der biometrische Pass oder Ausweis manipuliert wurden. Die Abfragen sind direkt in der Leitstelle sichtbar, die den Kollegen weiter unterstützt. Die Beamten können auch Daten von ausweislosen Personen eingeben und mit dem Fahndungsbestand abgleichen.
Die Abfrage per Funk hingegen ist wesentlich aufwendiger und kann schon mal eine Viertelstunde dauern: Wird etwa ein Schwarzfahrer in der Bahn erwischt und soll überprüft werden, muss zunächst die Funkverbindung zur Leitstelle hergestellt werden. Der Beamte nennt seinen Standort, den Grund seines Anrufs, buchstabiert den Namen des Kontrollierten und gibt dessen Geburtsdatum durch - unter Umständen bei einer schlechten Verbindung. Die Fehlerquote sei mit dem neuen System deutlich geringer, sagte Schmelzer.
Dass die Netzabdeckung nicht überall gut ist, sei kein Problem für die Handyfahndung. Es müssten nur sehr geringe Datenmengen übertragen werden, das gehe von überall aus, sagte Schmelzer. Die Sicherheit seiner Kollegen sieht er auch verbessert, denn auf dem Smartphone würden auch Hinweise wie „bewaffnet“, „gewalttätig“ oder „Drogenkonsument“ angezeigt.
Auch in Österreich
Erst kürzlich hatte die österreichische Polizei eine Schwerpunktkontrolle auf der Südautobahn A2 durchgeführt. Dabei setzten die Beamten auch auf eine Smartphone-App, mit der Abfragen bezüglich Kennzeichen, aber auch Reisepässen, in Sekundenschnelle möglich ist, wie orf.at berichtete. Dabei reicht es, das Kennzeichen eines Fahrzeugs oder den Reisepass einer kontrollierten Person abzufotografieren. Die App liefert Sekunden später das Ergebnis der Datenbankabfrage.
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