Künstlerische Darstellung eines Galileo-Satelliten im All

Künstlerische Darstellung eines Galileo-Satelliten im All

© /ESA

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Rätselhafter Totalausfall des europäischen Navigationssystems Galileo

Mit Galileo hat Europa ein eigenes Satelliten-Navigationssystem geschaffen. So soll die unabhängig von den USA erreicht werden. Diese kontrollieren nämlich das Navigationssystem GPS. Ein aktuelles Problem, und wie der Betreiber von Galileo damit umgeht, lässt die Nutzer aber daran zweifeln, ob dieses Ziel erreicht werden kann.

Die Nutzer berichten, dass seit Donnerstagnacht keine Signale mehr von den Galileo-Satelliten geschickt werden. Damit ist die Navigation per Galileo nicht möglich. Erst Samstagnacht hat die Betreibergesellschaft von Galileo den Ausfall bestätigt.

Laut einer Mitteilung auf der offiziellen Website, ist der Totalausfall am Freitag um 03:50 passiert. Als Ereignisbeschreibung ist lediglich angegeben: „Bis auf weiteres erleben Nutzer einen Ausfall des Service. Die Signale sollen nicht verwendet werden.“

Wenig Verständnis

Die User von Galileo zeigen sich wenig verständnisvoll. Ihnen zufolge hat der Ausfall bereits Donnerstagnacht begonnen und nicht erst Freitag in den frühen Morgenstunden. Und selbst wenn die Zeitangabe des Betreibers stimme, sei es problematisch, dass User erst nach fast zwei Tagen über den Totalausfall informiert werden.

Außerdem sind die User verärgert darüber, dass keinerlei Gründe für den Ausfall genannt werden. Auch auf der Website, die den Status der einzelnen Satelliten liefert, ist bei jedem lediglich „Signal nicht nutzbar“ und „Service Ausfall“ zu lesen.

Das Schweigen der Betreibergesellschaft zur Ausfallursache lässt wilde Spekulationen aufkommen. Einer der harmloseren Vorwürfe: Die GSC sei zu langsam und habe die Ursache selbst noch nicht finden können. Andere vermuten, dass geschwiegen wird, weil der Grund peinlich ist, wie etwa eine Ransomware, die die Systeme lahmgelegt hat. Einige wittern dahinter gar einen Cyberangriff von Russland oder China oder einen gezielten Erpressungsversuch von Cyberkriminellen.

Update 15.7.:

Der Unmut der User und die Medienberichte haben die Betreibergesellschaft dazu veranlasst, Stellung zu nehmen. Als Ursache wird ein Systemfehler in der Bodenstation vermutet. Weil dieser Fehler während eines Systemupgrades passierte, dauert die Wiederherstellung des Systems länger als üblich.

Die Search-and-Rescue-Funktion von Galileo für Notfälle soll auch während des Systemausfalls noch funktionieren. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass sich Galileo noch im Status "Initial Services" befindet - also noch nicht im Vollbetrieb. Dies kann man in etwa mit einer öffentlichen Beta-Phase gleichsetzen.

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