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Digital Life

Abgebrannte Pornhub-Villa bleibt ungelöster Kriminalfall

Drei Jahre lang wurde in Montreal, Kanada an einer Villa gearbeitet, die von lokalen Medien als „Ungetüm“ und „pharaonisch“ bezeichnet wurde. Sie sollte 8 Schlafzimmer haben, 7 Badezimmer, mehrere Fahrstühle, ein Klavierzimmer, eine Kunstgalerie, ein Spa und einen Indoor-Sportplatz, der gleichzeitig als Ballsaal für Festlichkeiten dienen sollte.

Am 25. April 2021 wurden 2 Männer nachts auf der Baustelle gesehen. Wenige Minuten später stand alles in Flammen. Die Häuser in der Nachbarschaft mussten evakuiert werden, 80 Feuerwehrmänner waren bis zur Dämmerung damit beschäftigt, den Brand zu löschen.

Kurz nachdem das Feuer gelöscht wurde, kam die Polizei zum Schluss: Es war Brandstiftung. Seitdem ist aber kaum etwas passiert, wie Businessinsider berichtet. Seit einem Jahr laufen die Ermittlungen, ohne sichtbare Fortschritte, ohne, dass Verdächtige festgenommen wurden.

Villa gehörte dem Chef von Pornhub

Fälle von Brandstiftung werden allgemein nur selten gelöst – meist zerstört das Feuer die Beweise. In Kanada wurden von 2016 bis 2020 nur 10,1 Prozent der Fälle von Brandstiftung gelöst.

Bei einer so teuren Villa könnte man meinen, dass Polizei und Politik sich besonders um die Aufklärung bemühen, um den reichen Investor nicht zu vergrämen. Hier könnte aber genau das Gegenteil der Fall sein. Die Villa gehörte nämlich einem der unbeliebtesten Geschäftsmänner Kanadas: Feras Antoon, Mitgründer und CEO von MindGeek.

MindGeek ist gilt als das größte Pornounternehmen der Welt. Dazu gehören ua. Pornhub, Youporn und Xtube. 2021 machte das Unternehmen einen Umsatz von 460 Millionen US-Dollar. Alleine Pornhub wird täglich von 170 Millionen Menschen besucht.

Todesdrohungen gegen Antoon

Ende 2020 war die Negativ-Stimmung gegen Pornhub, das Aushängeschild von MindGeek, auf einem Höhepunkt. Mastercard, Visa und Banken verweigerten Zahlungen an Pornhub, zahlreiche Klagen drohten. Viele drehten sich darum, dass Pornhub Vergewaltigungsvideos und Kinderpornografie anbietet. Bitten der Opfer, diese offline zu nehmen, wurden abgelehnt.

Als sich die Berichte darüber häuften, bekam Antoon Todesdrohungen. „Ich habe unzählige Kommentare von Menschen gesehen, die sagten, man solle die Firma oder mein Haus niederbrennen. Am Anfang war es noch leicht, diese Tweets zu ignorieren, weil Menschen im Internet nun mal solche Dinge schreiben. Aber dann ist mein Haus abgebrannt“, erzählte Antoon Anfang des Jahres in einem Interview mit Vanity Fair.

Am 22. April 2021, 3 Tage vor dem Feuer, wurde die Villa zum Verkauf angeboten. 16 Millionen US-Dollar war der Rufpreis.

Die blutige Geschichte der Nachbarschaft

Die Gegend, in der die Villa gebaut wurde, hatte schon vor der Brandstiftung eine bewegte Geschichte. In den 70er-Jahren machte sich die Mafia dort breit. Die Straße hinter Antoons zukünftiger Villa wurde nur noch „Mafia-Straße“ genannt. 2010 schlich sich ein Attentäter auf das Grundstück, das später Antoons sein sollte. Der Attentäter beobachtete das Haus des Mafia-Bosses Nicolo Rizzuto. Mit einem Schuss durch ein Fenster tötete er Rizzuto in dessen Küche.

Dadurch wurde die 30-jährige Vorherrschaft der Familie Rizzuto beim organisierten Verbrechen in Montreal beendet. Der Mord wurde nie aufgeklärt. Einer der Verdächtigen, Salvatore Calautti, wurde selbst 2013 bei einem Attentat getötet.

200 Bäume wurden abgeholzt, um die Villa zu bauen

2014 brach ein Streit um 200 Bäume aus, die in dieser Gegend abgeholzt werden sollten. Die Gemeinschaft wollte die Bäume erhalten, als eine Art „grünen Korridor“. Die Gegend war beliebt, weil man mit Booten am Flussufer anlegen und durch das Waldstück in den Park wandern konnte.

Der Park selbst steht unter Naturschutz, die angrenzenden Waldgebiete aber nicht. Diese gehörten der Privatperson Francesco Lapara. Die Regierung konnte es sich nicht leisten, ihm das Grundstück abzukaufen. Sie lehnte seine Entwicklungspläne, das Gebiet in Parzellen für den Wohnbau umzuwandeln, mehrfach ab. Er klagte und gewann.

Die Bäume wurden abgeholzt, das Gebiet wurde in 4 Parzellen aufgeteilt. Antoon kaufte alle 4 und begann dort im Jahr 2018 seine Villa zu errichten.

Viele Möglichkeiten, wer Feuer gelegt haben könnte

Damit gibt es gleich mehrere Motive. Das Feuer könnte von jemanden gelegt worden sein, der durch die Stimmung gegen Pornhub aufgestachelt wurde. Es könnte auch die Racheaktion eines Opfers sein, weil Pornhub sich weigerte, Vergewaltigungsvideos zu löschen. Auch Naturfans oder jemand aus der Nachbarschaft könnte es gewesen sein, die sauer waren, weil die Natur für eine Protzvilla zerstört wurde.

Es gibt zudem Vermutungen, dass Antoon die Brandstiftung selbst in Auftrag gegeben hatte. Zu der Zeit musste er sich nämlich einer 5-monatigen Anhörung des Ethikkomitees des kanadischen Parlaments stellen. Arnold Viersen, der dem Ethikkomitee angehört, sagt dazu: „Ich habe das Gefühl, dass es ein meisterhafter Plan ist, um Sympathie zu gewinnen.“ Beweise dafür hat er aber nicht: „Das ist nur meine Intuition, basierend auf dem, was ich von ihm weiß. Er ist sehr gut darin die Wahrnehmung, die Menschen von ihm haben, zu ändern.“

Verdächtig scheint auch zu sein, dass die Villa wenige Tage vor dem Brand zum Verkauf angeboten wurde. So konnte ein „Preisschild“ auf den Schaden geklebt werden. Ob die Villa auch entsprechend hoch versichert war, ist nicht bekannt. Laut der Polizei von Montreal ist die Untersuchung des Falls noch aktiv.

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