Laut Russland soll die Ukraine an einer Iskander-Attrappe bauen.

Laut Russland soll die Ukraine an einer Iskander-Attrappe bauen.

© REUTERS / Sergei Karpukhin

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Russische Propaganda zu schmutziger Bombe wird immer verrückter

Russische Staatsmedien berichten über einen angeblichen Plan der Ukraine, eine “schmutzige Bombe” zu bauen. Diese soll auf ukrainischem Gebiet detonieren. Die Aktion soll dann Russland in die Schuhe geschoben werden. Doch der angebliche Plan sei weitaus komplizierter.

Falsche Rakete mit radioaktivem Material

Laut dem russischen Medium Sputnik sei die Ukraine gerade dabei, eine falsche Rakete des Typs Iskander-M zu bauen. Dieses ballistische Raketensystem wird normalerweise von Russland verwendet. Die Rakete soll dann mit radioaktivem Material gefüllt und über dem Sperrgebiet von Tschernobyl zur Detonation gebracht werden.

Die Ukraine soll laut den russichen Medien dann behaupten, dass hier ein russischer Marschflugkörper mit Atomsprengkopf abgefangen wurde, der eine Stadt treffen sollte. Dadurch soll den westlichen Staaten vorgegaukelt werden, dass Russland die Ukraine mit Atomwaffen angegriffen hat.

Anders als Atombomben sind schmutzige Bomben mit herkömmlichem Sprengstoff ausgestattet, der radioaktives Material über ein Gebiet verteilen soll. Unter Expert*innen ist unklar, welche Gefahr von einer solchen Bombe ausgeht. Fest steht aber, dass der Einsatz einer schmutzigen Bombe wohl Panik und Chaos bei den Betroffenen auslösen würde.

Slowenien deckte Atom-Fake auf

Erst am Montag hatte das russische Außenministerium auf Twitter behauptet, dass die Ukraine an einer schmutzigen Bombe arbeitet. Dabei teilte der Account Fotos, die Materialien für eine solche Bombe zeigen sollten.

Tatsächlich handelte es sich dabei aber um ein Foto der slowenischen Atommüllentsorgungsbehörde ARAO aus dem Jahr 2010. Das teilte die slowenische Regierung am Dienstag ebenfalls auf Twitter mit.

Darauf waren außerdem keine Materialien für eine schmutzige Bombe zu sehen, sondern handelsübliche Rauchmelder. In ihren Sensoren sind geringe Mengen eines radioaktiven Stoffes verbaut, weshalb sie als radioaktiver Abfall entsorgt werden müssen.

Nato will sich nicht einschüchtern lassen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wies die russische Behauptung am Mittwoch erneut zurück. Die Vorwürfe seien absurd und die atomare Rhetorik Putins gefährlich. Die Nato lasse sich davon nicht abhalten, das Verteidigungsrecht der Ukraine so lange wie möglich zu unterstützen.

Militär-Expert*innen halten die aktuelle russische Propaganda dennoch für gefährlich. Russland könnte hier bereits eine Geschichte vorbereiten, um der Ukraine die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn tatsächlich eine Atomrakete zum Einsatz kommt. Wenn Russland wirklich eine Atomwaffe gegen die Ukraine einsetzt, kann der Kreml nachher behaupten: "Das ist die schmutzige Bombe der Ukraine, wir haben schon vorher gesagt, dass genau das passieren wird."

Offen ist, ob Russland vor hat mit der Atomrakete tatsächlich eine Stadt oder ukrainische Truppen anzugreifen. Da in dem angeblichen Plan von Tschernobyl die Rede ist, könnte Russland dort eine taktische Nuklearwaffe einsetzen, quasi als Warnschuss gegen die Ukraine.

Erfundene Angriffe in Syrien

Es wäre nicht das erste Mal, dass Russland Angriffe erfindet, um den eigenen Einsatz oder die eigene Position zu rechtfertigen. 2018 beschuldigte das russische Verteidigungsministerium Großbritannien, einen Angriff mit Chemiewaffen in Syrien vorgetäuscht zu haben. Damit sollte laut Russland ein Eingreifen ausländischer Akteure provoziert werden.

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